Frieden - Antifaschismus - SolidaritätVeranstaltungen in den DFV-Landesverbänden

Protest gegen Angriff auf Thälmann

An Ernst Thälmann nehmen die Reaktionäre im Land nach wie vor Anstoß  – nicht nur in Berlin, aber dort besonders. Der Tagesspiegel berichtete am 09.09.2021 vom „Kulturkampf um das Andenken an  den brutalen Kommunisten-Chef der Weimarer Republik, den die Nazis 1944 im KZ Buchenwald ermordeten und den die DDR zum offiziellen Helden als Arbeiterführer „Teddy“ stilisierten.“ Dessen Denkmal nennen die Schmierfinken einen „Koloss von Prenzlauer Berg am Kopf des Wohnparks, der seinen Namen trägt“.
Einem Herrn Schöne, „stellvertretender Leiter bei Berlins Beauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur“, „kommt die ganze Instrumentalisierung Thälmanns durch die DDR bisher zu kurz“. Trost spendete ihm Bezirksbürgermeister Sören Benn (Linke), der versicherte: „„Wichtig ist, dass wir dieses Monstrum von Denkmal vom Sockel holen und sichtbar brechen“. Wie das zu geschehen hat, liest sich so:

„Ein anachronistischer Koloss aus 50 Tonnen Bronze steht im Prenzlauer Berg in Berlin. Die Faust erhoben, kündet der in der DDR zum Helden erklärte KPD-Führer Ernst Thälmann vom Sieg des Kommunismus und sorgt damit seit Jahrzehnten für Zündstoff. Zu schwer, zu massig für den 1993 beschlossenen Abriss – übersteht das Denkmal die politischen Umbrüche – ein Überbleibsel, ein Erbstück: politisch und künstlerisch von jeher umstritten. In dem vom Bezirksamt Pankow von Berlin ausgelobten Wettbewerb zur Künstlerischen Kommentierung des Ernst-Thälmann-Denkmals, entdeckt die Künstlerin Betina Kuntzsch – mit ihrem Siegerentwurf  VOM SOCKEL DENKEN – das Denkmal neu. In zehn essayistischen Kurzfilmen formt sie eine Art Kaleidoskop aus eigenen Erinnerungen, Geschichten von Freunden, Schulkameradinnen, Anwohnern und Nutzern. In Animationen kombiniert sie historische Fotografien, Dokumente, sowie Filmausschnitte aus diversen Archiven.“

Am 18. November 2021 wurde die lange angekündigte rot-rot-grüne Schändung des Ernst-Thälmann-Denkmals in Berlin durch Anbringung einer „künstlerischen Kommentierung“ eingeleitet, indem die „Installation“ der „Künstlerin“ bestehend aus fünf Sockeln übergeben wurde.

Gegen diese Schändung des Thälmann-Denkmals riefen die Berliner Freidenker zum Protest auf, und bezeichneten die sogenannte „Kunstaktion“ als „Teil einer erneuerten  Welle von ‚Cancel Culture‘, also Denkmalschändungen gegen Thälmann und die DDR“, und wiesen darauf hin, dass „in Weimar, gleich neben Buchenwald, wo Thälmann ermordet wurde, das Thälmann-Denkmal ‚verhüllt'“ wurde. In einem Schreiben an den Berliner Freidenker-Verband kündigten Wolfgang Gehrke (vormals MdB Die Linke) und die Publizistin Christiane Reymann  ihre Teilnahme an dem Protest an:

„Liebe Freidenker, (…)

besten Dank, dass wir über Euch von dem ‚Berliner Bildersturm‘ erfahren haben. Wir sind entsetzt und haben erst einmal das getan, was wir sofort tun konnten: schreiben. Morgen sind wir dabei! (…)

Solidarische Grüße
Wolfgang und Christiane“

Auch unser Mitglied Dagmar Henn hatte sich unter dem Titel „Pankower Denkmalbedenken – Thälmann-Denkmal wird „kommentiert““ auf RT DE mit dem Thema auseinandergesetzt.

Bei der Protestaktion im Thälmann-Park wurde das Singen des Thälmann-Lied von der Polizei mehrfach untersagt, trotzdem wurde das Lied immer wieder angestimmt.

Wir dokumentieren hier einen Artikel von Hans Bauer über die Protestkundgebung am 18.11.2021 in Berlin und eine Bildergalerie von der Veranstaltung sowie die Protestnote der DKP Thüringen zur Verhüllung des Thälmann-Denkmals in Weimar.

Webredaktion


In Berlin wurde der nächste Versuch gestartet, den Arbeiterführer zu verunglimpfen – unter „linker“ Schirmherrschaft

Angriff auf Thälmann

von Hans Bauer

Erstveröffentlichung am 26.11.2021 in der UZ 

Unter dem scheinheiligen Titel „Vom Sockel denken“ wurde am 18. November in Berlin im Wohngebiet Ernst-Thälmann-Park das „Kunstprojekt“ Ernst-Thälmann-Denkmal eingeweiht. Zu sehen sind vorerst lediglich fünf rote, auf dem Platz verteilte Betonklötze mit Schlagworten, wie „Halstuch“, „Kopf, Faust, Fahne“ und „Irmas Teddy“. Zwei Schautafeln mit Texten zur „historischen Einordnung“ sollen folgen. Weder fürs Auge noch von Inhalt und Gefühl erschließt sich der Platz dem Besucher nunmehr als neues „Kunstwerk“. Erst die zu jedem Schlagwort produzierten insgesamt zehn Kurzfilme – im Internet abrufbar – verraten, dass es hier weniger um Kunst als um Politik geht. Ausschnitte aus Dokumentarfilmen, persönliche Erfahrungen und Empfindungen der Künstlerin Betina Kuntzsch und eines Anwohners sowie „klarstellende“ Kommentierungen berichten von der Entstehung des Thälmann-Parks, der Errichtung des Wohngebietes mit mehr als 1.300 Wohnungen und der Einweihung des vom sowjetischen Bildhauer Lew Kerbel geschaffenen Denkmals am 15. April 1986, anlässlich des 100. Geburtstags Thälmanns am 16. April.

Es bedarf keiner besonderen geschichtlichen Vorbildung, um beim Betrachten der Filme zu erkennen, dass die DDR mit diesem „Kunstwerk“ ein weiteres Mal als „SED-Unrechtsregime“ vorgeführt werden soll. Zum „Unrecht“ der DDR gehören der Abriss des ehemaligen Gaswerkes und die Sprengung des letzten Gasometers 1984, die ungenügende Dekontaminierung des Geländes, Irma Thälmanns Buch „Erinnerungen an meinen Vater“ als Schulpflichtlektüre, die Erziehung der Kinder als Thälmann-Pioniere. Und natürlich dürfen Stalin und die „Stasi“ nicht fehlen.

Für die DDR, die Antifaschismus und Freundschaft mit der Sowjetunion untrennbar mit dem Namen Ernst Thälmann verband, war dessen Vermächtnis Staatspolitik. Zu Ehren des von den Faschisten ermordeten Führers der Kommunistischen Partei wurden Straßen und Plätze, Schulen, Betriebe und bewaffnete Einheiten nach ihm benannt und Denkorte errichtet. Zur Erinnerung und Ehrung, vor allem aber zur Verpflichtung, in Thälmanns Sinne zu leben und zu kämpfen für eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Krieg.

„Vom Sockel denken“ ist kein Kunstwerk, es ist ein erneuter Versuch, den Thälmannschen Geist aus den Köpfen zu entsorgen. Das Denkmal als sozialistische Erinnerung an die DDR stört die Herrschenden dieses Staates. Was wurde nicht alles versucht, es zu beseitigen:

  • Im vorauseilenden Gehorsam ließ der Rat des Stadtbezirks Prenzlauer Berg im Juli 1990 zwei bronzene Stelen an den Seiten entfernen. Ihre Inschrift: „Mit der Gestaltung des Sozialismus in der Deutschen Demokratischen Republik setzen wir Ernst Thälmann/dem kühnen Streiter für Freiheit/Menschlichkeit und sozialen Fortschritt unseres Volkes/ein würdiges Denkmal. Erich Honecker“
  • 1993 beschloss die Bezirksverordnetenversammlung Berlin-Prenzlauer-Berg den Abriss. Er war aber zu teuer. Das 14 Meter hohe und 15 Meter breite Ernst-Thälmann-Denkmal aus Bronze steht auf einem Sockel aus ukrainischem Granit. Es wiegt 50 Tonnen.
  • 2013 entbrannte eine neue Debatte um den Abriss. Eine Jugendorganisation der FDP forderte, das Denkmal „schnellstmöglich abzureißen“. Eine Berliner Gruppe beabsichtigte, das Denkmal zu sprengen. Wenn auch nur symbolisch, es zeigt den Geist dieser „Freiheitshelden“.
  • Seit 2014 steht das gesamte Ensemble „Thälmann-Park“ unter Denkmalschutz. Wenn das Denkmal schon nicht abgerissen werden kann, wird die Pflege vom Bezirksamt weitgehend unterlassen. Zumeist ist es mit Graffiti besprüht.

Mit dem jetzigen „Kunstwerk“ wird nunmehr ein Beschluss zur „historisch-kritischen Auseinandersetzung mit der Person Ernst Thälmanns und dessen symbolischer Bedeutung für die DDR“ realisiert. Verantwortlich für die Umsetzung ist ein Bürgermeister der Partei „Die Linke“.

Fast zeitgleich mit dieser „Kunstinstallation“ wurde das Thälmann-Denkmal in Weimar für drei Tage verhüllt, angeblich zum Nachdenken, und in Ziegenhals die Gedenktafel gestohlen. Selbst wenn kein unmittelbarer Zusammenhang zwischen diesen Geschehnissen besteht, es ist der herrschende Geist in dieser Gesellschaft, der zu solchen Taten ermuntert. Ursache ist der Antikommunismus in dieser Gesellschaft, sind seine Hassprediger. Für Kommunistinnen und Kommunisten gilt es, allen Versuchen, Thälmann und den sozialistischen Aufbau in der DDR zu diskreditieren, unseren antifaschistischen Widerstand entgegen zu setzen. Wache und kritische Begleitung allein – wie von manchen gefordert – genügt da nicht.

Hans Bauer ist Vorsitzender der Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären Unterstützung (GRH) e.V.
und Beiratsmitglied des Deutschen Freidenker-Verbandes.

Link zur Erstveröffentlichung: https://www.unsere-zeit.de/angriff-auf-thaelmann-163310/


Galerie: Protest gegen die Schändung des Thälmann-Denkmals in Berlin am 18.11.2021

Alle Fotos: Bruno Jeup


Protestnote

Gegen die Verhüllung des Ernst-Thälmann-Denkmals in Weimar am 12.11.2021

In dieser Aktion sehen wir Antifaschisten eine offene Schändung des Andenkens an alle deutschen Widerstandskämpfer, die Opfer des faschistischen Terrors waren, insbesondere eine Schändung des Andenkens an Ernst Thälmann, den Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Deutschlands. Zugleich ist es eine widerliche Handlung und ein provokativer Auswuchs der Geschichtsfälschung in der Bundesrepublik Deutschland der Gegenwart. Laut „Süddeutscher Zeitung vom 12. November 2021 bezieht sich diese Aktion auf die Aussagen des Herrn Stephan Zänker vom Verein Weimarer Republik.

Die Zerstörung der Weimarer Republik erfolgte durch die Hitlerfaschisten auf brutale und mörderische Art und Weise und nicht durch die Kommunisten, schon gar nicht durch den Mann, der sie in den Weimarer Jahren führte, durch Ernst Thälmann. Somit ist die Provokation durch einen Verein, der sich Weimarer Republik nennt, eine grobe und provokante Geschichtsklitterung.

Wir Kommunisten der DKP Thüringen sehen diese Handlung nicht als harmlosen Akt an und schon gar nicht als einen „Verhüllungsspaß“.

„Mit der über das Wochenende andauernden Aktion solle eine Debatte über den künftigen Umgang mit dem 1958 errichteten Denkmal für den KPD-Vorsitzenden angestoßen werden“, so die Aussage des Herrn Zänker.

Was für ein künftiger Umgang soll das sein? Etwa die Beseitigung dieses Denkmals?

Erinnern wir uns der folgenden Worte des großen deutschen Dichters Bert Brecht:

„Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher“

DKP Thüringen


Bild oben: Bruno Jeup