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Freidenker-Brief 5-2017: Solidarität mit Ken Jebsen!

Freidenker-Brief Nr. 5/2017  v.  25. November 2017

Der Deutsche Freidenker-Verband beteiligt sich an der Aktion

Solidarität mit Ken Jebsen:
Empört Euch! Bitte helft, Zensur zurückzuweisen!

Der Internet-Journalist Ken Jebsen erhält dieses Jahr den „Kölner Karlspreis für engagierte Literatur und Publizistik“, vergeben von der mittwochs im Internet erscheinenden Neuen Rheinischen Zeitung, deren Name an jenes historische „Organ der Demokratie“ – so der Untertitel – erinnert, durch das Karl Marx und Friedrich Engels von 1848 bis 1849 in die bürgerliche Revolution publizistisch eingegriffen haben. Diesem Vorbild nachzukommen, bedingt im Jahre 2017 für die Herausgeber der NRhZ, Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann, den Kollegen Ken Jebsen zu ehren, einen alternativen Medienmacher, dessen Name von Herrschaftsmedien und ihren Mitläufern nur mit dem Beiwort „umstritten“ genannt wird.

Das Programm zur Preisverleihung   im Berliner Kino „Babylon“ am 14. Dezember 2017 reicht von der Laudatio durch Mathias Bröckers (Enthüllungsautor mit satirischem Potential)  über Beiträge des Preisträgers Ken Jebsen sowie des Teammitglieds von KenFM-International, Dirk Pohlmann, ferner Evelyn Hecht-Galinski (Kölner Karlspreisträgerin 2014) Klaus Hartmann (Deutscher Freidenker-Verband) und Anneliese Fikentscher: 90 Jahre Arbeiterfotografie bis zum Kulturprogramm mit Prinz Chaos II. (Liedermacher und Kabarettist), DIE BANDBREITE (Polit-Hip-Hop-Band), General von Plattnitz (Kommandeur der obersten Heeresleitung Ost), und Gilad Atzmon (britischer Jazz-Musiker, Autor und Palästina-Aktivist). Es moderieren Anneliese Fikentscher (NRhZ) und Ullrich Mies (Mitherausgeber „Fassadendemokratie“)

Doch damit das festliche Ereignis am 14. Dezember 2017 stattfinden kann, muss noch ein politischer (und gerichtlicher) Kampf gegen einen ungeheuerlichen Versuch der Zensur erfolgreich zu Ende gebracht werden. Der Berliner Kultursenator Klaus Lederer (DIE LINKE) hat am 08.11.2017 auf Facebook gezetert: „Wie ich heute erfahren habe, soll im Dezember im Kino Babylon die Verleihung eines Preises für ‚engagierte Literatur und Publizistik‘ an Ken Jebsen stattfinden. Der Preisträger und mehrere an dieser Veranstaltung Beteiligte sind in der Vergangenheit durch offenen, abgründigen Israelhass, die Verbreitung typisch antisemitischer Denkmuster und kruder Verschwörungstheorien in Erscheinung getreten… Ich bin entsetzt, dass ein Kulturort in Berlin diesem Jahrmarkt der Verschwörungsgläubigen und Aluhüte eine Bühne bietet. Vom Geschäftsführer des Kinos Babylon würde ich mir angesichts dessen die Courage wünschen, zu sagen: Als Plattform für diesen Wahnsinn stehen wir nicht zur Verfügung.“ So zu lesen in der taz (v. 14.11.2017) unter der hetzerischen Überschrift „Querfront-Preisverleihung abgesagt“.  Da das „Babylon“ einen Zuschuss von 400.000 € im Jahr von der Kulturbehörde braucht, geht der Wunsch des Herrn Lederer schnell in Erfüllung. Es genügt, dass sein Kulturstaatssekretär Torsten Wöhlert, den Babylon-Chef Timothy Grossman anruft. Und schon ist der Mietvertrag für die Veranstaltung gekündigt.

„Ist er zu weit gegangen?“ fragt sich die taz sechs Tage später. Die Überschrift eines Kommentars am 20.11. lautet nun: „Illegitimer Maulkorb“. Der Kultursenator dürfe zwar kritisieren, aber nicht Druck gegen eine unliebsame Veranstaltung ausüben. Lederer habe „Jebsen und andere Teilnehmer der geplanten Veranstaltung des Antisemitismus bezichtigt“. „So klar ist die Sachlage aber nicht,“ muss der Chef vom Dienst der taz einräumen, ohne vom versuchten Rufmord abzulassen. Dass Jebsen „Verschwörungstheoretiker“ ist, beweise sein „notorischer Antiamerikanismus“. Schließlich muss der Denunziant feststellen: „Gerade in Lederers Partei gibt es allerdings noch beträchtliche Sympathiereserven für Jebsens Thesen und die seiner Kronzeugen“. In der Tat teilen Interviewpartner Jebsens wie Willi Wimmer, Rainer Rupp, Karin Leukefeld u.a., nicht die Begeisterung der ehemals linksradikalen taz für die mörderischen Interventionen des Westens, zuletzt in der Ukraine und Syrien.

In dieser Situation gibt es für Solidarität mit Ken Jebsen zwei gewichtige Argumente. Andreas Wehr, Autor von Büchern und Artikeln zu Europa, Philosophie und Geschichte sowie zur aktuellen Politik gibt zu bedenken:

„Zum ersten weil Lederers Agieren nur den Höhepunkt einer schon lange anhaltenden Kampagne gegen diesen Journalisten darstellt. Eine Kampagne, die durch nichts gerechtfertigt ist, und die leider – und auch das bereits seit Jahren – von der Tageszeitung junge Welt mitbetrieben wird. Deren Geschäftsführer Dietmar Koschmieder verfolgt Ken Jebsen in einer Art und Weise, die nur noch manisch genannt werden kann. Es stellt ein bespielloses Versagen dieser selbsterklärten „marxistischen Zeitung“ dar, dass ihr jetzt zu den Zensurmaßnahmen von Klaus Lederer nichts einfällt!“

 „Zum zweiten weil die Kampagne gegen Ken Jebsen auch eine gegen die Kritiker der Verhältnisse  ist. Sie hat gesellschaftskritisches Denken im Visier.“

Andreas Wehr inspiziert in seinem Beitrag das Arsenal der irrsinnigen Vorwürfe, die im Fall Lederer wie auch anderweitig mit Besessenheit erhoben werden, und kommt zu dem Schluss, es gehe eigentlich darum, dass „der Raum für politische Debatte von Beginn an auf das offiziell Akzeptierte eingegrenzt werden“ soll. Das bedeutet für den Fall Lederer: „Die Kampagne gegen Ken Jebsen ist Teil eines ideologischen Kampfes, des Kampfes um die Sprache“

In diesem Kampf hat Ken Jebsen eine besondere Funktion, auf die Wolfgang Bittner, Karlspreisträger 2010, hinweist. In seinem Beitrag „Der Berliner Babylon-Skandal“ würdigt der Schriftsteller und promovierte Jurist die Rolle des Internetportals KenFM Dieses habe sich „dank des enormen Engagements seines Herausgebers zu einem der wichtigsten alternativen Medienorgane in Deutschland entwickelt“. KenFM bringe Artikel, Interviews, Gruppendiskussionen, Monologe und Kommentare mit zumeist brisanten Inhalten. Das sei „eine ernstzunehmende Konkurrenz für die sogenannten Qualitätsmedien, und viele der in die Kritik geratenden Politiker sehen es als eine ernste Gefahr für ihr Image und die von ihnen vertretene Politik an.“ KenFM habe als crowdfinanzierter Blog inzwischen etwa so viele Aufrufe wie Spiegel Online und mehr „Follower“ bei Facebook als die ARD

Ullrich Mies, Mitherausgeber des Sammelbandes „Fassadendemokratie und tiefer Staat: Auf dem Weg in ein autoritäres Zeitalter“ schreibt in seinem Beitrag „Torhüter der einzig möglichen Ordnung – Säuberungs-Senator Lederer wirft sich schützend vor die Fassadendemokratie“, öffentliche Ämter seien zu weiten Teilen besetzt von „verantwortungslosen ‚Verantwortungsträgern‘, opportunistischen Apparatschiks und neokonservativen, transatlantischen Kriegstreibern“, „die medialen Schaltstellen von ihren reaktionären Büchsenspannern okkupiert“. Damit werde „Widerstand die erste BürgerInnenpflicht!“ „Ken Jebsen organisiert diesen Widerstand medial und lässt Menschen zu Wort kommen, die in dieser geistig gezielt verwirrten Republik schon lange keine Stimme mehr haben. Er bietet Menschen ein Podium, die sich gegen die Zurichtung der Republik als Marktplatz und geistiges sowie materielles Aufmarschgebiet für neue Kriege stellen. Das unterscheidet ihn vom würdelosen, herrschaftsverliebten Prostitutionsjournalismus des Mainstream.“ Mies weiter: „Dass Lederer in einer linken Partei nichts zu suchen hat, ist klar. Stellt sich die Frage, wie links ist die Berliner Linkspartei? Oder hat sie nicht vielmehr den rechten Rand der rechten SPD rechts überholt? Wäre das Problem mit einem Rücktritt Lederers aus der Welt? Wohl kaum! Das ganze neoliberal durchseuchte Polit- und außenpolitische Kriegsestablishment müsste zurücktreten. Erst dann hätte die Demokratie in Deutschland und der Frieden in Europa eine Chance.“

In „Lederers Partei“ DIE LINKE sind es in erster Linie Diether Dehm, Wolfgang Gehrcke und Christiane Reymann, die aufrufen:

„EMPÖRT EUCH! BITTE HELFT, ZENSUR ZURÜCKZUWEISEN!“

Das Verdikt lautet: „Das Vorgehen des Kultursenators ist weder links noch emanzipatorisch.“ Rosa Luxemburgs kritischer Geist, so sie Aufrufer, werde heute von jenen angegriffen, „die allzu leichtfertig, dafür umso verbissener und leider auch raumgreifender kritische Geister als Verschwörungstheoretiker, Antiamerikaner, Antisemiten, Querfrontler diffamieren. Zu einem ihrer Lieblingsobjekte ist Ken Jebsen geworden.“

Daraus folgt:

„Wir möchten mit Euch gegen diese Zensur protestieren und wir wünschen uns mehr gemeinsame und konzentrierte Aktionen gegen den zerstörerischen Ungeist von Stigmatisierungen und Zensur. Auch in den eigenen Reihen.“

Unterschriften und Kommentare werden erbeten an: post@wolfgang-gehrcke.de.

Die bisherigen Wortmeldungen sind aufschlussreichen und ermutigend.

Die Versuche, die Verleihung des Kölner Karlspreises für Engagierte Literatur und Publizistik der Neuen Rheinischen Zeitung (NRhZ.de) an Ken Jebsen im Babylon zu verhindern, ist eine Anschlag auf das Grundrecht der freien Meinungsäußerung. Dagegen findet vor der Preisverleihung eine Kundgebung statt:

 

Kundgebung gegen die Totengräber der Demokratie
Demokratie und Meinungsfreiheit verteidigen

Donnerstag, 14. Dezember 2017, 16 Uhr

Berlin, Rosa-Luxemburg-Platz

zwischen Babylon, Volksbühne und Parteizentrale der LINKEN

Mit

  • Preisträger Ken Jebsen
  • den aufrechten Linken Diether Dehm, Wolfgang Gehrcke, Andreas Maurer und Christiane Reymann
  • Teammitglied von KenFM-International Dirk Pohlmann
  • Liedermacher Prinz Chaos II
  • den NRhZ-Herausgebern Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann

und denen, die noch gewonnen werden.

 Das Plakat zur Kundgebung gibt es hier als PDF.

 

Im Anschluss an die Kundgebung erfolgt die

Preisverleihung

unter dem Motto von Rosa Luxemburg: „Die Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden“

Veranstalter: Neue Rheinische Zeitung, Anneliese Fikentscher, Merheimer Str. 107, 50733 Köln – in Kooperation mit KenFM.de, Organ der Demokratie, initiiert von Ken Jebsen – Planungsstand: 25.11.2017