Demokratie – Medien – Aufklärung

100 Jahre Roter Stern über China

In der Rubrik Tagesdosis wurde am 09.07.2021 bei KenFM der Beitrag „100 Jahre Roter Stern über China von Rainer Rupp veröffentlicht.

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100 Jahre Roter Stern über China

(Tagesdosis vom 09.07.2021)

Ein Kommentar von Rainer Rupp.

Vor einer Woche am Donnerstag begannen in der Volksrepublik China (VRC) die Feierlichkeiten zum Hundertsten Jahrestag der Gründung der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) am 1. Juli 1921. Dabei war erstaunlich, wie vehement sich in den westlichen Medien der anti-kommunistische Beißreflex wieder durchgesetzt hat. Auch in unseren deutschen, selbsternannten Qualitätsmedien hatten die Kommentatoren fast ausnahmslos nur Hohn und Spott, Verleumdungen und Verunglimpfungen für die chinesische Staats- und Parteiführung übrig; und davon nicht zu wenig.

Hier einige Beispiele:

Die FAZ z.B., also die Zeitung hinter der angeblich stets ein kluger Kopf steckt, verdummte ihre Leser mit dem Titel „Kommunismus der Wolfskrieger“, in dem sie ein düster-bedrohliches Bild über den Aufstieg Chinas mahlte. „Xi Jinping beschwört die nationale Wiedergeburt Chinas“ titelte der Tagesspiegel, um dem chinesischen Staatschef anschließend fälschlicherweise zu unterstellen, er habe in seiner Rede „die Großmachtansprüche Chinas bekräftigt“. Und glaubte man dem Spiegel, dann tat der chinesische Präsident Xi auch anlässlich der Feierlichkeiten zum Hundertsten Jahrestag das, was er am liebsten tut, nämlich alle möglichen Länder zu bedrohen. – Nur zur Erinnerung: Es sind nicht chinesische Kriegsschiffe, die im Golf von Mexiko vor der US-amerikanischen Küste kreuzen, oder vor den Küsten Englands, Frankreichs oder Deutschlands chinesische Aggressionsgelüste demonstrieren. Umgekehrt wird ein Schuh daraus.

In dem unsäglichen Spiegel-Artikel vom 1.7. mit der Überschrift: „Präsident Xi Jinping droht – nicht nur Taiwan“ heißt es im Untertitel: „70.000 geladene Gäste, Helikopter und Kampfjets über dem Tiananmen-Platz: China feiert 100 Jahre Kommunistische Partei. Staatschef Xi Jinping wurde deutlich – und sprach von der »Großen Mauer aus Stahl“. Im Text des Artikels bringt Der Spiegel ein Foto, das junge chinesische Frauen zeigt, die freudig lachend Fahnen ihres Vaterlandes schwenken. Ein schönes, friedliches Bild. Das kann der geifernde Spiegel so nicht durchgehen lassen. Deshalb setzt er mit einem gehässigen Begleittext zum Foto dem Leser schnell die richtige Brille auf, durch die er das Bild anschauen soll. Der Text zum Bild lautet: „China feiert 100 Jahre KP: Kitsch, Propaganda, Drohungen“.

In einem Artikel am 4. 7. des Korrespondenten von „Die Welt“, Maximilian Kalkhof, ist „Chinas KP, wandelbar wie ein Chamäleon“. Und Chamäleons darf man natürlich nicht trauen und deshalb hatte Herr Kalkhof schon seit Längerem vor den „Provokationen aus Peking“ gewarnt und deshalb gefordert, „Europa muss bei China hart blieben“. Bereits im Sommer letzten Jahres war der Schreiberling des „Qualitätsmediums“ Die Welt, das fest auf der Atlantik-Brücke Position bezogen hat, noch weiter gegangen, mit der Aufforderung: „Auch Deutschland muss die Sprache der Macht lernen, und die Vorgänge in Hongkong nicht nur einfach hinnehmen.“

Diese Ermahnung hat sich offensichtlich Frau Kriegsministerin Annegret Kamp-Karrenbauer (AKK) zu Herzen genommen. Dem Vorbild der Niederschlagung der Gelben Gefahr beim Boxeraufstand folgend, hat sie jetzt auch ein deutsches Kriegsschiff ins Südchinesische Meer geschickt. Dort soll die deutsche Kriegsmarine gemeinsam mit den Amerikanern Flagge zeigen und sich vor Ort an deren Provokationen gegen die Chinesen beteiligen. Denn für die Atlantiker in Berlin gilt immer noch das Diktum: An der Seite der Amerikaner kämpfen heißt siegen lernen, wie der große Sieg, den wir gerade gemeinsam in Afghanistan errungen haben.

Laut Verlautbarung bezüglich des deutschen Abzugs vom Hindukusch, wo bisher ja angeblich Deutschlands Sicherheit verteidigt wurde, hat AKK mit genialem Durchblick erklärt, die Bundeswehr habe ihren Kampfauftrag an der Seite des US-Bündnispartners erfüllt. Trotz dieses großen Erfolgs ist die Bundeswehr aber dann doch ganz ohne klingendes Spiel und das übliche Tscheng-Dareng-Brimborium so schnell wie möglich sang und klanglos mit dem Schwanz zwischen den Beinen aus Afghanistan nach Hause abgehauen, — gerade noch rechtzeitig bevor auch der letzte Ami klammheimlich mitten in der Nacht nach 20 Jahre das Feld seiner mörderischen Heldentaten verlassen hat: nach 20 Jahren Bombardierung von Dörfern und Hunderttausendfacher Tötung und Verstümmelung von Zivilisten, Alt und Jung;
nach 20 Jahren Mord und Folter in geheimen CIA-Gefängnissen.
nach 20 Jahren intensiver Produktion von Millionen afghanischen Flüchtlingen
nach 20 Jahren ohne etwas dauerhaft Positives im Land geschaffen zu haben.

Und bei all dem hat die Bundeswehr stolz ihren Auftrag in Afghanistan an der Seite der Amerikaner erfüllt. Übersetzt heißt das, dass die humanitäre Bundeswehr für die zig Tausende schweren und schwersten amerikanischen Verbrechen Beihilfe geleistet und Schmiere gestanden hat. Aber unter Führung ihres Obersten Klein wird der Bundeswehr zurecht auch der Massenmord an über Hundert Zivilisten, hauptsächlich Frauen und Kindern, zur Last gelegt. Anstatt den Oberst Klein zur Verantwortung zu ziehen ist er vom Berliner Kriegsministerium zum General befördert und in den Ruhestand versetzt worden.

Aber zurück zum eigentlichen Thema dieser Tagesdosis, nämlich die Feiern zum 100. Jahrestag der Gründung der Kommunistische Partei Chinas (KPCh). Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die westlichen Medien im Auftrag der bei uns herrschenden, neo-liberalen Eliten alles darangesetzt haben, um das Jahrhundert-Ereignis im Reich der Mitte mit abgegriffenen Kampfbegriffen aus der antikommunistischen Propagandakiste der westlichen Demokraturen zu besudeln.

Aber ein Blick über den Tellerrand des transatlantischen, medialen Einheitsbreis über China, hätte den interessierten Leser belehrt, dass dieser von Hass auf Sozialismus verengte Blick in den meisten anderen Völkern der Welt nicht geteilt wird. Im Gegenteil. Als Beispiel sei ein bemerkenswertes Loblied auf die Errungenschaften der KPCh hiernach zusammengefasst, das ausgerechnet von einem hochrangigen indischen Diplomaten, dem Botschafter a.D. MK Bhadrakumar verfasst und am 2. Juli 2021 in der in Asien viel gelesenen „Asia Times“ an prominenter Stelle veröffentlicht wurde.

Aufeinander folgende Regierungen Indiens haben in den letzten Jahrzehnten aus unterschiedlichen Gründen nicht gerade die freundschaftlichsten Beziehungen zu China pflegt. Umso erfreulicher ist es, dass der ehemalige, indische Top-Diplomat im Botschafter-Rang und international bekannte geo-politische Kommentator Bhadrakumar die Entwicklungen in China aus der Sicht der Entwicklungsländer beschreibt.

Für Botschafter Bhadrakumar sind die Feierlichkeiten in Peking kein Jahrhundert- sondern ein Jahrtausend-Ereignis. Das hat laut dem Autor damit zu tun, dass die in Washington ansässige Weltbank schätzt, „dass die Kommunistische Partei Chinas in den vier Jahrzehnten seit 1978 insgesamt 800 Millionen Menschen aus der absoluten Armut geholt hat, eine Leistung und einmalig in der Menschheitsgeschichte“.

Als der aktuell noch amtierende chinesische Staatschef Xi Jinping im Jahr 2012 neuer Generalsekretär des Zentralkomitees der KPCh geworden war, hatten sich immer noch etwa 100 Millionen Menschen hauptsächlich in den Randregionen Chinas unter der Armutsgrenze befunden. Xi versprach, dass auch sie bis zum Jahr 2020 aus dieser Armutsfalle befreit würden. „Er löste dieses Versprechen im vergangenen Dezember ein, als China völlig frei von Armut wurde“, schreibt Botschafter Bhadrakumar in Asia Times, um dann zu erklären, wie die chinesische KP dieses Problem gelöst hat:

„Um das Programm zur Armutsbekämpfung durchzuführen, suchte die KPCh von 2013 bis 2020 in den Regionen Erste Parteisekretäre aus und entsandte sie zusammen mit regional gebildeten Arbeitsgruppen in ländliche und abgelegene Gebiete, um jede arme Familie und jedes arme Dorf genau zu identifizieren und gezielte Projekte landesweit umzusetzen, um ihr Leben und ihren Lebensunterhalt umfassend und nachhaltig zu verbessern“.

Das bedeutete also keine sozialen Almosen, sondern Hilfe zur Selbsthilfe. Im übertragenen Sinn bedeutet das z.B.: Ein armes Dorf bekam also keine Fische als Lebensmittelhilfe, sondern Angeln und Netze und den dazugehörigen Teich mit einer gesicherten Wasserversorgung, samt Instruktionen, wie man Fische züchtet und durch Räuchern oder Pickeln haltbar macht und auf den nächsten Markt bringt.

Zurück zum Text des indischen Ex-Botschafters, wo es heißt:

„Es ist genau dieses einzigartige System eines Parteienstaats, das Chinas epochalen Aufstieg erklärt. Die KPCh ist in China allmächtig und zum Synonym für die Nation, die Gesellschaft und ihre Politik geworden. Kurz gesagt, die nationale Entwicklung ergibt sich aus der beharrlichen Umsetzung langfristiger Ziele, die sich die KPCh gesetzt hat.“

„Das System der Kommunistischen Partei basiert auf hoch gebildeten, kompetenten Funktionären, die mit Basiserfahrung in mehreren Provinzen an die Spitze aufgestiegen sind, die ihre nationale Perspektive geprägt haben, was die oberste Führungsebene kollegial macht und zur Konsensbildung in wichtigen nationalen Fragen beiträgt.“

Wie wenig die westlichen Hofschranzen des Neo-Liberalismus von China und dem gesellschaftlichen Stellenwert der Kommunistischen Partei begriffen haben, wird beispielhaft deutlich, wenn man den hysterischen Beitrag in der oft als „alte Tante“ verspotteten Wochenzeitung „Die Zeit“ vom 18. Februar 2021 liest, in der Schreiberling Matthias Naß ganz im Stil anti-kommunistischer Hetze den Staatschef Xi Jinping als Despoten darstellt:

„Er hat das Sagen, immer und überall“ heißt es im Titel und im Untertitel wird ergänzt: „Mit Xi erlebt China einen Rückfall in die Zeiten der Ein-Mann-Diktatur“.

Mit diesem geistigen Exkrement hat Zeit-Autor Naß gezeigt, wie willig er seinem Auftrag zum obligatorischen China-Bashing nachkommt. Zugleich hat er seine Unwissenheit oder – wenn er es besser weiß – seine Bereitschaft zum Lügen unter Beweis gestellt. Denn laut Botschafter Bhadrakumar läuft es auch auf der chinesischen Führungsebene kollegial ab und Konsensbildung bestimmt alle wichtigen Fragen von nationaler Bedeutung. Hier nochmals, die entsprechende Passage aus der Asia Times:

„Das System der Kommunistischen Partei basiert auf hoch gebildeten, kompetenten Funktionären, die mit Basiserfahrung in mehreren Provinzen an die Spitze aufgestiegen sind, die ihre nationale Perspektive geprägt haben, was die oberste Führungsebene kollegial macht und zur Konsensbildung in wichtigen nationalen Fragen beiträgt.“

Als Anmerkung möchte ich hier einwerfen, dass es im System der von neo-liberalen Eliten beherrschten westlichen Demokraturen unter den Anwärtern für politische Führungspositionen eine Negativauslese gibt, bei der nicht die Besten, sondern die Biegsamsten, denen das Wohl der arbeitenden Massen egal ist, nach oben kommen.

Laut Botschafter Bhadrakumar ist es das einzigartige System eines Parteienstaats, das Chinas epochalen Aufstieg erklärt. Die KPCh ist in China zum Synonym für die Nation, die Gesellschaft und ihre Politik geworden. Kurz gesagt, die nationale Entwicklung ergibt sich aus der beharrlichen Umsetzung langfristiger Ziele, die sich die KPCh gesetzt hat. Wörtlich schreibt er:

„Die 100-Jahre Marke kennzeichnet einen historischen Durchbruch für China, der die Vorhersagen der meisten ausländischen Beobachter bei weitem übertrifft. Kurz gesagt, die KPCh hat die beiden gemeinsamen Ziele erreicht, die Armut zu eliminieren und sich gegen ständiges Mobbing durch Ausländer zu wehren.“

„In der Tat stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt und sorgt für Kontinuität von einer Generation zur anderen. Das jährliche Partei-Konklave im Badeort „Beidahe“ zeugt von dieser Kontinuität und Veränderung im geordneten Übergang – etwas was keiner anderen kommunistische Partei der Welt so konstant gelungen ist.“

„Die KPCh hat früh erkannte, dass ihre politische Legitimität letztlich darin liegt, eine starke Wirtschaft aufzubauen und den Lebensstandard der Menschen in einem Klima der Stabilität und Berechenbarkeit ständig zu erhöhen. Heute strotzt die Nation vor Hoffnung auf ein noch besseres Morgen.“

Das konnte der KPCh nur gelingen, indem sie den ideologischen Dogmatismus des Marxismus-Leninismus (der Sowjetunion) abgestreift hat und durch einen “Sozialismus mit chinesischen Merkmalen” ersetzt hat, der durch einen kontinuierlichen Prozess des Experimentierens, der Innovation, der Korrektur und der Überwindung von Fehlern charakterisiert ist“.

Dieser von Botschafter Bhadrakumar beschriebene Prozess war 1978 von Deng Xiaoping eingeleitet und mit den seither weltberühmten Worten treffend zusammengefasst worden. “Es spielt keine Rolle, ob eine Katze schwarz oder weiß ist, solange sie Mäuse fängt.” Damit wurde China aus der ideologischen Zwangsjacke befreit, die z.B. während der so genannten „Kulturrevolution“ enorme Schäden angerichtet hatte. In den nachfolgenden Jahrzehnten begab sich die Volksrepublik China auf einen radikal neuen Entwicklungspfad, mit dem es gelang, die wichtigsten, tatsächlichen Bedingungen und Erfordernisse des Landes zu jedem Zeitpunkt zu erfüllen, ohne sich jedoch von den Grundlagen des Marxismus zu entfernen. Zweifellos hat die KPCh auch aus dem Zusammenbruch der Sowjetunion entsprechende Lehren gezogen.

Laut dem indischen Autor des Asia Times Artikels kann die KPCh nicht einfach kategorisiert oder mit einer anderen politischen Partei in der Geschichte verglichen werden. Neben ihrer breiten Mitgliederzahl (95 Millionen) sei die Partei auch in ihren anderen Attributen einzigartig. Sie sei nicht nur eine politische Kraft der Superlative, sondern definiere auch Chinas institutionelle Struktur und Staatsform. Wörtlich schreibt der Botschafter a.D., der sich auch im politischen System des Westens auskennt:

„Anders als im Westen, wo eine politische Partei für eine Weile das Gleichgewicht der politischen Macht aufrechterhalten kann, hat sich die KPCh den Auftrag erteilt, das chinesische Volk Generation für Generation zu führen. Offensichtlich übertrifft das Wesen der KPCh eindeutig den kognitiven Rahmen, in dem sich traditionell westliches politisches Wissen und Erfahrung über Parteien bewegen“, so der Ex-Botschafter, um dann auf einen Leitartikel in der großen chinesischen Tageszeitung People‘s Daily vom Donnerstag letzter Woche zu verweisen. Daraus zitiert er:

“In den kritischsten Momenten der Neuzeit wandten sich die chinesischen Kommunisten dem Marxismus-Leninismus zu. Indem sie die Theorien an Chinas tatsächliche Bedingungen anpassten, belebten die chinesischen Kommunisten die große Zivilisation, die von der Nation über Tausende von Jahren mit der Macht der Wahrheiten des Marxismus geschaffen wurde.“

“Die chinesische Zivilisation glänzte wieder mit ungeheurer geistiger Kraft. Hundert Jahre später hat der Marxismus China tiefgreifend verändert, während China auch den Marxismus stark bereichert hat. Die KPCh hält die Einheit der Emanzipation des Geistes und der Suche nach der Wahrheit sowie die Einheit der Festigung von Tradition und Innovation aufrecht und hat dem Marxismus ständig neue Horizonte eröffnet.”

Soweit das Zitat aus der „People’s Daily“.

Im Gegensatz zu den Warnungen in den westlichen Hetzschriften verhält sich China gegenüber anderen Ländern nicht normativ. Peking präsentiert die KPCh nicht als Modell für den Rest der Welt. Im Gegenteil, die Experimente und Erfahrungen der KPCh werden auf chinesischem Boden gemacht, und die Partei lässt sich von ihren eigenen Erfahrungen der Modernisierung und von den Ressourcen der chinesischen Zivilisation inspirieren.

Im Unterschied zu der alten und wiedergeborenen Kolonialherren-Mentalität hierzulande, wo es schon wieder heißt: „Am Deutschen Wesen soll die Welt genesen“, gibt es sowas weder in der chinesischen Kultur noch in der KPCh. China zwingt keinem anderen Land seine Lebensart oder Werte auf, wie das in so manchen unserer „Qualitätsmedien“ behauptet wird.

Der Weg der Kommunistischen Partei des Landes wird durch Chinas zivilisatorisches Erbe von Tausenden von Jahren definiert, das tief im kollektiven Bewusstsein des Volkes wurzelt. Dabei werden der Wert und die besondere Bedeutung eines einheitlichen politischen Systems im Staat hervorgehoben, was zerstörerischen Wettbewerb und regionale Spaltungen verhindert und die nationale Sicherheit der chinesischen Gesellschaft aufrechterhält. Die große Inklusivität der chinesischen Gesellschaft, die die KPCh repräsentiert, kennt in der Welt keine Parallele.

Vor dem Hintergrund dieser über Jahrtausende gewachsenen Zivilisation gehören die Planspiele, die derzeit in Washington, in der NATO und EU ausgeheckten werden, um China gesellschaftlich und politisch zu spalten, in die Kategorie westlicher Wahnvorstellungen. Die politischen Halsabschneider-Methoden, die sich bei Farbenrevolutionen und anderen westlich orchestrierten Umstürzen bewährt haben, um das avisierte Land gewaltsam zu transformiert und in die US-geführte, neo-liberale Weltordnung zu integrieren, funktionieren in China nicht. Diesbezüglich befinden sich die westlichen China-Politiker mehrheitlich in einem Verweigerungsmodus, in dem sie die Tatsache, dass China anders funktioniert, einfach nicht wahrhaben wollen.

Aber zurück zum Artikel von Botschafter Bhadrakumar, der vor dem Hintergrund der zunehmend konfrontativen Politik der USA und ihrer West-Vasallen fragt, was das alles soll.

„Worum geht es also bei diesem indo-pazifischen Juckreiz des Westens”? Klar gesagt, es ist die Manifestation einer hartnäckigen Rivalität, die zum Teil ihre Wurzeln in dem obsessiven Glauben Washingtons hat, dass die USA eine einzigartig bedeutsame Ausnahmenation ist. Hauptsächlich aber spielt das wachsende Gefühl von (westlichem) Neid und Unbehagen eine Rolle, dass ein anderes Land schnell aufholt und dass das den Untergang für Amerikas globale Hegemonie bedeuten könnte.“

„Trotz des gespielt-unbekümmerten politischen Draufgängertums Washingtons, werden es die USA schwer haben, mit Chinas dynamischer, innovativer und schnell wachsender Wirtschaft mitzuhalten, die gemessen in Kaufkraftparität bereits die Nr. 1 der Welt ist.“

„Professor Stephen Watt von der Harvard Kennedy School twitterte letzten Donnerstag:

“Viele US-Außenpolitikexperten sind besorgt über Chinas Aufstieg. Ich auch. Aber wie viele dieser Experten haben darüber nachgedacht, dass China nicht an vielen Orten Kriege führt, während es stetig an Reichtum, Macht und Einfluss gewinnt?”

Im Grunde genommen haben sich die USA selbst in diese missliche Lage manövriert. Die verschwenderischen US-Kriege und militärischen Interventionen haben Billionen Dollar an nationalen Ressourcen vernichtet, die stattdessen zur Wiederherstellung und Erneuerung der maroden wirtschaftlichen Infrastruktur des Landes und zur Beseitigung angehäufter sozialer Widersprüche, sowie zur Überwindung des tief verwurzelten Rassismus hätten eingesetzt werden können, und nicht zuletzt „auch zur Korrektur wirtschaftlicher Ungleichheiten, ganz abgesehen von einem dysfunktionalen politischen System mit hoffnungslos veralteten Wahlgesetzen, die die Ermächtigung der Menschen verhindern. Man denke nur an die in den USA verbreitete Massenarmut und fehlende medizinische Hilfe, von der fast die Hälfte der US-Bevölkerung betroffen ist.

Aus der Rede von Präsident Xi am Donnerstag letzte Woche in Peking geht klar hervor, dass China entschlossen ist, nicht vor US-Mobbing und militärischen Drohungen zu kapitulieren. Wie er es ausdrückte, trägt die chinesische Nation keine aggressiven oder hegemonialen Eigenschaften in ihren Genen, aber sie wird niemals ausländische Versuche zur Unterdrückung oder Unterwerfung China zulassen. Dementsprechend beendet Ex-Botschafter Bhadrakumar seine Überlegungen in der Asia Times mit den Worten:

„Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der von den Pionieren des Kommunismus in China entwickelte ‚Gründungsgeist‘ der KPCh eine Kraft sein wird, mit der man in der Weltpolitik rechnen muss.“

Zum Schluss eine Empfehlung des Autors dieser Tagesdosis, nämlich das Buch von Edgar Snows „Roter Stern über China“ nochmals zu lesen. Veröffentlicht im Jahr 1939 ist es das mitreißende, klassische Werk über die Geburt der kommunistischen Bewegung in China des US-Zeitzeugen Snow, der Zhou Enlai und Mao Zedong damals persönlich kannte. Daneben könnte man auch nochmals nach John Reeds „Zehn Tage, die die Welt erschütterten,“ greifen, der packende Augenzeugenbericht eines US-Bürgers über die russische Oktober-Revolution.

Quellen:

1 https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/100-jahre-kp-chinas-kommunismus-der-wolfskrieger-17413754.html

2 https://www.tagesspiegel.de/politik/100-jahre-kommunistische-partei-xi-jinping-beschwoert-die-nationale-wiedergeburt-chinas/27383626.html

3 https://www.spiegel.de/ausland/china-feiert-100-jahre-kommunistische-partei-xi-jinping-droht-nicht-nur-taiwan-a-614004e4-01ca-4ed5-b693-523140cc8790

4 https://www.welt.de/debatte/kommentare/plus210600269/Provokationen-aus-Peking-Europa-muss-bei-China-hart-bleiben.html

5 https://asiatimes.com/2021/07/chinas-communist-party-has-much-to-celebrate/

6 https://www.zeit.de/2021/08/xi-jinping-china-kommunistische-partei-diktatur?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F

7 http://en.people.cn/n3/2021/0701/c90000-9867484.html

8 https://www.amazon.de/Roter-Stern-über-China-chinesische/dp/3596243637

9 https://www.amazon.de/Zehn-Tage-die-Welt-erschütterten/dp/3886340929

Rainer Rupp ist Mitglied des Beirats des Deutschen Freidenker-Verbandes

Link zur Erstveröffentlichung bei KenFM: https://kenfm.de/100-jahre-roter-stern-ueber-china-von-rainer-rupp/


Bild oben: Eine Kunstperformance mit dem Titel „Die große Reise“ wird zur Feier des 100. Jahrestages der Gründung der Kommunistischen Partei Chinas im Nationalstadion in Peking am Abend des 28. Juni 2021 aufgeführt.
Foto: Xinhua
Quelle: www.gov.cn