Zeit der Verleumder - Freidenker für Klartext

Solidarität mit Hermann Kopp

Zur Spaltung und Zersetzung der Friedenskräfte haben in letzter Zeit besonders denunziatorische Aussagen wie „rechtsoffen“ und „Querfront“ Konjunktur. Dass die Regierung, ihre Medien und Geheimdienste daran interessiert sind und diese Kampagnen befeuern, verwundert nicht. Wenn aber ein Funktionär der VVN (die Kürzel stand einstmals für „Verfolgte des Naziregimes“) namens Uwe Funke auf „Facebook“ gegen den Kommunisten, Friedenskämpfer und Freidenker Hermann Kopp hetzt, fragt man sich: in wessen Diensten? „Verräter und Verbrecher“ nennt er ihn dort, und „Scheißt auf ihn!“

Das Friedensforum Düsseldorf schreibt zu diesem Vorfall:

Die faschistoide Brutalisierung der politischen Auseinandersetzung durch jemanden, der sich als Antifaschist ausgibt, vermutlich sogar selbst versteht, bleibt hier zunächst noch auf der Ebene der Sprache – aber wer garantiert uns, dass daraus nicht auch politische Tat wird? Wo es doch gegen einen „Verräter und Verbrecher“ geht? „Verräter verfallen der Feme“ lautete die Parole der Erzberger- und Rathenau-Mörder, die mit ihren Spießgesellen dann zur NSDAP und ihrer „Sturmabteilung“ SA stießen. Und die offene Zustimmung anderer „Antifaschisten“ zu der Verbalattacke dieses Funke belegt leider, dass dieser ein Umfeld hat, das es nicht erlaubt, ihn als unzurechnungsfähigen Maulhelden abzutun. Zumal ja schon sehr praktische Schritte unternommen wurden, mit denen das Düsseldorfer Friedensforum und andere antifaschistische Personen und Kräfte „zum Abschuss freigegeben“ sind:

    • mit den Raumverboten für wirkliche Antifaschisten durch das ZAKK und deren Unterstützung durch die Mitglieder und Vertreter zahlreicher linker Organisationen – von der GEW und DFG-VK über die Partei DIE LINKE bis hin zur Interventionistischen Linken –,
    • mit der – im Flugblatt noch gar nicht erwähnten – Warnung einer stets anonym auftretenden „Kö-Antifa. Mit Stil gegen Nazis“ von Wirten und städtischen Einrichtungen, dem Friedensforum Räume für seine Veranstaltungen zu geben,
    • mit der Markierung des Düsseldorfer VVN-Vorsitzenden Jürgen Schuh und der Friedensbündnis-Sprecherin Mona Aranea durch rote Kreise auf einem Foto der Online-Zeitung Ddorf Aktuell, und übrigens auch schon in der „Stattzeitung“ Terz.

Es gilt also, sich gegen eine Entwicklung zu wehren, die über bloße „Anfänge“ schon deutlich hinausgeht. Kein Wunder: seit jeher waren Kriege und Kriegsvorbereitung nicht zu trennen von Militarisierung und Demokratieabbau – früher nannte man das Faschisierung – im Innern.

In einer weiteren Zuschrift heißt es u.a.:

„Ich finde, man kann nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Heute ist es Hermann, morgen sind es andere Aktive der Friedensbewegung, die sich der Bundesregierung nicht unterordnen. Die Frage an zum Beispiel den Bundesvorstand der VVN lautet doch ganz einfach: Toleriert Ihr das? Rechtfertigen abweichende Einschätzungen Aufrufe wie den von Funke? Ja oder Nein?“

Wir dokumentieren das von Hermann Kopp verfasste Flugblatt des Friedensforums Düsseldorf, das bei Friedenskundgebungen in Düsseldorf und Kalkar am 3. Oktober 2023 verteilt wurde.

Webredaktion


Flugblatt des Friedensforums Düsseldorf

Die Kriegstreiber dürfen nicht durchkommen!

Liebe Friedensfreundinnen und  Friedensfreunde,

was ihr oben seht, ist der Screenshot eines Facebook-Eintrags von Mitte September. Der um fünf Emoticons und ein offenbar dem Netz entnommenes Foto von mir ergänzte Text lautet (Rechtschreibung und Zeichensetzung des Originals):

„Das ist der Typ der sich Kommunist und Antifaschist nennt, und dabei versucht die VVN-Vda in seinem Querfrontsumpf zu ziehen. Meidet diesen Verräter und Verbrecher!
Wer Querfront wählt wird auf die Fresse kriegen! Das ist Herrman Kopp, der meint, das Antifaschist:innen mit Faschist:innen zusammenarbeiten müssen. Scheisst auf ihn!“

Ich bin nicht bei Facebook, und so wurde ich erst durch einen Freund auf diesen Eintrag aufmerksam gemacht. Uwe Funke, den „antifaschistischen“ Autor des Eintrags, kenne ich: er war etliche Jahre Mitglied der VVN-BdA, außerdem des Vorstands der Düsseldorfer Linkspartei, bis vor kurzem auch Sprecher von „Rock gegen rechts“.

Ich bin kein ängstlicher Mensch. Was ich deshalb schlimmer finde als diese an SA-Methoden erinnernde Androhung körperlicher Gewalt ist die Tatsache, dass drei der 17 „Likes“, die dieser Eintrag schon nach 12 Stunden erhalten hatte, von Düsseldorfer VVN-Mitgliedern stammen, von denen ich zwei ebenfalls persönlich kenne: Angelika Kraft-Danglamandla, ein Mitglied der Partei Die Linke, die für ihre Partei mehrere Jahre im Stadtrat saß, und Oliver „Olli“ Schneider, stv. Vorsitzender des ZAKK e.V. Im ZAKK, einer städtisch geförderten Kultureinrichtung, hat das Friedensforum, von mir angemeldet, jahrzehntelang Veranstaltungen durchgeführt, bis ihm und mir Anfang April d.J. Raumverbot erteilt wurde.

Begründung, in den stets von diesem Olli, einem auf seinen Antikommunismus stolzen „Anar chosyndikalisten“ verfassten Rundschreiben an die Mitglieder des ZAKK e.V., war die angebliche „Rechtsoffenheit“ des Friedensforums.

Neuerdings trifft das Raumverbot auch die Düsseldorfer VVN: denn auch Jürgen Schuh, ihr langjähriger Vorsitzender, wurde bei Kundgebungen des Friedensbündnisses NRW gesichtet. Und schämt sich dafür nichtmal!

Machen wir’s kurz: Mit dem Vorwurf der „Querfront“ oder der „Rechtsoffenheit“ bedienen Funke wie das ZAKK ein von den Herrschenden und den deutschen Leitmedien massiv gefördertes „antifaschistisches Narrativ“. Es hat den früher üblichen Vorwurf gegen die Friedensbewegung, kommunistisch unterwandert oder gesteuert zu sein, inzwischen abgelöst.

Wer, wie wir, die derzeit größte Gefahr für die Demokratie, ja für die schiere Existenz unseres Landes und seiner Bevölkerung nicht von angeblich (dieBasis) oder tatsächlich (AfD) rechten Parteien ausgehen sieht, sondern von der Politik der Bundesregierung, ist davon betroffen. Unsere Denunziation als „rechtsoffen“ soll Menschen, die die aktuelle Kriegspolitik der Bundesregierung und ihrer Pro-Forma-Opposition ablehnen, davon abhalten, sich gegen diese Kriegspolitik zu engagieren.

Um es deshalb ein für alle Mal zu sagen: Mit Nazis, mit Faschos haben das Friedensforum Düsseldorf und das Friedensbündnis NRW absolut nichts am Hut. „Faschismus ist keine Meinung, Faschismus ist ein Verbrechen“ — das weiß sogar das Grundgesetz, dessen Art. 139 deshalb von Nazijuristen, die aber der BRD höchst willkommen waren, für irrelevant erklärt wurde. Aber nichts am Hut haben wir auch mit Leuten, die, unter welchen grünen, roten, blauen, gelben oder sonstigen Farben auch immer, uns in einen neuen Krieg hetzen wollen. Sie nennen sich Antifaschisten, und unter der Parole „Nie wieder Auschwitz!“ (so der zeitweilige Straßenkämpfer und damalige Außenminister, heutige Industrielobbyist Joseph „Joschka“ Fischer) führten sie 1999 den Krieg gegen Jugoslawien, und seine heutigen Nachfolger in Amt und Würden dienern vor nahöstlichen Potentaten und lobpreisen die Bandera-Jünger und -Verehrer der Ukraine als Verteidiger „unserer Freiheit und Demokratie“ gegen den „Autokraten“ Putin.

Rechtsoffen? Nun ja: eine sehr lesenswerte Stellungnahme von Mitgliedern der Partei DIE LINKE gegen diese denunziatorisch gemeinte Bezeichnung konsequenter Friedenskräfte ist inzwischen bekannt. Aber man kann es auch anders sehen: Anfang der 1990er Jahre verkündete ein ebenso reaktionärer wie kluger und sprachmächtiger bayrischer Ministerpräsident und zeitweiliger Kanzlerkandidat: rechts von ihm sei nur noch der Abgrund. Wir könnten heute sagen: „Links von uns ist nur noch die Wand.“

Wir aber wollen für den Frieden nicht Wände gewinnen, sondern Menschen — und zwar unabhängig davon, bei welchem Parteiverein sie bei den letzten Wahlen ihr Kreuzchen (oder auch gar keins) gemacht haben — in der in der Regel vergeblichen Hoffnung, damit ihren Interessen am besten zu dienen. Auch und nicht zuletzt ihrem Interesse an Frieden.

Und daher darf die Friedensbewegung keine Bewegung von Linken bleiben — aber sie ist natürlich, wenn immer der Begriff „links“ noch Sinn machen soll, eine linke, weil an den Interessen der großen Mehrheit der Menschen orientierte Bewegung.

Doch lassen wir den Streit um Begriffe und sorgen wir gemeinsam dafür, dass unsere Forderung, den Frieden zu gewinnen, nicht den Krieg, unüberhörbar wird.

 Hermann Kopp

No pasarán!
Die Kriegstreiber dürfen nicht durchkommen!


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Bild oben: Hermann Kopp bei einer Aktion zur Freilassung der „Cuban 5“ vor dem Düsseldorfer US-Konsulat am 17.03.2012
Es ist das von dem Denunzianten auf Facebook benutzte Foto; es stammt von der NRhZ:
Foto: © arbeiterfotografie.com
Quelle: http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=17604 (Online-Flyer Nr. 346  vom 21.03.2012)