Kultur & Kunst

Videos vom Linken Liedersommer 2017

Linker Liedersommer 2017 der Freidenker auf Burg Waldeck
(Artikel aus der Neuen Rheinischen Zeitung, Videos von Arbeiterfotografie)

 

Video 1: Für eine solidarische Welt gegen Ausbeutung und Krieg

Ab 1968 wurde die Burg Waldeck zum Markenzeichen linker Protestlieder. Anknüpfend an die Tradition der legendären Waldeck-Festivals zu APO Zeiten hatten Freidenker, Arbeiterfotografie, Jenny-Marx-Gesellschaft und Neue Rheinische Zeitung Künstler, Musikgruppen, Sänger und Leute, die im Seminar oder am Lagerfeuer sich mit Gleichgesinnten austauschen möchten, zu einem Musik-Treffen auf die Burg Waldeck eingeladen. Der Linke Liedersommer schlägt den Bogen zu den Kämpfen und Liedern unserer Zeit für eine solidarische Welt, gegen Ausbeutung von Mensch und Natur. Der Linke Liedersommer 2017 schlägt den Bogen von den Liedern der Oktoberrevolution von 1917 bis zu aktuellen Streikliedern unserer Zeit. Im Mittelpunkt des ersten Filmclips steht die Rede des Freidenker-Vorsitzenden Klaus Hartmann.

 

Video 2: Vorsicht! Politische Lieder!! Zwei Generationen: Frank Baier mit Wojna

Der Linke Liedersommer ist kein Konsumfestival. Hier wird kräftig mitgemacht, -gedacht, -gedichtet, -gesungen. Gleichzeitig ist der Liedersommer auf Burg Waldeck ein Bildungscamp mit Geschichte zum Anfassen und Anhören. Und 2017 – im einhundertsten Jahr der Oktoberrevolution – liegt ein Schwerpunkt auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen, die mehr theoretisch projiziert denn praktisch an diesem Sommerwochenende umgesetzt werden. Das „Alte“, die lange Geschichte einer internationalen Arbeiter- und Befreiungsbewegung zu pflegen, ist von außerordentlichem Wert, um die Wurzeln und Entstehungszusammenhänge politischer Kämpfe in wechselnden Kontinenten und Zeiten im Lied zu erspüren. Das „Neue“ wird herbeigesehnt, so wie Frank Baier und Wojna (diebandbreite) es für die Friedensbewegung im „Revoluzzerlied“ improvisieren. Wo sind sie hin, die tausenden Teilnehmer der Ostermarsch- und Protestbewegungen zu Anti-Atom-Reaktor und -Rüstung? Die alte und die junge Generation müssen zusammenkommen. Und dann? Gehts ab!

Einleitungsspots: Reinhard Frankl mit seinem Lied zu Distomo, den NS-Verbrechen in Griechenland. „Ach, roter Mond…“. Bis zum heutigen Tag nicht entschädigt, gerät Griechenland auf’s Neue – diesmal unter die EU – Räuber und Mörder…

Willi Schulze Barantin (Freidenker-Verband Hessen) berichtet mit einem Kollegen der türkischen Grup Yorum, von der versuchten Auftrittsverhinderung vor wenigen Tagen (im Juni 2017) in Fulda. Auftrittsverbote sind der türkischen Musikergruppe, die ein Millionenpublikum auf die Beine bringt, in ihrer Heimat Türkei wohl bekannt. Jetzt auch in Deutschland? Trotz des aufgekündigten Mietvertrages der städtisch verwalteten Messe in Fulda findet ein Straßenkonzert mit mehreren tausend TeilnehmerInnen statt. In zwei Jahren, so die Absicht, wird Grup Yorum auch beim Linken Liedersommer dabei sein.

Kernbeitrag: Der kampferprobte Ruhrgebietsbarde Frank Baier trägt ein selten gespieltes Lied von der „Streikweihnacht“ vor (hier zunächst nur im Ausschnitt). Anschließend singt der Knopfakkordeon- und Mundharmonikaspieler mit seinem jungen Duisburger Kollegen Wojna von der Rap/Hip-Hop-Band „diebandbreite“, das „Revoluzzerlied“. Keine GEMA, keine Konserve, kein Plattenmulti. Alles „hand and voice made“, wo es prickelt, wenn ein Ton mal danebenliegt. Perfektion ist etwas Abgeschlossenes. Politisches Lied ist offen und lebendig. Und es wird von seinen Widersachern – zu Recht – gefürchtet. Da spaltet sich selbst die (vorgeblich) linke Spreu vom Weizen, wie es in zahlreichen, auch besorgten Gesprächen bei diesem bereichernden Kulturfest zum Ausdruck kommt. Ein Phänomen, das es näher zu durchleuchten gilt.

 

Video 3: Hilarion Hartmann: fabelhaftes „neues Tierleben“

Linker Liedersommer auf Burg Waldeck 2017: Hilarions Publikumsbeitrag auf der Samstag-Abend-Bühne des zum siebten Mal angezettelten Kulturseminars besteht aus der amüsanten Fabel „Hunsrücks neues Tierleben“ in repressiveren Zeiten: „In unserer Zeit da strebt jedes Tier nach Geld und Erfolg und auch nach Plaisir. Dabei zählt nicht die Biologie, sondern die knallharte Ökonomie. Sie verlangt von allen Tieren investieren, produzieren, konkurrieren, optimieren, konsumieren und parieren…“

Der linke Liedersommer wäre kein echter „linker“, gäbe es nicht die Aussicht, die miesen Verhältnisse aus eigenen Kräften umzukehren. In der vom „Hunsrückversteher“ gedichteten und vorgetragenen Fabel machen die Tiere es den Menschen vor: Sitzt die „Intelligenz“ noch ahnungslos in der linken Kuschelecke spüren es die Kuscheltiere. „Die Spatzen pfeifen es vom Dach: Mittiere werdet endlich wach.“ … „Die Wühlmaus und der Maulwurf haben das Machtsystem längst untergraben.“ Dann kommt Bewegung in die Kuschelecke: „…protestiere, diskutiere (gemäß Fremdwort: Dialektik), revoltiere, boykottiere, agitiere alle Tiere…“ Analysiere! Niemals blindlings mitmarschiere! Applaus.

 

Videos © by arbeiterfotografie.com
Texte © by Neue Rheinische Zeitung
Quellen:
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23937
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23939
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23959


Foto oben: Screenshot aus Video 1 © by arbeiterfotografie.com