Weltliche Trauerkultur

Nachruf auf Harry Meißner

Wir trauern um

Prof. em. Dr. Harry Meißner

18. Juli 1926 – 27. März 2015

Harry wuchs als Kind einer Arbeiterfamilie in Berlin auf und besuchte dort die Schule, die folgende Lehre in Leipzig musste er wegen Einberufung zur Nazi-Wehrmacht abbrechen. Nach der Schlacht um die Seelower Höhen 1945 kam er in sowjetische Kriegsgefangenschaft, nach Entlassung 1947 wurde er in Leipzig Aktivist der ersten Stunde, Funktionär des FDGB und Mitglied der SED. Nach Besuch weiterführender Schulen arbeitete Harry bei der Wismut AG, danach wurde er nach Dresden zum Aufbau der Gesellschaft für deutsch-sowjetische Freundschaft delegiert.

Nach Parteischulbesuch übernahm Harry SED-Funktionen im kommunalen Bereich, nach Delegierung an die Technische Hochschule wurde er in deren Kreisleitung, danach zu ihrem 1. Sekretär gewählt. Später wurde er zum Professor der Technischen Universität und Leiter deren Industrie­instituts berufen. Diese Funktion nahm er bis zur „Abwicklung“ des Instituts infolge der „Wende“ wahr und wurde ordentlich emeritiert.

Harry Meißner gehörte zu den Pionieren der Freidenkerbewegung der DDR und engagierte sich seit Januar 1989 für die Gründung des Verbandes der Freidenker der DDR. Er wurde zu dessen Vorsitzenden im Bezirk Dresden, danach zum Ko-Vorsitzenden im Freistaat Sachsen gewählt und gehörte ab Juni 1989 dem Bundesausschuss des VdF an. 1990 bestimmte ihn der Bundesausschuss zum Mitglied der Verhandlungsgruppe, die mit den westdeutschen Freidenkern die Bildung eines gemeinsamen Deutschen Freidenker-Verbandes vorbereitete.

Beim Vereinigungsverbandstag 1991 in Braunschweig wurde Harry Meißner zum stellvertretenden Verbandsvorsitzenden gewählt. In der Folgezeit übte Harry zahlreiche Funktionen auf Bundesebene aus – als Referent des Verbandsvorstandes, als Verantwortlicher im Fachverband für weltliche Bestattungs- und Trauerkultur sowie als Mitglied des Geschäftsführenden Verbandsvorstandes der Freidenker. Nachdem er aus diesem Gremium 2012 aus gesundheitlichen Gründen ausschied, wurde er in den Beirat des Deutschen Freidenker-Verbandes berufen.

Harry hat jahrzehntelang mit Überzeugung, Herzblut und all seiner Kraft für die Ideen der sozialistischen Freidenkerbewegung gekämpft. Sein Engagement und beispielhaftes Wirken hat ihm und seiner Organisation, weit über die Mitgliedschaft des Freidenkerverbandes hinaus, große Anerkennung eingebracht. Viele Hinterbliebene und Freunde verstorbener Genossinnen und Genossen erinnern sich dankbar an seine tröstenden Worte bei ungezählten Trauerfeiern, in denen er der Persönlichkeit und Lebensleistung der Verstorbenen Respekt zollte.

Harry Meißner ließ sich nie in seinem Bemühen beirren, Trennendes beiseite zu schieben, das Verbindende zu suchen und gemeinsames Handeln zu ermöglichen. Er betrachtete es als Tragik der linken Bewegung, diese Lehre aus dem Faschismus nur ungenügend in ihrer Praxis zu beachten. Die Ernsthaftigkeit seiner Überzeugungen und seines Engagements verband Harry in bewundernswerter Weise mit einer Leichtigkeit des Lebens, man suchte seine Gesellschaft auch, weil es die eigene Unbeschwertheit förderte. Unübertroffen war Harrys Charme gegenüber Frauen, seine Scherze und Anekdoten waren legendär.

Von dem Schicksalsschlag des Todes seiner geliebten Frau Mabel im Mai 2014 hat sich Harry nicht wieder erholt. Wir erinnern uns an Harrys Wirken mit großer Dankbarkeit und werden den Kampf für seine Ideale weiterführen.

Deutscher Freidenker-Verband

Klaus Hartmann
Bundesvorsitzender

Eberhard Schinck
stellv. Vorsitzender

Dr. Horst Schild
 Referent des Verbandsvorstandes

Wolfram Fischer
Landesvorsitzender Sachsen

Andreas Schöbel
Mitgliedergruppe Dresden