Frieden - Antifaschismus - SolidaritätPositionen

Protest gegen „Israel-Kongress“ in Frankfurt am Main

Gegen den „1. Deutsche Israelkongress“ am 31.10.2010 in Frankfurt am Main, veranstaltet von zionistischen Lobby-Organisationen,  protestierte die Palästinensische Gemeinde Deutschland, die Deutsch-Palästinensische Gesellschaft und die Palästinensische Gemeinde Hessen.

Der Deutsche Freidenker-Verband hat den OFFENEN BRIEF mitunterzeichnet:

Mit welchem Israel solidarisieren Sie sich?

Solidarisch zu sein, ist ein ehrenwerter Charakterzug. Fraglos. Ehren- und auch bewundernswert. Anders verhält es sich, wenn es um eine blinde, kritiklose und undifferenzierte Solidarität geht. Und genauso verhält es sich mit der Solidarität der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der bevorstehenden Israel-Solidaritäts-Konferenz in Frankfurt.

Mit Recht darf die Frage gestellt werden, mit welchem Israel sie sich denn tatsächlich solidarisieren?

Insbesondere diejenigen, die Personen des öffentlichen Lebens sind und in ihrer Funktion politische Parteien und kirchliche Institutionen repräsentieren. Israel ist vielfältig – gesellschaftlich, politisch und ethnisch. Der Kongress blendet aber genau diese Vielfalt aus und fokussiert das offizielle politische Israel. Jenes Israel nämlich, das von ultrarechten Politikern regiert und geführt wird.

Solidarisieren Sie sich mit der israelischen Bevölkerung, die Woche für Woche in Ostjerusalem gegen die Judaisierung des arabischen Teils der Stadt protestiert?

Solidarisieren Sie sich mit der israelischen Bevölkerung, die immer und immer wieder in Bil´in Seite an Seite mit gewaltfreien palästinensischen und internationalen Widerständlern gegen die Apartheidsmauer demonstriert?

Solidarisieren Sie sich mit den israelischen Soldaten, die den Militärdienst im Besetzten Palästina aus Gewissens- und humanitären Gründen verweigern?

Solidarisieren Sie sich mit den israelischen Künstlern, die sich weigern, in den rechtswidrig errichteten Siedlungen im Besetzten Palästina aufzutreten?

Solidarisieren Sie sich mit der palästinensischen Minderheit in Israel, die seit der Gründung des Staates Repressalien und rassistischen Gesetzen unterworfen ist?

Wenn Sie sich mit diesem Israel solidarisieren, dann haben Sie unser Verständnis und unsere
Unterstützung. Denn das ist das Israel, das Frieden und Gerechtigkeit anstrebt und somit jede Form der Solidarität verdient.

Aber Sie nehmen jetzt an einem Kongress teil, der Solidarität mit einem anderen, mit dem offiziellen und damit radikalen und brutalen Israel widerspiegelt. Ein Israel, das auf Siedlungsbau, Enteignung und Entrechtung setzt. Ein Israel, das sich seit Jahrzehnten über internationales Recht und internationale Beschlüsse hinwegsetzt. Ein Israel, das seit Jahrzehnten Landstriche anderer Staaten in der Region besetzt hält. Ein Israel, das seit über 60 Jahren das Recht des palästinensischen Volkes auf Selbstbestimmung und Rückkehr verhindert. Ein Israel, das jeglichen Friedensgedanken hinter Mauern sperrt und seit über drei Jahren weit über eine Millionen Menschen in dem größten Freiluftgefängnis der Welt – Gazastreifen gefangen hält. Ein Israel, das die friedliebende jüdische Religion ad absurdum führt und stattdessen rassistische Gesetze verabschiedet, die Minderheiten benachteiligt und ein Apartheidsystem langfristig manifestiert.

Wollen Sie sich wirklich genau mit diesem Israel solidarisieren? Dann sind Sie auch ein Teil dieses Unrechtssystems und negieren gleichermaßen die demokratischen, menschenachtenden Regeln, auf denen Deutschland fußt.


Foto: Felsendom auf dem Tempelberg in Jerusalem / Quelle: pixabay.com, user: rquevenco