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München 2025: Kein Zutritt für Juden

Wir dokumentieren die Pressemitteilung von Heinz Michael Vilsmeier, Pressesprecher des Münchner Friedensbündnisses, die offenbart, dass bei dem Veranstalter „München ist bunt“ anscheinend die Brauntöne überwiegen.

Webredaktion


Pressemitteilung

Kritischen Jüdinnen wurde der Besuch einer Veranstaltung über rechtsextreme Strukturen in München verwehrt

Pressemitteilung von Heinz Michael Vilsmeier, Pressesprecher des Münchner Friedensbündnisses vom 31.10.2025

Am 27.10.2025 fand in München eine Veranstaltung zum Thema „Rechtsextreme Strukturen und Akteure in München“ statt, organisiert von „München ist bunt“. Wie bei solchen Veranstaltungen üblich, galt ein Einlassvorbehalt, um rechtsextremen Personen den Zutritt verwehren zu können.

In der Einladung hieß es (Zitat): „Liebe Freund*innen eines bunten und demokratischen Münchens, was wollen wir konkret tun angesichts von Rechtsruck und Erstarken des Rechtspopulismus? Auf alle Fälle wollen wir nicht ratlos vor dieser herausfordernden Frage stehen und engagieren uns deshalb weiterhin für Demokratie und gegen die Spaltung der Gesellschaft. Mit Blick auf die Kommunalwahl in 2026 möchten wir hierfür konkrete Handlungsoptionen identifizieren. Deshalb laden wir Euch ganz herzlich zu unserer Veranstaltung ein: Wir beginnen mit einem Impulsvortrag eines Referenten der Fachinformationsstelle Rechtsextremismus München (FIRM). Im Anschluss möchten wir mit Euch darüber diskutieren, welche möglichen konkreten Umsetzungsideen wir aus dem Gelernten für die Monate vor der Kommunalwahl mitnehmen.“

Shelly Steinberg, Mitglied der jüdisch-palästinensischen Dialoggruppe, und die jüdische Künstlerin Suzanna Treutman wollten an der Veranstaltung teilnehmen, wurden jedoch am Eingang unter Verweis auf den „Einlassvorbehalt“ abgewiesen.

Dieser lautet: „Die Veranstalter*innen behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, die der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder sie von dieser auszuschließen.“

Weder Shelly Steinberg noch Suzanna Treutman sind dem beschriebenen Personenkreis zuzurechnen. Keines der genannten Kriterien trifft auf sie zu; daher forderten sie eine Begründung für die Zurückweisung. Nach ihrer Darstellung beruht diese darauf, dass man ihnen vorwarf, antisemitisch zu sein, weil sie sich als kritische Jüdinnen für die Rechte von Palästinenser*innen engagieren.

Beide Frauen beabsichtigten, als Jüdinnen – und damit als Angehörige einer von Rechtsextremismus betroffenen Opfergruppe – an der Veranstaltung teilzunehmen. Sie werten den Ausschluss als diskriminierend und politisch motiviert und kündigen rechtliche Schritte gegen dieses aus ihrer Sicht skandalöse Vorgehen an.

Der Vorfall wirft Fragen zum Umgang mit jüdischen Stimmen in antirassistischen Kontexten auf. Er ist ein äußerst beunruhigendes Signal für einen sich verengenden Diskursrahmen in Teilen der Zivilgesellschaft, in dem kritische jüdische Perspektiven außerhalb des Mainstreams marginalisiert werden. Es stellt sich die Frage, inwieweit in den veranstaltenden Organisationen selbst antisemitische oder rassistische Tendenzen vorhanden sind.

Shelly Steinberg und Suzanna Treutman sehen in dem Vorfall eine absurde Verdrehung der Realität: Jüdinnen, die sich für Verständigung zwischen jüdischen und palästinensischen Menschen einsetzen, würden mit Rechtsextremen gleichgesetzt. Man könne sich nicht den „Schutz von Jüd*innen“ auf die Fahnen schreiben und anschließend jüdische Menschen aus der Debatte über Rechtsextremismus ausschließen, nur weil ihre israelkritischen Positionen nicht geteilt werden. Genau dies scheint aber der Fall zu sein. – Bei Interesse können Shelly Steinberg und Suzanna Treutman Videos von dem Vorfall vorlegen und natürlich stehen sie für Rückfragen zur Verfügung.

Die Veranstalterinnen und Veranstalter behaupten, sich „für Demokratie und gegen die Spaltung der Gesellschaft“ einzusetzen. Ein solches Vorgehen bewirkt jedoch das Gegenteil. Der Ausschluss kritischer Jüdinnen und Juden ist kein Schutz, sondern die Fortsetzung von Diskriminierung mit moralischem Anstrich. In München werden so selbst jüdische Kritikerinnen und Kritiker der israelischen Regierung diskreditiert, aus dem öffentlichen Diskurs verbannt und mundtot gemacht.

Besonders brisant ist der Vorgang, weil die Veranstaltung „Rechtsextreme Strukturen und Akteure in München“ von den Veranstalter*innen ausdrücklich mit Blick auf die Kommunalwahl 2026 ausgerichtet wurde. Dies weckt die Befürchtung, dass die Debatte über das Vorgehen der israelischen Regierung gegenüber den Bevölkerungen in Gaza und im Westjordanland zu einem kommunalpolitischen Thema stilisiert wird und es bei derartigen Veranstaltungen nicht um die angekündigte Auseinandersetzung mit rechtsextremen Strukturen und Akteuren in München geht.

Heinz Michael Vilsmeier, 31.10.2025
(Münchner Friedensbündnis)


Bild oben: Protest von Jüdinnen und Juden gegen den Krieg in Gaza
Foto: © Verein „Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost – EJJP Deutschland e. V.“
Quelle: https://www.juedische-stimme.de/ (Bild aus dem Titelbereich)