Demokratie – Medien – Aufklärung

Für Frieden und Demokratie: Freidenker und Muslime

Der Imam der Frankfurter Fatima Zehra Moschee, Hudschat-ul-Islam Sabahattin Türkyılmaz, wurde Opfer einer unerhörten Hetzkampagne der pro-zionistischen Kriegslobby. Am 21. Februar trat er zurück, um, wie er in seiner Erklärung betont, die Gemeinde, die Moschee, die beteiligten Familien, die Muslime der Stadt und den „wenn auch nunmehr beschädigten“ Dialog vor weiterem Schaden zu bewahren. Der Bundesvorsitzende des Deutschen Freidenkerverbands, Klaus Hartmann, schrieb ihm am 24. Februar: 

Sehr geehrter Herr Türkyilmaz,

gestatten Sie, dass ich Ihnen meine Solidarität und Sympathie ausdrücke.

Zunächst möchte ich klarstellen, dass ich keiner Religion oder Konfession angehöre, sondern “im Gegenteil” dem Deutschen Freidenker-Verband, dessen Bundesvorsitzender ich bin. Wir propagieren eine weltliche und wissenschaftliche Weltanschauung, zugleich respektieren und achten wir gläubige Menschen. Wir suchen mit ihnen den Dialog und die Zusammenarbeit.

Wie der Name meiner Organisation schon nahelegt, treten wir dafür ein, dass freie Gedanken auch frei geäußert werden können, dass wir keine Vorurteile, Dogmen und Tabus akzeptieren.
Die mediale Hetzkampagne der letzten Tage, insbesondere gegen Sie persönlich, ist schwer erträglich. Sie legt aber auch ein beredtes Zeugnis ab, wie es mit Demokratie und Meinungsfreiheit in diesem Land bestellt ist, dessen Regierung sich anmaßt, anderen Ländern Lektionen in Sachen Demokratie und Menschenrechte zu erteilen.

Umso mehr bedauere ich die Entscheidung der Hazrat Fatima Moschee, der Hetzkampagne nachzugeben. Wenn als Grund dafür Ihre Freitagspredigt vom 18. September 2009 angeführt wird, möchte ich die kritisierten Passagen ausdrücklich unterstützen und hinzufügen:
Nicht nur Muslime dürfen nicht dazu schweigen, dass Palästina unter Besatzung und Unterdrückung leidet, dass die Imperialisten Afghanistan und Irak besetzt haben.

Ihre Aussage findet meine vollinhaltliche Unterstützung:
“Wir wehren uns gegen jede Art von Ungerechtigkeit und Unterdrückung. Wir wollen, dass überall auf der Erde Frieden herrscht und niemand unter Unterdrückung und Besatzung leben muss, egal ob Muslim oder andersgläubig. Jedoch sehen wir, dass es immer die Muslime sind, die unterdrückt werden. Der Quds-Tag ist im wahrsten Sinne ein Tag gegen die Unterdrückung, Besatzung und Ausbeutung.”
Dies gilt auch für die Sätze: “Möge Allah alle Entrechteten und Unterdrückten Völker aus den Händen der Imperialisten und Besatzer befreien – Möge Allah das besetzte Palästina aus den Händen der Zionisten befreien.”

Wer kann an diesen -gemäß Völkerrecht!- selbstverständlichen Positionen Anstoß nehmen? Hingegen werden Sie von mir kein Bekenntnis zum “Existenzrecht Israels”, was angeblich “deutsche Staatsraison” sei, zu hören bekommen. Diese Formel ist infam und verlangt die Anerkennung Israels als “jüdischer Staat” – also von zionistischem Rassismus und Apartheid. Niemals! Jederzeit Anerkennung der Existenz Israels, verbunden mit der Forderung nach gleichen Rechten für alle Menschen in Palästina! Wie in Südafrika, wird auch das zionistische Apartheid-System untergehen.

Ich weise mit Ihnen die infame Gleichsetzung von Israel-Kritik und Anti-Zionismus mit Antisemitismus entscheiden zurück. Darin bin ich mir mit einer großen Zahl jüdischer Freunde einig. Diese Gleichsetzung soll jede Kritik an israelischen Verbrechen und am zionistischen Rassismus mundtod machen. Sie soll ein Klima schaffen, in dem die imperialistischen Kriege hingenommen werden. Zu diesem Zweck wird in diesem Land auch eine beispiellose rassistische islamophobe Kampagne gesteuert.
Der Islamophobie entkommt man nicht durch die infame Forderung des Herrn Turgut Yüksel nach Distanzierung von der Al Quds-Demonstration.

Es ist an der Zeit, dass Deutsche und besonders “integrierte” Ausländer begreifen: Widerstand gegen völkerrechtswidrige Kriege und Besatzung nicht nur eine “Möglichkeit”, sondern für alle rechtlich denkenden Menschen geboten, ja, für die Verteidiger des Völkerrechts ausdrücklich eine Pflicht. Das fordert möglicherweise der Koran, auf jeden Fall fordert es die UN-Charta!

Bisher hatte ich noch nie an einer Al Quds-Demonstration teilgenommen. Angesichts der jüngsten Gehirnwäsche-Kampagne scheint mir die Demonstrationsteilnahme ein gutes Gegengift zu sein.
Ich wünsche Ihnen alles Gute, weiterhin viel Kraft und Mut zum aufrechten Gang!

Solidarische Grüße

Klaus Hartmann


Bild: https://pixabay.com/de/users/tiburi-2851152/ Tibor Janosi Mozes