Demokratie – Medien – Aufklärung

Das angebliche Versagen der israelischen und westlichen Geheimdienste

Ein Kommentar von Rainer Rupp

Erstveröffentlichung als Tagesdosis vom 20.10.2023 auf apolut.net

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Bei der Suche nach den Gründen für das Versagen der israelischen und westlichen Geheimdienste, die laut Angaben ihrer eigenen Regierungen keinen Funken eines Verdachts vom Großangriff der Hamas gehabt haben wollen, stößt man auf merkwürdige Erklärungsversuche. Die mögen dem Laien vielleicht auf den ersten Blick plausibel erscheinen, aber einem zweiten Blick halten sie nicht stand. Überall werden Ungereimtheiten deutlich, die Fragen verlangen, die zu weiteren Fragen führen.

Wenn wir die Zusammenhänge etwas besser kennen, wird unwillkürlich eine Frage laut, ob die Dienste absichtlich weggeschaut haben, oder von der politischen Führung einen entsprechenden Fingerzeig bekommen haben, wie das bereits bei 11. September der Fall gewesen war, was inzwischen ausführlich dokumentiert ist.

Als Erklärung für das Versagen der israelischen und westlichen Geheimdienste wurden schon wenige Tage nach dem Hamas-Angriff zwei interessante Varianten angeboten. Die Erste schiebt die Schuld auf die Chinesen, genauer gesagt auf Huawei, weil nämlich die Hamas angeblich nur noch Handys, Tablets und Laptops von Huawei benutzt habe, die von westlichen Diensten nicht mehr abgehört oder geknackt werden können. Letzteres stimmt zwar, aber das kann trotzdem das Totalversagen der Dienste nicht erklären, wie wir weiter unten feststellen werden.

Eine andere Erklärung kommt von den Mizrahi, der Fraktion der religiösen jüdischen Fanatiker und Rassisten, die zum ersten Mal in der Geschichte Israels im Parlament die Mehrheit haben und die unter Ministerpräsident Netanjahu alle wichtigen Ministerposten besetzt haben. Die Mizrahi haben auch Netanjahu voll im Griff, denn wenn sie die Koalition mit ihm platzen lassen, dann verliert Netanjahu seine Immunität und muss umgehend seine Strafe wegen etlicher kriminellen Vergehen im Gefängnis absitzen. Dem Gefängnis ist er nur entgangen, weil er mit den Mizrahi eine Koalition eingegangen ist, die ihm erlaubt, das Amt des Ministerpräsidenten zu haben.

Nun, die Erklärung der Mizrahi-Minister ist, dass die israelischen Nachrichtendienste, deren Personal sich aus westlich-liberalen und meist säkular gebildeten Mitarbeitern zusammensetzt, durch die Monate langen Demonstrationen der anderen Hälfte der israelischen Bevölkerung gegen die Regierung zu sehr abgelenkt waren, um ihren Job zu machen. Das aber würde nicht erklären, warum die anderen westlichen, vor allem US-Nachrichtendienste wie die CIA und NSA angeblich nichts von den Vorbereitungen der Hamas gemerkt haben.

Und wie kann man dann erklären, warum der israelische Premier Netanjahu laut israelischen und ägyptischen Berichten wiederholte Warnungen in persönlichen Telefonanrufen von Mitgliedern der ägyptischen Regierung über einen bevorstehenden Hamas-Aufstand nicht die geringste Bedeutung beigemessen hat. War also doch absichtliches Wegschauen im Spiel? Aber um was zu erreichen? Der Reihe nach.

Ziemlich perplex beobachtete die Welt letzte Woche, wie Israels Nachrichtendienste, vor allem Mossad, die angeblich beste und skrupelloseste Spionageorganisation der Welt, total versagt haben. Sie alle hätten keine Ahnung gehabt, geschweige denn eine Vorwarnung vom Hamas-Großangriff auf Ziele in israelischen Dörfern und Militärbasen. Auch die Nachrichtendienste des kollektiven Westens seien, so hört man, von den Ereignissen vollkommen überrascht worden.

Das würde bedeuten, dass insbesondere die US-National Security Agency (NSA) ebenfalls im Dunklen tappte, was kaum zu glauben ist. Mit ihrem zig-Milliarden Dollar Jahresbudget und mit der neusten und raffiniertesten Überwachungs- und Abhörtechnologien auf dem Boden und im All durchsucht die NSA rund um die Welt den Äther. Wie ein riesiger Staubsauger sammelt sie alle elektronischen Signale, um diese dann zeitnahe mit Super-Computern und Tausenden von Analysten auf nachrichtendienstlich verwertbares Material zu durchforsten. Zugleich beobachtet sie mit hochauflösenden Fotos von Spionagesatelliten vor allem in Krisengebieten rund um die Welt Aktivitäten in Trainingslagern von militanten Gruppen oder Transporte von Waffen von A nach B, usw. Allein der Schmuggel über die Grenzen nach Gaza von riesigen Mengen von nicht leicht zu beschaffenden Treib- und Sprengstoffen und Material zur Herstellung von Tausenden von Hamas-Raketen konnte keinem Geheimdienst, der die Region beobachtet, entgehen.

Die koordinierte Durchführung des Hamas-Großangriffs hat zweifellos einer umfangreichen Vorbereitung bedurft, die ohne zahlreiche elektronische Kommunikation zwischen den Kommandozentren und den einzelnen Hamas-Kampfgruppen nicht möglich gewesen wäre. Selbst wenn die Nachrichten alle verschlüsselt gewesen wären, hätte ein plötzlicher Anstieg und eine Häufung derartiger verschlüsselter Nachrichten in den Tagen vor dem Angriff einen Nachrichtendienst wie Mossad oder NSA zwangsläufig in Alarmzustand versetzten müssen. Das wiederum hätte eine allgemeine Warnmeldung an die israelische Zivilbevölkerung und das israelische Militär zur Folge gehabt. Aber nichts Derartiges ist geschehen. So konnte die Hamas den Moment der Überraschung perfekt nutzen.

Nun hat das in Jordanien ansässige, Internet-Nachrichtenportal Al Bawaba, das sich seit seiner Gründung im Jahr 2000 als eine führende Quelle für Nachrichten aus dem Mittleren Osten einen Namen gemacht hat, eine Erklärung für das Totalversagen der westlichen und israelischen Nachrichtendienste angeboten. Und der Schuldige ist der weltbekannte und von den USA sanktionierte Handy-Hersteller Huawei.

Laut Al Bawaba haben die Hamas und ihre Kämpfer zur Kommunikation Huawei-Technologie benutzt. Diese neuen Handys funktionieren nicht mehr mit dem westlichen android-Operating System (OS), sondern mit einem eigenen, chinesisch entwickelten OS, bei dem die Abhörtechniken der westlichen Nachrichtendienste nutzlos sind. Hinzu kommt, dass das chinesische OS mit einer von chinesischen Entwicklern perfektionierten Suchfunktion arbeitet und nicht mit Google, das angeblich voller offener Hintertüren für US- und westliche Spionagedienste ist. Deshalb sei Israel nicht in der Lage gewesen, etwas über die Angriffspläne von Hamas zu erfahren, so Al Bawaba.(1)

Was die Huawei-Technik anbetrifft, so ist die Al Bawaba Nachricht korrekt. In der Tat hat Huawei sein eigenes „android“ ähnliches OS und eine eigene Suchfunktion entwickelt. Das ist eine Folge der irrationalen und selbstzerstörerischen US-amerikanischen Sanktionswut, nicht nur gegen Russland, sondern auch gegen China.

Die Sanktionen gegen Huawei gehen zum Teil auf ganz gewöhnlichen Futterneid der Amerikaner zurück und zum anderen Teil auf die Sorge der US-Nachrichtendienste, bei globaler Anwendung von Huawei-Technologie nicht mehr mithören zu können.

Zur Erinnerung: Vor einigen Jahren war Huawei bereits der Marktführer für die G5 kabellose Internettechnologie. Auch viele westliche US-Vasallen wollten im Rahmen ihrer digitalen Modernisierung auf die Hunderte mal schnellere und leistungsfähigere G5-Technologie umsteigen und beim guten und preiswerten chinesischen Marktführer kaufen. Das war besonders günstig für die Länder, die bereits über die Vorgänger G4-Infrastruktur von Huawei verfügten, auf der das G5-System kostensparend aufgebaut werden konnte.

Die amerikanische G5-Konkurrenz lag in der Entwicklung weit hinter den Chinesen zurück und ihre Produkte würden letztlich auch viel teurer sein. An dieser Stelle ist dann der US-Sanktionsstaat mit Zwangsmaßnahmen auf die Bühne getreten. Er hat ex-Kathedra Huawei beschuldigt, in sein G5-System eine Spionagesoftware eingebaut zu haben. Als nächstes hat Washington seinen Vasallen verboten, G5 beim Chinesen zu kaufen. Beweise für seine Behauptungen braucht Washington ja bekanntlich nicht.

Bei Zuwiderhandlung gegen das G5-Verbot drohte der US-Schurkenstaat seinen Verbündeten, mit allerlei Strafen, u.a. mit dem Ausschluss aus dem Verbund des Austausches von nachrichtendienstlichen Erkenntnissen. Davon profitieren insbesondere die Geheimdienste der US-Vasallen-Staaten, die im Vergleich zu den US-Diensten nur begrenzte Möglichkeiten haben. Bei Wohlverhalten dürfen sie dann bei Bedarf einen Blick über die Schultern der NSA und CIA auf deren Erkenntnisse werfen, die sie mit ihren eigenen bescheidenen Mitteln nie bekommen könnten.

Vor die Wahl gestellt, nahmen die sogenannten „Five-Eyes-Staaten“, zu denen neben den USA auch Kanada, Neuseeland, Australien und Großbritannien gehören, sofort von einem Kauf von Huawei G5 Abstand. Für Deutschland, das bereits über eine G4 Infrastruktur von Huawei verfügt, käme ein solcher Schritt allerdings besonders teuer.

Seit 2020 hat die US-Regierung amerikanische und internationale Unternehmen unter Strafandrohung daran gehindert, ihre Produkte oder Dienstleistungen an Huawei zu verkaufen. In der Zwischenzeit sind diese US-Exportverbote gegen die gesamte chinesische IT-Branche erweitert worden, mit dem erklärten Ziel, die Chinesen von westlichen Hochtechnologieprodukten und der Nutzung westlicher Patente abzuschneiden und die Entwicklung des Landes zu bremsen. Aber auch hier haben sich die Amerikaner zu ihrem eigenen Schaden kräftig verkalkuliert.

Tatsächlich glauben die arroganten Idioten im US-Kongress immer noch, die Herren der Welt zu sein und dass die USA einsam an der Spitze der weltweiten technologischen Entwicklung stehen. Allerdings ist China das Land, das weltweit mehr Ingenieure, Mathematiker und Naturwissenschaftler ausbildet als die USA und die EU zusammen. China hat in den letzten Jahren doppelt so viele wissenschaftliche Patente angemeldet als die USA. Und dennoch beschuldigen verblödete US-Politiker und Medien die VR China, ihre veraltete US-Technologie stehlen zu wollen. Wahrscheinlich glauben sie sogar, Chinas technologische Entwicklung durch US-Sanktionen blockieren zu können.

Ebenso wie die anti-russischen Wirtschaftssanktionen waren letztlich auch die US-Chip-Sanktionen gegen China ein Schuss, der nach hinten losgegangen ist. Denn nicht nur haben die amerikanischen und westlichen Unternehmen mit China einen großen Kunden verloren, sondern sie haben auch einen neuen, großen Konkurrenten auf dem globalen Chip-Markt bekommen.

Da wir jetzt eine Idee von der hochwertigen Qualität der angeblich vor westlichen Abhörtechniken geschützten chinesischen Handys und anderer Kommunikationsmittel haben, könnten manche Leute glauben, dass das tatsächlich einer der Gründe gewesen sein könnte, warum die israelischen Nachrichtendienste und ihre befreundeten Kollegen im Westen keine Ahnung von dem heraufziehenden Sturm der palästinensischen Operation „Al-Aqsa Flood”, (Al-Aksa-Flut) hatten. Diese Erklärung aus dem bereits erwähnten Artikel des jordanischen Nachrichtenportals Al Bawaba stammt jedoch von einer höchst schillernden Person, nämlich von einem gewissen Aimen Dean. Laut Wikipedia ist Aimen Dean ein ehemaliges Mitglied von al-Qaida. Nach eigenen Angaben wurde er 1998 vom britischen Auslandsgeheimdienst MI6 rekrutiert.

Aimen Deans Behauptung auf X, früher Twitter, dass „in den letzten 30+ Monaten alle Hamas-Führer und -Kämpfer nur die Telefone, Tablets und Laptops von Huawei benutzt haben”, weshalb es für die Dienste so schwer gewesen sei die Kommunikation unter den Hamas-Leuten mitzuhören, kann jedoch nicht einmal ansatzweise erklären, wie es die Hamas-Kämpfer und Terroristen geschafft haben sollen, alle Kameras und Bewegungssensoren entlang der Grenze zu Israel unbemerkt zu umgehen oder gar auszuschalten. Das erklärt auch nicht, dass auf Befehl des israelischen Mizrahi-Verteidigungsministers in den Monaten und Wochen vor der Hamas al-Aksa-Flut 80 Prozent der israelischen Truppen von der Grenze zum Gazastreifen wegverlegt und ins Westjordanland geschickt worden waren, um dort illegale jüdische Siedler, bzw. Landräuber gegen die palästinensischen Eigentümer zu beschützen. Das Fehlen dieser Truppen hat den Erfolg der Hamas-Invasion überhaupt erst möglich gemacht.

Außerdem beschränkt sich die nachrichtendienstliche Arbeit nicht nur auf das Sammeln von technischen Informationen und Daten. Es ist mehr als nur Telefone zu knacken. Eine Operation wie die „Al-Aksa-Flut“ verlangte umfangreiche Vorbereitungen in der Bereitstellung von Material und das Üben zahlloser Kämpfer in Trainingslagern. Es ist kaum zu glauben, dass die zahlreichen israelischen Spione vor Ort in Gaza nichts, aber auch gar nichts davon mitbekommen haben sollen. Verwunderlich ist auch, dass nachdem der Chef des ägyptischen Geheimdienstes bereits 10 Tage vor dem Hamas-Angriff persönlich den israelischen Premier gewarnt hatte, dass sich etwas Großes in Gaza zusammenbraute, nichts passiert ist.

Die Times of Israel berichtete am 9. Oktober 23 (2), dass hochrangige ägyptische Regierungsmitglieder wiederholt ihre Amtskollegen in Israel gewarnt hatten, unter anderem auch Premierminister Netanjahu persönlich, dass “etwas Großes” bevorstehe, “etwas Ungewöhnliches, eine schreckliche Operation”, die von Gaza aus stattfinden würde. Aber, so die Times of Israel weiter, die Ägypter seien ” über die Gleichgültigkeit Netanjahus überrascht” gewesen.

Das lässt ungewollt die Frage aufkommen, ob die Geschichte mit den Huawei-Telefonen nur eine Ablenkung ist und die israelische Regierung und ihre Nachrichtendienste mit Absicht weggeschaut haben. Denn die Ungeheuerlichkeit der „Al-Aksa“ Operation würde Israel den Vorwand dafür liefern, ein für alle Mal mit Hamas und Gaza Schluss zu machen und die Zwei-Millionen Stadt in Grund und Boden zu bombardieren, was derzeit bereits geschieht.

In der Tat, erinnert das angebliche Versagen der Geheimdienste und die anschließende Katastrophe an die ähnliche Sachlage beim 11. September in den USA. Damals nutzen die ideologisch fanatisierten, neo-konservativen Kriegstreiber in der Bush-Regierung die menschliche Tragödie für einen weltweiten Feldzug gegen unliebsame Regierungen unter dem noblen Vorwand des „Anti-Terror-Kriegs“.

Der ehemalige britische Diplomat Alistair Crooke, mit seinen Jahrzehnte langen Erfahrungen im Mittleren Osten im Dienst der UNO-Friedensbemühungen hat am 8. Oktober 2023 in der arabischen Zeitung Al Mayadeen in englischer Sprache einen interessanten Artikel geschrieben. Unter dem Titel „Al-Akas-Flut: Die Überraschung ist, dass einige Leute überrascht sind“, schreibt er:

„wenn der israelische und der amerikanische Geheimdienst den Angriff nicht kommen sahen, dann liegt das an ihrer westlichen, mechanischen Denkweise. Wenn ich, und wahrscheinlich Tausende von Al Mayadeen-Lesern, im Großen und Ganzen wussten, dass dieser Angriff in Arbeit war (natürlich nicht in Bezug auf seine operativen Details), warum war Israel dann so blind dafür?“

„Schon vor zwei Jahren stand die Schrift deutlich an der Wand, als von Gaza aus eine Raketenkampagne gegen “Tel Aviv” ausging als Reaktion auf den religiösen Fanatismus der Tempelberg-Bewegung und die eine jüdische Invasion der islamischen Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg in Jerusalem entfesselt hatte.“

„Alle Palästinenser schlossen sich dem Aufruf an, die dritt-heiligste Moschee der islamischen Welt zu schützen. Es war nicht nur die Hamas; es waren die Palästinenser im Westjordanland und (zum ersten Mal auch die 1948-Palästinenser mit israelischen Pässen), die sich erhoben.“

„Um es klar zu sagen: Der Schlachtruf galt nicht der Hamas; es war nicht für den palästinensischen Nationalismus. Er war für Al-Aksa – eine Ikone, die den Kern dessen trifft, was es bedeutet, Muslim zu sein (Sunniten oder Schiiten). Es war ein Schrei, der in der gesamten islamischen Sphäre widerhallte. Hat der Westen das nicht verstanden? Anscheinend nicht. Es lag direkt vor ihrer Nase, aber von der Super-High-Tech-Spionage wurde die symbolische Bedeutung ignoriert.“

„In der Zwischenzeit ist Israel in zwei gleichgewichtige jüdische Fraktionen zerbrochen, die an zwei unversöhnlichen Visionen von Israels Zukunft festhalten; zwei gegensätzliche Lesarten der Geschichte, der Gegenwart und der Zukunft und dessen, was es bedeutet, jüdisch zu sein. Vollständiger könnte der Riss nicht sein. Eine Fraktion besteht aus den rechtsextremen Mizrahi, die zum ersten Mal im Parlament die Mehrheit haben. Die Mizrahi setzen sich im Großen und Ganzen aus streng religiösen jüdischen Zuwanderern aus Nordafrika und dem Mittleren Osten zusammen und sie bilden die aktuelle und ehemalige Unterschicht in der israelischen Gesellschaft; und die andere Fraktion besteht weitgehend aus wohlhabenden liberale Aschkenasie aus Europa und den USA.“

Was hat das mit der Al-Aksa-Flut zu tun? Nun, die Mizrahi-Rechte in Netanjahus Regierung ist mit zwei langjährigen Selbstverpflichtungen angetreten:

„Eine davon ist der Wiederaufbau des (jüdischen) Tempels auf dem “Tempelberg” (Haram al-Shariff). Um es klar zu sagen: Das würde bedeuten, Al-Aksa zu zerstören. Die zweite übergeordnete Verpflichtung betrifft die Gründung Israels auf dem historischen „Land Israel”. Und nochmals, um es klar zu sagen: Dies bedeutet, die Palästinenser aus dem Westjordanland zu vertreiben. Tatsächlich haben die (illegalen jüdischen) Siedler im vergangenen Jahr Palästinenser aus weiten Teilen des Westjordanlandes gesäubert (insbesondere zwischen Ramallah und Jehrico).“

„Zwei Tage vor der Al-Aksa-Flut stürmten mehr als 800 Siedler das Al-Aksa-Moscheegelände unter dem vollen Schutz der israelischen Streitkräfte. Der Trommelschlag solcher Provokationen wird lauter. Vor 20 Jahren war die jüdische Tempelberg-Bewegung noch eine kleine extremistische Gruppe. Heute hat die Tempelberg-Bewegung Minister im Kabinett und in Schlüsselpositionen in Sicherheitsorganen – und hat ihren Anhängern versprochen, den “Dritten Tempel” zu bauen.

„Die Bedrohung für Al-Aqsa hat sich also seit zwei Jahrzehnten aufgebaut und erreicht heute einen Höhepunkt. Und doch sahen die US-amerikanischen und israelischen Geheimdienste keinen Widerstand kommen, und sie sahen auch nicht, wie sich die Siedlergewalt im Westjordanland aufbaute?“

„Die „Al-Aksa-Flut“ war weithin erwartet und offensichtlich umfangreich geplant. … Netanjahu hat umgehend eine große Bodenoperation in Gaza angekündigt und gesagt:

„All die Orte dieser bösen Stadt, an denen die Hamas stationiert ist, wo sie sich versteckt und von wo aus sie operiert: Wir werden sie in Schutt und Asche legen.”

Implizit stellt sich hier die Frage: Hat man absichtlich weggeschaut um vor der Weltöffentlichkeit eine Rechtfertigung für die endgültige Vertreibung der Palästinenser aus ihrer angestammten Heimat zu haben?

Rainer Rupp ist Mitglied des Beirats des Deutschen Freidenker-Verbandes

Quellen und Anmerkungen

(1) https://www.albawaba.com/node/was-huawei-behind-israels-failure-detect-hamas-plans-1536954

(2) https://www.timesofisrael.com/egypt-intelligence-official-says-israel-ignored-repeated-warnings-of-something-big/


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