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Der Aufstieg der Natalie A. Jaresko

Eine Internetrecherche von Peter Biebel

Natalie A. Jaresko ist eine US-amerikanische Investmentbankerin. Sie wurde 1965 in Chicago als Tochter ukrainischer Migranten geboren, die nach dem Zweiten Weltkrieg in die USA auswanderten. Zweisprachig aufgewachsen erlangte sie 1989 an der Harvard Kennedy School den Master of Public Administration. Nach dem Studium begann sie als ökonomische Beraterin im US-Außenministerium, wo sie zuletzt die Aktivitäten mehrerer US-Ministerien sowie des IWF und der Weltbank in Bezug auf die ehemaligen Staaten der Sowjetunion koordinierte. 1992 zog die damals 27jährige nach Kiew um die Wirtschaftsabteilung der US-Botschaft zu leiten. 1995 kündigte sie und lenkte ab sofort zusammen mit ihrem Ehemann Ihor Figlus private Fonds, die Hunderte von Millionen Dollar aus den USA und Europa in ukrainische Firmen investierten. Ab 2001 bekleidete sie die Funktion der Geschäftsführerin und Vorstandsvorsitzenden beim von der USAID mit einem Stammkapital von 150 Millionen ausgestatteten Western NIS Enterprise Fonds (WNISEF) und war zuständig für Investments in der Ukraine und Moldawien. 2006 gründete sie mit ihrem Ehemann die Investmentbank Horizon Capital, die in mehr als 100 US-amerikanische und europäische Firmen investierte, Laut Wikipedia ist Horizon Capital einer der Hauptfinanziers der Open Ukraine Foundation, der privaten Stiftung von Arseniy Yatsenyuk, dem „favorite Guy“ von Victoria Nuland und dem NATO-Statthalter in Kiew.

Am 02.12.2014 wurde Jaresko im Eilverfahren per Dekret von Präsident Petro Poroschenko („Süßwaren“-Oligarch) zusammen mit dem georgischen Gesundheitsminister Aleksandre Kvitashvili in die Ukraine eingebürgert. Jaresko wurde noch am selben Tag zur ukrainischen Finanzministerin unter der Leitung von Ministerpräsident Arseniy Yatsenyuk berufen, der Georgier machte seinen vorherigen Job weiter, halt bloß nicht in Georgien. Die neue Finanzministerin wurde so zu einer Amerikanisch-Ukrainischen Regierungsbeamtin.

3 Monate später wurde ein IWF-Kredit über 17,5 Mrd US-$ für die Jahre 2015 bis 2018 vereinbart, der mit „bilateralen und multilateralen“ Gebern sowie „privaten Gläubigern“ auf 40 Milliarden US-$ aufgestockt wurde. Das ein Jahr zuvor verabschiedete Gesamtpaket von 27 Milliarden war durch die „wirtschaftliche und finanzielle Lage im Gefolge des militärischen Konflikts im Osten des Landes“ obsolet geworden, so die Bundeszentrale für politische Bildung (BpB). Die Bildungszentrale weiter: „Selbstverständlich basiert auch das neue Programm auf einer umfassenden Konditionalität, […] bereits klar ist, dass die Tarife für Gas und Wasser sehr stark angehoben werden müssen…“ und dass dies „…sicherlich eine nicht einfache Herausforderung für die ukrainische Politik darstellen“ wird, ebenso wie „die mittelfristig …verstärkte Privatisierung.“ Und weiter: „Allein während der Programmlaufzeit 2015 – 2018 werden Zinsen von 4,5 Milliarden US-$ auf staatliche, kommunale und quasi-staatliche Anleihen fällig.“

4,5 Milliarden von 40 Milliarden = 11,25% Zinsen. Nicht schlecht in einer Zeit, wo Geschäftsbanken Negativzinsen an die Zentralbanken zahlen mussten. Die korrupte damalige IWF-Chefin Christine Lagarde wird die Unterstützung der Kreditvergabe durch eine US-amerikanische Staatsbürgerin in der Ukraine mit engsten Beziehungen zum IWF, zur Weltbank und Privatinvestoren, die kurz vorher Finanzministerin wurde, sehr gefreut haben. So macht man Geld auf Kosten der ukrainischen Bürger. Ihre Amtszeit endete am 14. April 2016 und sie wandte sich der finanziellen Rettung des karibischen Steuerparadieses Puerto Rico zu.

Frau Jaresko ist aber dennoch ein „angesehenes Mitglied“ (distinguished fellow): Im Aspen Insititute und im American Council, Eurasien Abteilung. Damit ist sie sehr gut in diesen zwei wichtigen transatlantischen ThinkTanks vernetzt. Laut American Council war sie auch im Vorstand der Open Ukraine Foundation und hatte den Vorsitz in der Arbeitsgruppe des Weltwirtschaftsforums von Klaus Schwab bei der Entwicklung des Global Financial and Monetary System in 2030

Die Welt darf wohl gespannt sein, was das den nächsten Generationen bringen wird. Wir selbst werden das wahrscheinlich nicht mehr erleben.

Peter Biebel ist Mitglied im Deutschen Freidenker-Verband, Landesverband Hessen

 

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Natalija_Jaresko

https://www.bpb.de/themen/europa/ukraine/202824/analyse-das-neue-iwf-programm-hintergrund-und-ausblick/

https://dfwatch.net/ukraine-appointment-of-georgian-ex-official-angers-tbilisi-18515-32493

https://www.dw.com/de/überraschungen-in-der-neuen-regierung-in-kiew/a-18108701

https://openukraine.org/mediafiles/files/reports/OU_Report_2019_ENG.pdf

https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/christine-lagarde-gericht-spricht-iwf-chefin-der-fahrlaessigkeit-schuldig-a-1126512.html

https://www.euronews.com/2022/05/24/ukraine-s-former-finance-minister-says-businesses-need-to-stop-financing-the-bombs

https://www3.weforum.org/docs/WEF_Global_Future_Council_Financial_Monetary_Systems_report_2018.pdf


Bild: Natalie A. Jaresko auf dem World Economic Forum in Davos 2015
Foto: WORLD ECONOMIC FORUM/Benedikt von Loebell, CC BY-NC-SA 2.0
Quelle: https://www.flickr.com/photos/worldeconomicforum/15719222554