Demokratie – Medien – Aufklärung

Die NATO macht mobil

Rund vier Wochen lang hat der in St. Petersburg wohnende deutsche Journalist Thomas Röper (mit Einreiseverbot in die EU) die „Zwischenfälle“ zusammengetragen und ausgewertet, die uns von den Medien täglich präsentiert werden: Luftraumverletzungen, Drohnen, Störungen des Funkverkehrs, beschädigte Unterwasserkabel, Eindringen in Hoheitsgewässer und dergleichen mehr. Sie werden auf Wahrheitsgehalt und Plausibilität abgeklopft, mit dem wenig überraschenden Ergebnis: Der Bevölkerung in den NATO-Staaten soll die Lüge einer Bedrohung durch Russland in die Köpfe gehämmert werden, während die NATO damit den eigenen massiven Militäraufmarsch an der russischen Grenze rechtfertigen will.

Die Stationen von Thomas‘ Untersuchung:

  1. Eine über Estland abgestürzte Drohne kam aus der Ukraine und gehörte offenbar zu jenem Drohnenverband, der zeitgleich St. Petersburg angriff. Darf die Ukraine den Luftraum Polens und der baltischen Staaten für Angriffe auf Russland nutzen?
  2. Die 19 Drohnen im polnischen Luftraum werden als „russisch“ klassifiziert, obwohl deren Reichweite von der russischen Frontlinie nicht bis Polen reicht.
  3. Der Dachschaden eines polnischen Hauses stammte nicht von einer russischen Drohne, sondern von einem ungeschickten, missglückten Abschussversuch der polnischen Luftabwehr.
  4. Unbewiesene Luftraumverletzung durch russische Flugzeuge, aber reale, völkerrechtswidrige Kaperung von Handelsschiffen in der Ostsee durch NATO-Staaten.
  5. Nach Mission Baltic Sentry („Baltischer Wächter”) setzt die NATO noch einen Eastern Sentry drauf: die dauerhafte Entsendung neuer Land-, See- und Luftstreitkräfte an die russische Grenze. Mit der Stationierung atomwaffentragender Kampfflugzeuge schafft die NATO eine permanente nukleare Bedrohung direkt an der Grenze zur Russischen Föderation.

Webredaktion


Navigation
1. Ukrainische Kamikazedrohne über Estland abgestürzt
2. Der Drohnenvorfall über Polen wurde zum Vorwand für massive Truppenverlegungen der NATO
3. Wie ein polnisches Dorf von einer polnischen Rakete getroffen wurde
4. Was hat es mit all den Luftraumverletzungen auf sich?
5. Was hinter der NATO-Mission „Eastern Sentry“ in Osteuropa steckt


Offiziell bestätigt

Ukrainische Kamikazedrohne über Estland abgestürzt

Litauische Medien bestätigen, dass eine ukrainische Kamikazedrohne in Estland abgestürzt ist. Datum und Uhrzeit stimmen mit dem Angriff auf eine russische Raffinerie überein, der am letzten Sonntag stattfand. Wie tief sind die Baltenstaaten in die Angriffe auf Russland verstrickt?

von Anti-Spiegel (d.i. Thomas Röper)

Erstveröffentlichung am 31.08.2025 auf anti-spiegel.ru

Über den Drohnenangriff auf die Raffinerie im russischen Ust Luga nahe der estnischen Grenze und nicht weit von der russischen Millionenstadt St. Petersburg vom letzten Sonntag habe ich bereits berichtet. In dem Artikel habe ich auch die Frage aufgeworfen, ob die Drohnen, die den Großraum St. Petersburg angreifen, aus dem Baltikum kommen. Den Verdacht, dass die baltischen Staaten etwas mit dem Beschuss von Zielen im Nordwesten Russlands zu tun haben, hat bereits Anfang Juli ein einflussreicher russischer Abgeordneter geäußert und mit militärischen Konsequenzen gedroht, sollte sich das bestätigen.

Wären die baltischen Staaten an den ukrainischen Angriffe auf Ziele im Nordwesten Russlands beteiligt, wäre das eine offene Beteiligung von NATO-Staaten an einem Krieg mit Russland. Daher ist dieses Thema hochsensibel und daher wäge ich bei Artikeln über dieses Thema jedes Wort genauestens ab.

Ukrainische Drohne in Estland abgestürzt

Nun gibt es allerdings eine Meldung aus dem Baltikum, die die zumindest indirekte Beteiligung der baltischen Staaten an diesen Angriffen zu bestätigen scheint.

Der halbstaatliche litauische Fernsehsender LRT hat vor einigen Tagen gemeldet, eine offenbar ukrainische Drohne sei über Estland abgestürzt. Der Sender zitierte den Chef des estnischen Geheimdienstes und schrieb:

„„Aufgrund vorläufiger Informationen haben wir Grund zu der Annahme, dass es sich möglicherweise um eine ukrainische Drohne handelte, die russische Stellungen anvisierte. Russland hat die Drohne mithilfe von GPS-Störsendern und anderen elektronischen Mitteln vom Kurs abgelenkt, sodass sie in Estland gelandet ist“, sagte er und fügte hinzu, dass sie möglicherweise von russischem oder lettischem Territorium aus in den Luftraum des Landes eingedrungen sei. Das Wrack und ein durch eine Explosion entstandener Krater wurden ursprünglich am Montag von einem Landwirt in der Nähe des Võrtsjärv-Sees im Kreis Tartu entdeckt, berichtete der estnische öffentlich-rechtliche Sender ERR am Dienstag. Estnische Behörden gaben an, die Drohne sei am Sonntagmorgen zwischen 4:00 und 5:00 Uhr etwa 75 Kilometer von der russischen Grenze entfernt abgestürzt.“

Die Meldung ist hochbrisant, denn zum Zeitpunkt dieses Absturzes in Estland wurde auch die russische Raffinerie in Ust Luga angegriffen. Hinzu kommt, dass es zu dem Zeitpunkt Drohnensichtungen gab. Zeugen meldeten Drohnengeräusche an estnisch-lettischen Grenze, außerdem wurden zwei Drohnen über den estnischen Peipussee geortet, von denen eine in den See gestürzt sein soll. All dies fand in der genannten Zeit am frühen Sonntagmorgen des 24. August statt.

Ich bin nur ein Schreiberling und meine Kenntnisse mit grafischen Arbeiten sind minimal, weshalb ich für diese primitive Darstellung um Verzeihung bitte, aber ich habe diese Punkte zum Verständnis auf der Karte markiert und mit einer schwarzen Linie verbunden: Rot: Der Ort der Drohnengeräusche an der estnisch-lettischen Grenze, Blau: der Absturzort der Drohne, Grün: der Peipussee, wo zwei Drohnen gesichtet wurden, Gelb: die russische Raffinerie, die zu dem Zeitpunkt mit Drohnen angegriffen wurde.

Grafik: Thomas Röper, Kartengrundlage Google Maps
Woher kamen die Drohnen?

Man kann, nachdem der litauische Fernsehsender und auch andere baltische Medien bestätigt haben, dass zum Zeitpunkt des Angriffs auf die russische Raffinerie nahe der estnisch-russischen Grenze ukrainische Kamikazedrohnen das Baltikum überflogen haben, nicht mehr bestreiten, dass meine Theorie stimmt, dass die Drohnen, die den Großraum Petersburg angreifen, zumindest teilweise aus den baltischen Staaten nach Russland einfliegen.

Das wirft zunächst einmal die Frage auf, wo die Drohnen gestartet werden. Wenn sie in der Ukraine gestartet werden, dann dürften sie kaum über das mit Russland verbündete Weißrussland fliegen, sondern müssten die Route über Polen und dann die drei baltischen Staaten nach Russland nehmen. Diese Strecke wäre etwa 1.600 Kilometer lang.

Grafik: Thomas Röper, Kartengrundlage Google Maps

Die Ukraine verfügt mit der AN-196 über ein Langstreckendrohne, deren Reichweite mit bis zu 2.000 Kilometer und deren Höchstgeschwindigkeit mit 400 km/h angegeben wird. Es wäre technisch also nicht ausgeschlossen, dass die Drohnen tatsächlich aus der Ukraine kommen und mit Erlaubnis Polens und der Baltenstaaten deren Luftraum für Angriffe auf Ziele in Russland nutzen.

Um einschätzen zu können, ob diese Version stimmt, müsste Russland mitteilen, ob es AN-196 sind, die die Ziele bei Petersburg angreifen. Oder Estland müsste mitteilen, welcher Drohnentyp dort abgestürzt ist.

Was bedeutet das?

Natürlich könnten sich Polen und die Baltenstaaten dumm stellen und behaupten, die Ukraine würde ihren Luftraum ohne ihr Wissen und ohne ihre Erlaubnis für Angriffe auf Ziele in Russland nutzen. Und sie könnten auch behaupten, dass ihre Radare entlang der Grenze zwischen der NATO einerseits und Weißrussland und Russland andererseits die ukrainischen Drohnen nicht bemerkt hätten. Nur wer soll letzteres angesichts der dort zusammengezogenen NATO-Streitkräfte und dem Geschrei in Europa über die angebliche russische Bedrohung glauben?

Also können wir davon ausgehen, dass die Ukraine den Luftraum der NATO-Staaten mit deren Erlaubnis für Angriffe auf Ziele im Großraum St. Petersburg nutzt.

Ich will den Gedanken nicht zu Ende denken, denn wenn das stimmen sollte, dann würde das bedeuten, dass früher oder später eine militärische Reaktion Russlands erfolgen wird, weil die NATO, oder zumindest Polen und die baltischen Staaten, an Angriffen auf Ziele in Russland beteiligt wären.

↑ nach oben


Cui bono?

Der Drohnenvorfall über Polen wurde zum Vorwand für massive Truppenverlegungen der NATO

Der Drohnenvorfall über Polen ist noch nicht geklärt, aber die NATO beschuldigt Russland und nimmt den Vorfall zum Vorwand, um eine zeitlich unbeschränkte, massive Verlegung von Truppen und Material an die „Ostflanke“ zu beschließen, Grenzen zu schließen und Flugverbotszonen auszurufen.

von Anti-Spiegel (d.i. Thomas Röper)

Erstveröffentlichung am 17.09.2025 auf anti-spiegel.ru

Der Drohnenvorfall über Polen ist nicht geklärt und es gibt dazu immer noch viele Fragen. Der polnische Generalstab hat bestätigt, dass der weißrussische Generalstab ihn in der fraglichen Nacht kontaktiert und vor vom Kurs abgebrachten Drohnen gewarnt hat, die aus der Ukraine in Richtung Weißrussland und Polen geflogen sind. Die Generalstäbe waren von 23.00 Uhr bis 4.00 morgens deswegen in Kontakt.

Das spricht definitiv gegen das von westlichen Politikern und Medien verbreitete Narrativ einer geplanten Luftraumverletzung durch Russland.

Hinzu kommt, dass Polen inzwischen gemeldet hat, dass keine der in Polen gefundenen Drohnen Sprengstoff geladen hatte. Den veröffentlichten Fotos nach waren es Drohnen vom Typ Gerbera, die Russland oft als Störkörper einsetzt, um die ukrainische Luftabwehr zu überlasten und so den Weg für die mit Sprengstoff bestückten Drohne freizumachen.

Und damit kommt das nächste Problem ins Spiel, denn die Gerbera-Drohnen haben eine Reichweite von maximal 700 Kilometern, was bedeutet, dass aus Russland abgefeuerte Gerberas Polen gar nicht erreichen können, weil die Entfernung die Reichweite der Drohnen übersteigt.

Das bedeutet, dass die Drohnen entweder aus Weißrussland gestartet wurden, was aber niemand im Westen behauptet, oder aus der Ukraine. Die Gerbera sind recht einfache Modelle, die die Ukraine notfalls nachbauen könnte.

Cui bono?

Da an dem Vorfall so viel unklar ist, versuchen wir uns dem Thema zu nähern, wie es Kriminalisten tun, und stellen uns die Frage, wer ein Motiv dafür hatte, so einen Vorfall zu provozieren. Cui bono, oder wem nützt es?

Selensky hätte definitiv ein Motiv für eine solche Provokation, denn sogar der extrem anti-russische ehemalige polnische Präsident Duda sagte gerade erst in einem Interview, dass es das Interesse Kiews ist, die NATO in den Krieg mit Russland hineinzuziehen, und dass Selensky Ende 2022, als eine Rakete in Polen abgestürzt ist und zwei Menschen getötet hat, Druck auf Duda gemacht habe, die Rakete als russische Rakete zu bezeichnen, obwohl es eine ukrainische Abfangrakete vom Typ S-300 war.

Aber auch ein starkes Motiv ist bekanntlich noch kein Beweis für die Täterschaft.

Auch die Falken in Brüssel – sowohl bei der NATO als auch in der EU – haben ein Motiv. Oder sogar zwei, denn erstens hat man in Brüssel gehofft, dass der Vorfall Trump endlich umstimmen und zu einem harten Kurs gegen Russland bringen würde. Die Enttäuschung in Brüssel darüber, dass Trump den Vorfall sehr gelassen beurteilt, ist allenthalben sichtbar.

Das zweite Brüsseler Motiv ist es, einen Vorwand für eine weitere Truppenverlegung nach Osten zu bekommen. Da die Menschen in Europa die Kriegsbegeisterung der Brüsseler Clique nicht teilen und auf eine massive, aber grundlose Verstärkung der NATO-Truppen an Russlands Grenze ablehnend reagieren könnten, brauchte Brüssel einen Vorfall, der sich medial ausschlachten lässt. Eine massive Verletzung des NATO-Luftraums durch Russland kam ihnen da gerade recht.

Und auch die mediale Ausschlachtung erleben wir gerade, denn die westlichen Medien halten das Thema in den Schlagzeilen, obwohl de facto nichts passiert ist. In Deutschland wurde zwar gemeldet, das Dach eines Wohnhauses sei von einer abgestürzten Drohne zerstört worden, aber auch das hat sich als Lüge herausgestellt, denn in Polen wird berichtet, dass keine Drohne, sondern eine vom Kurs abgekommene Flugabwehrrakete auf das Haus gestürzt sei. Zunächst wurde versucht, das geheim zu halten, aber inzwischen wird es in Polen gemeldet. Allerdings habe ich darüber keine Berichte in deutschen Medien gefunden.

Um ein russisches Motiv zu finden, muss man sehr lange suchen, denn es gibt keines. Es sei denn, dass an den Spekulationen, dass das russische St. Petersburg aus den baltischen Staaten und nicht aus der Ukraine mit Drohnen beschossen wird, etwas dran ist. In dem Falle könnte Russland den Luftraum Polens gezielt verletzt haben, um die NATO zu warnen, dass auch Russland so etwas tun kann und dass die Luftabwehr der NATO darauf nicht vorbereitet ist.

Dass die Luftabwehr der NATO darauf nicht vorbereitet ist, hat man in der Nacht ja erlebt, denn von 19 Drohnen konnte die NATO trotz der Vorwarnung aus Weißrussland und der Aktivierung aller in Polen vorhandenen Kräfte nur vier abschießen – und man hat dabei mit teuren Raketen, die hunderttausende Dollar pro Stück kosten, leere Drohnen vom Himmel geholt, die nur etwas über 10.000 Dollar pro Stück kosten.

Die Reaktionen

Polen hat als Reaktion auf den Vorfall seine Grenzen zu Weißrussland auf unbestimmte Zeit geschlossen.

NATO-Generalsekretär Rutte hat seine Kriegsrhetorik nach dem Drohnenvorfall noch einen Gang höher geschaltet und die NATO hat umgehend beschlossen, auf den Vorfall mit einer Mission namens „Eastern Sentry“ zu reagieren. Rutte sprach von steigender russischer “Gefährlichkeit” in der Luft und erklärte, was „Eastern Sentry“ bedeutet:

„Aus diesem Grund haben wir in acht Ländern vorgeschobene Landstreitkräfte stationiert, die von allen Verbündeten unterstützt werden. Außerdem gibt es Pläne, unsere Präsenz bei Bedarf zu verstärken.“

In den deutschen Medien wird meist nur berichtet, die NATO schicke weitere Kampfflugzeuge nach Polen, um die Luftabwehr zu stärken. Tatsächlich umfasst „Eastern Sentry“ aber weit mehr, denn die NATO verlegt auch Kriegsschiffe näher an Russland heran. Und Rutte deutete, wie gesehen, auch mehr Bodentruppen an.

Auch das ist nicht meine Fantasie, der polnische Verteidigungsminister hat schon am 11. September, dem Tag nach dem Drohnenvorfall, verkündet, Polen wolle wegen des derzeit stattfindenden alljährlichen russisch-weißrussischen Manövers „Sapad-2025“ in den folgenden Tagen 40.000 Soldaten an der Grenze zu Weißrussland aufmarschieren lassen. 30.000 aus der polnischen Armee, der Rest aus anderen NATO-Staaten. Ob und wann sie wieder abgezogen werden sollen, sagte er hingegen nicht.

De facto ist all das ein massiver Aufmarsch von NATO-Truppen zu Lande, zur See und in der Luft an Russlands Grenze – und als Vorwand dient ein Vorfall, bei dem de facto nichts passiert ist und von dem nicht klar ist, wer dahinter steckt und was wirklich passiert ist.

Außerdem hat Estland dem zivilen Flugverkehr empfohlen, nicht näher als 200 Meilen (ca. 370 Kilometer) an die russische und die ukrainische Grenze zu fliegen. Litauen hat entlang der russischen Grenze ab dem 18. September sogar den Luftraum unter sechs Kilometern Höhe gesperrt, was der Einsatzhöhe kleiner Luftabwehrsysteme entspricht. Der Transitflugverkehr oberhalb von sechs Kilometern bleibt jedoch erlaubt.

Und in Russland fragt man sich natürlich, wozu die NATO eine immer größere Streitmacht an Russlands Grenzen zusammenzieht und Flugverbotszonen entlang der Grenzen verhängt, wenn nicht, um einen Angriff auf Russland vorzubereiten…

↑ nach oben


Drohnenvorfall in Polen

Wie ein polnisches Dorf von einer polnischen Rakete getroffen wurde

Die Bilder des bei dem Drohnenvorfall über Polen beschädigten Hauses gingen um die Welt. Inzwischen wurde bekannt, dass das Haus nicht von einer russischen Drohne, sondern von einer polnischen Abfangrakete getroffen wurde.

von Anti-Spiegel (d.i. Thomas Röper)

Erstveröffentlichung am 19.09.2025 auf anti-spiegel.ru

Dass das Haus in einem polnischen Dorf, das angeblich von einer russischen Drohne beschädigt wurde, in Wahrheit von einer polnischen Luftabwehrrakete getroffen wurde, wurde in Polen inzwischen eingeräumt, allerdings verschweigen deutsche Medien das bisher. Die TASS hat in einem Artikel erklärt, wie es zu dem Vorfall gekommen ist, und ich habe den Artikel übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Beschädigung eines Daches in Polen: Wie Warschau sein eigenes Dorf mit einer Rakete getroffen hat

In der Nacht zum 10. September 2025 haben die russischen Streitkräfte einen weiteren Schlag gegen militärische Einrichtungen der Ukraine geführt. Am Morgen des 10. September meldete Polen, dass etwa 20 Drohnen in den Luftraum des Landes eingedrungen und mehrere davon abgefangen worden seien. Bei dem Vorfall wurde in Polen ein Haus beschädigt, höchstwahrscheinlich durch eine Flugabwehrrakete. Die TASS hat Meinungen dazu gesammelt, was das polnische Dach warum getroffen hat.

Laut dem polnischen Ministerpräsident Donald Tusk wurden am 10. September über Polen 19 Drohnen entdeckt. Am 12. September erklärte Marcin Przydacz, Leiter des Büros für internationale Politik des polnischen Präsidialamtes, dass mindestens 21 Drohnen in den polnischen Luftraum eingedrungen seien. Ihm zufolge drangen einige der Drohnen nur für wenige Sekunden in den polnischen Luftraum ein und verließen ihn dann wieder.

Noch bevor offizielle Informationen darüber vorlagen, wem die nach Polen eingeflogenen Drohnen gehörten, beeilte sich Tusk, sie als russischen Ursprungs zu deklarieren – angeblich seien „russische Drohnen zum ersten Mal über dem Gebiet von NATO-Ländern abgeschossen worden”. Das russische Verteidigungsministerium hat sich zu Konsultationen mit der polnischen Seite „zu diesem Thema“ bereit erklärt. Die Drohnen, deren Trümmer auf polnischem Gebiet gefunden wurden, trugen keine Sprengstoffe. Auch Weißrussland hat in seinem Luftraum Fluggeräte gesichtet und die polnische Seite gewarnt, dass die Drohnen auf Polen zusteuern.

Während des Vorfalls versuchten die polnischen Streitkräfte, die Flugobjekte abzufangen. Warschau nennt unterschiedliche Zahlen für abgeschossene Drohnen. Tusk berichtete von drei abgefangenen Fluggeräten, später hielt der stellvertretende polnische Verteidigungsminister Cezary Tomczyk es für möglich, dass die Streitkräfte bis zu sechs Drohnen abgeschossen hätten.

Bereits am Morgen des 10. September gab es die Meldung, dass es im polnischen Dorf Wyryki, das nahe der Grenze zu Ukraine und Weißrussland liegt, „zu einem Zwischenfall gekommen ist, bei dem ein Wohnhaus beschädigt wurde“, und zwar das Dach und die Decke eines Gebäudes. Es gab keine Opfer. Mariusz Zanko, der Leiter des Bezirks Wlodawa, teilte an dem Tag mit, dass er nicht wisse, ob eine Drohne oder nur deren Trümmer auf das Gebäude gefallen seien.

3 von 19

Experten haben auf den geringen Prozentsatz der im polnischen Luftraum abgefangenen Drohnen sowie auf die unverhältnismäßig hohen Kosten für die Abwehrmaßnahmen hingewiesen. Die Bild-Zeitung vermutete, dass drei der 19 Drohnen von F-35-Kampfflugzeugen mit AIM-9 Sidewinder-Raketen abgeschossen wurden. Jede dieser Raketen kostet etwa 400.000 Euro. Die spanische Zeitung El Mundo schreibt unter Berufung auf Tusk, dass die Drohnen mit noch teureren AMRAAM AIM-120-Raketen abgeschossen wurden, und bezeichnet die allgemeine Reaktion der NATO auf den Vorfall als „enttäuschend”.

Das Portal Army Recognition vermutet, dass Polen für die Luftverteidigung sowohl sein eigenes Arsenal als auch die Kräfte seiner NATO-Verbündeten eingesetzt habe. Nach Ansicht der Experten des Portals sind polnische F-16-Kampfflugzeuge, amerikanische F-35-Flugzeuge der fünften Generation, Fernerkundungsflugzeuge – „fliegende Radare” – sowie Tankflugzeuge, die die Flüge der Kampfflugzeuge unterstützen, aufgestiegen und haben bei der Überwachung des Luftraums geholfen. Die in Polen stationierten deutschen Patriot-Flugabwehrraketenbatterien wurden in Alarmbereitschaft versetzt. Und obwohl mehrere Drohnen abgeschossen wurden, weist das Portal darauf hin, dass es schwierig ist, den Luftraum Nacht für Nacht zu verteidigen, wenn der Preis einer abgeschossenen Drohne nur den Bruchteil der Kosten einer modernen Flugabwehrrakete ausmacht.

Am 16. September berichtete die Zeitung Rzeczpospolita unter Berufung auf Quellen, dass das Objekt, das das Dach des Hauses in Wyryki beschädigt hat, eine polnische Rakete war. „Es handelte sich um eine Luft-Luft-Rakete vom Typ AMRAAM AIM-120 von unserer F-16, bei der während des Fluges ein Fehler im Leitsystem auftrat, weshalb sie nicht funktionierte“, zitierte die Zeitung eine Quelle. „Glücklicherweise ist sie nicht explodiert, da die Sicherungen des Zünders funktionierten.“ Dass es keine Drohne war, die auf das polnische Haus gefallen ist, bestätigte auch der Minister und Mitglied des Ministerrats für Geheimdienstangelegenheiten Polens, Tomasz Siemoniak. „Die Hinweise darauf, dass unsere Piloten oder Verbündeten Waffen eingesetzt haben und dieser [Vorfall] eine Folge des Waffeneinsatzes war, erscheinen sehr glaubwürdig“, sagte er.

Eine Million pro Schuss

Die lenkbare Luft-Luft-Rakete AMRAAM AIM-120 wurde vom amerikanischen Konzern Raytheon in Zusammenarbeit mit der Firma Hughes (die später Teil des Konzerns wurde) entwickelt. Die Rakete hat eine komplexe Konstruktion: An Bord befinden sich ein Autopilot mit Funksteuerung zur Kurskorrektur und ein eigenes Miniaturradar (aktiver Radar-Zielsuchkopf). Bei Annäherung an das Ziel schaltet sich der aktive Radar-Zielsuchkopf ein, erfasst das Objekt und steuert selbstständig darauf zu, um es dann mit einer Sprengladung von etwa 20 Kilogramm Splittern zu treffen. Nach Angaben aus offenen zugänglichen Quellen beträgt die Reichweite der AMRAAM etwa 120 Kilometer. Der Hersteller behauptet, dass das moderne Steuerungssystem „es der Rakete ermöglicht, Ziele unter schwierigsten Bedingungen schnell zu finden”, und gibt an, dass diese Rakete im Laufe von 30 Jahren Einsatzzeit an Kampfhandlungen teilgenommen und fast 5.000 Teststarts durchgeführt hat.

Für diese Funktionalität muss man im wahrsten Sinne des Wortes bezahlen: Die Militärredaktion des amerikanischen Portals The Drive hat berechnet, dass die Rakete die US-Streitkräfte im Finanzjahr 2021 etwa eine Million Dollar pro Stück gekostet hat.

Die gleichen teuren Raketen werden in den amerikanischen NASAMS-Luftabwehrsystemen eingesetzt, die die USA an die Ukraine liefern. Beim Start von einer Bodenabschussrampe verringert sich die Reichweite der für den Abschuss aus Flugzeugen bestimmten Rakete auf ein Viertel, also auf 30 Kilometer.

Auch die Ukraine versucht, F-16-Kampfflugzeuge mit Luft-Luft-Raketen für die Luftabwehr einzusetzen.

Das falsche Ziel getroffen

Fälle von fehlerhaften Abschüssen von Raketen, die zum Abfangen von Luftzielen eingesetzt wurden, kommen in der an Polen angrenzenden Ukraine ständig vor. Ein solcher Vorfall, für den ukrainische Flugabwehrsoldaten verantwortlich gemacht werden, ereignete sich am 7. September 2025. Damals brach im Regierungsgebäude der Ukraine in Kiew ein Feuer aus.

Einer der tragischsten Fälle ereignete sich im September 2023 in der von der Ukraine kontrollierten Stadt Konstantinowka. Damals traf eine Flugabwehrrakete des Komplexes „Buk”, mit dem die ukrainischen Streitkräfte ausgerüstet sind, einen vielbesuchten Markt, wodurch 16 Menschen ums Leben kamen und 32 verletzt wurden. Kiew beschuldigte Russland des Raketenangriffs und verbot Journalisten zunächst, den Ort der Tragödie zu besichtigen.

Auch Polen hat unter den Maßnahmen der ukrainischen Luftabwehr gelitten. Am 15. November 2022 kamen im Dorf Przewodów im Osten Polens zwei Menschen durch den Absturz einer Flugabwehrrakete des Komplexes S-300 ums Leben. Kiew bestritt seine Beteiligung.

Unterdessen gehen Vorfälle mit Drohnen am Himmel über Polen weiter. Am 15. September 2025 flog eine unbekannte Drohne über Regierungsgebäude und den Belvedere-Palast in der polnischen Hauptstadt. Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk erklärte, dass die Drohne neutralisiert worden sei und dass im Zusammenhang mit dem Vorfall zwei weißrussische Staatsbürger festgenommen worden seien. Später stellte sich jedoch heraus, dass einer der Festgenommenen ein 21-jähriger ukrainischer Staatsbürger war. Er wurde zu einer Geldstrafe verurteilt und mit einem Einreiseverbot aus Polen ausgewiesen. Eine 17-jährige weißrussische Staatsbürgerin wurde nach dem Verhör freigelassen. Es entstanden keine Schäden an polnischen Gebäuden.

Ende der Übersetzung

↑ nach oben


Kriegsgefahr

Was hat es mit all den Luftraumverletzungen auf sich?

Die NATO-Staaten melden in immer kürzeren Abständen Verletzungen ihres Luftraums durch russische Flugzeuge und Drohnen. Testet Russland die NATO aus, oder basteln NATO-Staaten an einem Vorwand für eine militärische Eskalation mit Russland?

von Anti-Spiegel (d.i. Thomas Röper)

Erstveröffentlichung am 21.09.2025 auf anti-spiegel.ru

Die Serie angeblicher Verletzungen des Luftraums von NATO-Staaten begann in der Nacht vom 10. auf den 11. September, als 19 Drohnen in den polnischen Luftraum eindrangen. Für die deutschen Medien war das wieder ein Anlass für Kriegspropaganda gemäß Lehrbuch, denn sie stellten das als bewusste russische Provokation dar, obwohl vieles dagegen spricht. Und sie sind dabei geblieben, obwohl beispielsweise inzwischen klar ist, dass der einzige Schaden des Vorfalls nicht von einer Drohne herrührte, sondern von einer polnischen Abfangrakete.

Die Tatsache, dass keine der Drohnen Sprengstoff geladen hatte und dass die auf Fotos gezeigten angeblichen russischen Gerbera-Drohnen gar keine ausreichende Reichweite haben, um aus Russland gestartet über die ganze Ukraine bis nach Polen zu fliegen, haben deutsche Medien auch nicht erwähnt. Es ist daher keineswegs erwiesen, dass es sich tatsächlich um russische Drohnen handelt, es könnte genauso gut eine False-Flag-Operation sein, bei der Drohnen nachgebaut wurden, die russischen Gerbera-Drohnen ähnlich sehen.

Wir haben hier also die Aussage der NATO, die von einer russischen Provokation spricht, und wir haben die Aussage Russlands, das bestreitet, dass diese Drohnen Polen überhaupt erreichen konnten. Wem soll man glauben?

Polen meldete am 19. September außerdem, russische Kampfjets seien im Tiefflug über eine polnische Bohrinsel in der Ostsee hinweggeflogen und hätten die Sicherheitszone der Plattform verletzt. Und Estland meldete am gleichen Tag, drei russische MiG-31 hätten den estnischen Luftraum verletzt.

Russland bestreitet das und gibt an, seine Jets seien planmäßig aus dem russischen Karelien nach Kaliningrad geflogen und hätten sich dabei ausschließlich im internationalen Luftraum bewegt.

Wem soll man glauben?

Cui bono?

Da wir alle nicht die Radardaten vorliegen haben, um das selbst zu überprüfen, kann nun jeder der Seite glauben, die ihm sympathischer ist. Aber man kann sich fragen, welche Seite von solchen Provokationen profitieren würde, also ein Motiv hätte.

Hat Russland ein Motiv, die NATO zu einem Krieg zu provozieren? Wenn man den westlichen Propagandisten glauben will, dann will Putin nach der Ukraine ja die NATO angreifen. Aber auch diese Herrschaften sagen alle, dass Russland dazu jetzt nicht bereit sei, solange der Krieg in der Ukraine tobt. Und sie sagen auch alle, dass Russland sich nach dem Ukraine-Krieg noch einige Jahre erholen müsse und angeblich erst 2029 bereit für einen Angriff auf die NATO sei.

Das spricht gegen die These, dass Russland jetzt in immer kürzeren Abständen den Luftraum von NATO-Staaten verletzt und einen Krieg mit der NATO provozieren will.

Andererseits haben wir in den letzten Monaten viele Provokationen von Seiten der Europäer gesehen. Es sei nur an die völkerrechtlich illegale Kaperung von Handelsschiffen mit Ladung für oder aus Russland erinnert. Und es sei daran erinnert, dass die EU versucht, einen rechtlichen Rahmen zu finden, um die Ostsee für Handelsschiffe mit Ziel Russland zu blockieren. Hinzu kommt die Medienkampagne über angeblich von Russland beschädigte Unterseekabel in der Ostsee, Details zu all dem finden Sie hier.

Europäische Staaten haben in den letzten Monaten also bereits diverse Provokationen in der Ostsee durchgeführt, von denen eine sogar dazu führte, dass ein russischer Kampfjet einem Handelsschiff zur Hilfe kommen musste, das die estnische Marine in ihre Gewässer abdrängen wollte, um es zu kapern. Und auch der Verdacht, dass die russische Region St. Petersburg aus Estland mit Drohnen beschossen wird, ist keineswegs vom Tisch.

Die europäischen Staaten spielen definitiv mit dem Feuer, indem sie russische Handelsschiffe kapern. Und es ist offensichtlich, dass sie ihren Luftraum für ukrainische Drohnen öffnen, die Angriffe auf Petersburg fliegen, was eindeutig eine Kriegsbeteiligung ist. Und das ist noch die wohlwollende Vermutung, denn die Alternative wäre, dass St. Petersburg vom Baltikum aus angegriffen wird, die Details können Sie hier nachlesen.

Auch von Versuchen einer Deeskalation ist auf Seiten der Europäer nichts zu sehen, denn obwohl es zu dem Drohnenvorfall in Polen viele offene Fragen gibt und obwohl in Polen zunächst sogar die Falschmeldung verbreitet wurde, ein Haus sei von einer Drohne beschädigt worden, wobei sich später herausstellte, dass es eine polnische Raketen gewesen ist, fordert niemand im Westen zumindest mal eine Untersuchung der Drohnen. Vielleicht waren es keine russischen Drohnen, sondern Attrappen für eine False-Flag-Operation. Das ließe sich ja schnell und leicht feststellen, wenn die Drohnen von einer neutralen Kommission untersucht würden.

Aber das geschieht nicht. Stattdessen hat die NATO umgehend die Entsendung von Truppen an die Ostflanke gestartet und das mit der – ich wiederhole es: unbewiesenen – Behauptung einer russischen Provokation begründet.

Es ist also offensichtlich, dass die Europäer jeden Vorwand nutzen, um die Lage weiter zu eskalieren. Und es ist offensichtlich, dass die europäischen Medien das Spiel mitspielen und keine Fragen stellen.

Daher ist es keineswegs ausgeschlossen, dass Polen und Estland die Luftraumverletzungen durch russische Flugzeuge erfunden haben.

Aber natürlich kann man das auch anders sehen, denn wie gesagt liegen uns die Radardaten ja nicht vor. Wir sollen den Vorwürfen aus Polen und Estland blind glauben.

Vor unser aller Augen findet ein sehr gefährliches Spiel statt, bei dem wir alle nur spekulieren können, was wirklich passiert.

↑ nach oben


Kriegsvorbereitungen

Was hinter der NATO-Mission „Eastern Sentry“ in Osteuropa steckt

Als Reaktion auf der Verletzungen des polnischen Luftraums durch angeblich russische Drohnen hat die NATO die Mission „Eastern Sentry“ ausgerufen, die neue Land-, See- und Luftstreitkräfte dauerhaft an die russische Grenze entsendet. Wer die Vorgeschichte kennt, versteht, was hinter der Mission steckt.

von Anti-Spiegel (d.i. Thomas Röper)

Erstveröffentlichung am 23.09.2025 auf anti-spiegel.ru

Ich habe bereits darauf hingewiesen, dass die in letzter Zeit gemeldeten angeblichen Verletzungen des NATO-Luftraums durch russische Flugzeuge und Drohnen nur ein Vorwand für die Stationierung weiterer NATO-Kräfte an der Grenze Russlands waren. Ich habe dabei auch auf die Vorgeschichte der Eskalationen hingewiesen, denn alle von der NATO vorgebrachten Vorwürfe gegen Russland (Beschädigung von Unterseekabeln, etc.) haben sich im Nachhinein als unwahr oder zumindest keineswegs erwiesen herausgestellt. Aber die NATO hat jeden dieser Vorfälle als Grund für eine Eskalation herangezogen. Die Details dazu finden Sie in diesem Artikel, wobei ich auch empfehle, die in dem Artikel verlinkten anderen Artikel zu lesen, um die Kausalkette besser zu verstehen.

Ein russischer Militäranalyst hat sich dieses Thema ebenfalls angeschaut und dabei einen genaueren Blick auf die Aktionen der NATO geworfen, die parallel zu den Ereignissen stattgefunden haben. Das Ergebnis ist in meinen Augen noch düsterer, als ich es in meinem Artikel gesehen habe, denn es zeichnet sich ein Bild mit von der NATO bewusst herbeigeführten Vorwänden ab, die auf einander aufbauen und im Ergebnis an Russlands Grenze eine starke und atomar bewaffnete NATO-Streitmacht aufgebaut haben. Ich habe den russischen Artikel daher übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

NATO-“Wächter”: Welche Gefahren von den Initiativen im Baltikum und in Polen ausgehen

Alexander Stepanow über die Kontrolle des Luftraums an den Grenzen Russlands und die Schaffung eines nuklearen Gürtels.

Die Strategie der NATO zur Eindämmung Russlands nimmt immer klarere und gefährlichere Konturen an. Sie wird durch eine Reihe von „Wachmissionen” umgesetzt und entwickelt sich von einer punktuellen Überwachung zu einer permanenten militärischen Präsenz. Dabei wächst sie allmählich zu einem komplexen und vielschichtigen System der Machtprojektion heran, dessen Schlüsselelement die nukleare Komponente ist.

Baltic Sentry: der erste Schritt zur permanenten Kontrolle

Die Geschichte der NATO-„Wächter” begann mit einer Initiative, die im Laufe der Zeit den Status einer permanenten Überwachung des Luft- und Seeraums in der Ostsee erlangte. Es geht um die Mission Baltic Sentry („Baltischer Wächter”), die Anfang Januar 2025 vom NATO-Generalsekretär Mark Rutte offiziell ins Leben gerufen wurde.

Der formelle Anlass für ihre Gründung waren Vorfälle mit Schäden an der Unterwasserinfrastruktur Ende 2024: am 25. Dezember an einem Kabel zwischen Finnland und Estland und zuvor an Leitungen, die Deutschland mit Finnland und Schweden mit Litauen verbinden. Die wahren Ziele der Mission sind jedoch natürlich viel weitreichender.

Nach Angaben des Hauptquartiers der NATO-Streitkräfte in Europa ist Baltic Sentry unbefristet und umfasst Mittel zur See, in der Luft, an Land und unter Wasser. Die Luftkomponente spielt dabei die Schlüsselrolle, aber das ist die erste segmentierte Maßnahme zur umfassenden Kontrolle des Grenzgebiets zu Russland mit allen Streitkräften und Mitteln der NATO.

Das Baltops-2025-Manöver im Finnischen Meerbusen, das im Juni in einem strategisch wichtigen Gebiet westlich der Halbinsel Porkkala durchgeführt wurde, demonstrierte die technologische „Füllung” dieser Mission. Die Allianz hat die neuesten maritimen Drohnen (WAM-V, Exile Drix X-8, HSMUSV, Voyager) für die Langzeitüberwachung des Meeresbodens und die Datenübertragung über das Satellitensystem Starlink getestet. Meiner Meinung nach ist das ein klarer Hinweis auf die Absicht, ein undurchdringliches und verteiltes robotergestütztes Überwachungsnetzwerk zu schaffen, das in der Lage ist, die Ostseeregion „abzuriegeln”.

Eastern Sentry: Eskalation und Eintritt in eine neue Phase

Die Erfahrungen mit Baltic Sentry wurden umgehend auf eine neue „Herausforderung” übertragen. Am 12. September 2025 verkündete Mark Rutte den Beginn der Operation Eastern Sentry („Östlicher Wächter”) als Reaktion auf einen Vorfall, bei dem ein unbemanntes Fluggerät in den polnischen Luftraum eingedrungen war. Ein weiterer „plausibler” Fake-Vorwand.

De facto erhält Eastern Sentry eine permanente systemisch Grundlage für die Überwachung des Luftraums im Grenzgebiet des Unionsstaates aus Russland und Weißrussland. Die nicht erklärten Ziele der Initiative sind jedoch weitaus anspruchsvoller. Es geht nicht nur um das Abfangen von Drohnen, sondern um die Blockade des Luftraums insgesamt und die Schaffung von Bedingungen für die Projektion der militärischen Macht der NATO auf ukrainisches Gebiet.

Das ist ein Zwischenschritt, der im Rahmen der Stationierung eines multinationalen Kontingents die zukünftige vollständige Kontrolle gewährleistet. Er beginnt mit der Dominanz in der Luft und dem Versuch, eine Flugverbotszone zu schaffen, um zu versuchen, unsere hochpräzisen Raketenwaffen und Drohnen direkt abzufangen und die Aktivitäten der russischen Luft- und Raumfahrtstreitkräfte zu blockieren, was der Verwirklichung der Ziele der Militäroperation zuwiderläuft.

Zu diesem Zweck werden in den russischen Grenzgebieten verschiedene Arten von hochpräzisen Waffen stationiert: Eurofighter, Rafale und F-16. Insgesamt erfüllt dieses Manöver mehrere Aufgaben: die Entsorgung veralteter Technik in einem potenziellen Konflikt, die Remilitarisierung Europas und die Säuberung des Vertragsraums für moderne amerikanische Waffen, vor allem die F-35. Es entsteht ein europaweites integriertes Raketenabwehr- und Luftverteidigungssystem sowie ein Netz von Flughäfen mit entsprechender Infrastruktur, deren technologische Ausstattung wiederum dem militärisch-industriellen Komplex der USA zur Verfügung gestellt wird.

Die nukleare Komponente: strategische Abschreckung durch direkte Bedrohung

Der beunruhigendste Aspekt der Mission Eastern Sentry ist die technologische nukleare Komponente. Die nach Polen verlegten französischen Rafale-Kampfflugzeuge sind zertifizierte Träger von ASMP-A-Raketen (Air-sol moyenne portee) mit einem Atomsprengkopf mit einer Sprengkraft von bis zu 300 Kilotonnen.

Die Tatsache, dass sie in unmittelbarer Nähe der russischen Grenze stationiert sind, ist die Umsetzung der zuvor vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron geäußerten Ideen über „Offenheit für einen Dialog über die mögliche Stationierung französischer Atomwaffen in anderen europäischen Ländern“.

Darüber hinaus sind an der Operation von Dänemark zur Verfügung gestellte F-16 beteiligt, die für den Einsatz von B61-Thermonuklearbomben zertifiziert sind. Kopenhagen hat bereits seine Politik der Nichtstationierung von Atomwaffen auf seinem Territorium in Friedenszeiten überarbeitet, was nicht nur den Weg für die Nuklearisierung Osteuropas, sondern auch für eine mögliche Rückkehr amerikanischer Atomwaffen nach Grönland (das sich noch unter dem Protektorat des dänischen Königreichs befindet) öffnet.

Deutschland, das Mehrzweckkampfflugzeuge vom Typ Eurofighter zur Verfügung gestellt hat, führt derzeit intensive Verhandlungen mit den USA über die Zertifizierung dieser Flugzeuge für den Einsatz derselben B61-Bomben. Es ist nicht auszuschließen, dass im Falle einer Eskalation alle geeigneten europäischen Trägerflugzeuge rasch für den Transport von Atomsprengköpfen umgerüstet werden.

Somit ist Eastern Sentry nicht nur eine Operation zur Stärkung des Luftabwehrsystems. Es ist eine Plattform für die Kampfabstimmung der unterschiedlichen europäischen Luftstreitkräfte mit amerikanischen Instrumenten, um den Einsatz hochpräziser Waffen, einschließlich Atomwaffen, zu trainieren und sie unter der Ägide der USA in ein einheitliches Kontrollsystem zu integrieren. Es entsteht eine offensive nukleare Luftwaffenkomponente des kollektiven Westens, die auf die strategische Eindämmung Russlands durch die direkte Projektion einer nuklearen Bedrohung abzielt.

Beide Missionen – Baltic Sentry und Eastern Sentry – sind Varianten einer einzigen Strategie. Es geht darum, einen dichten, technologisch hochentwickelten und permanenten Militärring an den Grenzen Russlands zu schaffen. Unter dem kaum konstruierten Vorwand der „Infrastruktursicherung” und „Luftraumüberwachung” wird dort ein System aufgebaut, dessen Schlüsselelement nicht nur die Abschreckung, sondern die Bedrohung durch den Einsatz von Atomwaffen ist. Das ist eine qualitativ neue Eskalationsstufe, die Osteuropa zu einem nuklearen Vorposten der NATO macht.

Die russische Antwort: Verstärkung in der Hoffnung auf Vernunft

Unterdessen ist bis Ende 2025 die Stationierung des russischen Raketensystems Oreschnik in Weißrussland geplant. Außerdem wurde im Rahmen der Mitte September durchgeführten Übungen Sapad-2025 der operative Einsatz und die Steuerung einer multikomponentigen Struktur der nicht-strategischen Nuklearstreitkräfte mit Iskander, Hyperschallsystemen Kalibr und Zirkon erprobt. Darüber hinaus hat Russland den Schutz von St. Petersburg und des gesamten Nordwestens des Landes im Rahmen des wieder geschaffenen Leningrader Militärbezirks durch mehrere neue motorisierte Infanterieverbände und eine Panzerdivision verstärkt. Seine direkte Aufgabe ist es, Bedrohungen durch das der NATO beigetretene Finnland sowie durch Schweden, Norwegen und die baltischen Staaten zu neutralisieren.

Die russische Antwort auf die Militarisierung und den Ausbau der militärischen Infrastruktur der NATO an ihrer Ostflanke erscheint daher zum gegenwärtigen Zeitpunkt mehr als überzeugend.

Ende der Übersetzung

↑ nach oben

Thomas Röper, geboren 1971, lebt seit über 15 Jahren in Russland. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.


Bild oben: Russische Gerbera-Flugdrohne (Beispielbild)
Foto: Dpsu.gov.ua, CC BY 4.0
Quellle: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=157767831