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Die Gründung der NATO am 4. April 1949

von Wolfgang Schürer

1. Die 27 europäischen Staaten 1945—1949

12 Staaten hatten im Zweiten Weltkrieg (ZWK) zu den Alliierten, und den Gründungsmitgliedern der UNO, gehört: Sowjetunion (SU), Vereinigtes Königreich (UK), Frankreich (FR), Polen, Jugoslawien, Tschechoslowakei, Niederlande, Belgien, Griechenland, Dänemark, Norwegen, Luxemburg;
(Die Ukraine und Weißrussland, bis 1991 Teile der SU, waren auch UNO—Gründungsmitglieder.)

9 Staaten hatten im ZWK zum faschistischen Block gehört: Deutschland, Italien, Rumänien, Ungarn, Bulgarien und Finnland waren Feindstaaten der UNO. Österreich hatte 1938—1945 zu Deutschland gehört, Albanien 1939—1943 zu Italien. Spanien hatte sich 1941—1943 am Krieg des faschistischen Blocks gegen die SU beteiligt, nicht jedoch am Krieg gegen die anderen alliierten Staaten.

6 Staaten waren im ZWK neutral: Türkei, Portugal, Schweden, Schweiz, Irland, Island;

Die Türkei hatte 1945 den formalen Kriegszustand mit dem faschistischen Block erklärt und war ein UNO—Gründungsmitglied.

Schweden und Island wurden 1946 in die UNO aufgenommen.

2. Die Pariser Friedenskonferenz, 29. Juli bis 15. Oktober 1946;

Die UNO handelte mit 5 der 6 europäischen Feindstaaten (Italien, Rumänen, Ungarn, Bulgarien, Finnland;) Friedensverträge aus, die am 10. Februar 1947 in Kraft traten. Diese 5 Staaten sind seither keine Feindstaaten der UNO mehr.

3. Deutschland und Österreich 1945—1948

Deutschland stand unter der gemeinsamen Souveränität von 4 UNO—Gründungsmitgliedern.

1948 gab es 18 deutsche Länder mit Landesregierungen, jedoch keine Regierung von Deutschland.

SU—Zone:         Sachsen, Sachsen—Anhalt, Brandenburg, Thüringen, Mecklenburg—Vorpommern;
US—Zone:         Bayern, Hessen, Nordwürttemberg—Nordbaden, Bremen;
UK—Tone:         Nordrhein—Westfalen, Niedersachsen, Schleswig—Holstein, Hamburg;
FR—Zone:          Rheinland—Pfalz, Südwürttemberg, Südbaden;
Berlin:                  Je ein Sektor von SU, US, UK, FR, aber eine Landesregierung, im SU—Sektor;

Frankreich hatte das Saarland politisch von Deutschland abgetrennt, aber wirtschaftlich an Frankreich angeschlossen. Die 3 anderen Souveränitätsmächte hatten das nicht anerkannt.

Am 06. September 1946, in einer Rede in Stuttgart, hatte der US—Außenminister James Byrnes die bereits geplante Bildung eines separaten westdeutschen Staates durchblicken lassen.

In Österreich gab es ebenfalls 4 Zonen. Wien (mitten in der SU—Zone) war ebenfalls eine 4—Mächte—Stadt. Es gab jedoch eine österreichische Regierung, die 1945 von der SU, zunächst ohne die Zustimmung der 3 anderen Besatzungsmächte, eingesetzt worden war. Die Souveränität von Österreich war durch die 4 Besatzungsmächte nur eingeschränkt, nicht aufgehoben worden.

4. Die USA und die Bildung des separaten westdeutschen Staates

Am 02. Dezember 1946 erreichten die USA die Zustimmung des Vereinigten Königreiches zur Zusammenlegung ihre beiden Zonen. Am 01. Januar 1947 fiel diese Zonengrenze weg. Die Bizone war faktisch eine erweiterte US—Zone. Am 29. Mai 1947 erhielten die USA die britische Zustimmung zur Bildung des Frankfurter Wirtschaftsrates, des Vorgängers des späteren Bundestages. Sein Direktorium war der Vorgänger der späteren Bundesregierung.

Ab September 1947 wurden in den USA die Westmark—Banknoten gedruckt. In der Geheimaktion OPERATION BIRD DOG, von Februar bis April 1948, in 23.000 Holzkisten, wurden 500 Tonnen, per Schiff, nach Bremerhaven (US—Zone) gebracht. 8 Sonderzüge brachten die Westmark—Banknoten nach Frankfurt, 800 LKW—Fuhren zum Gebäude der ehemaligen Reichsbank in der Taunusanlage.

Auf einer Konferenz, in London, vom 23. Februar bis zum 2. Juni 1948, erreichten die USA und das Vereinigte Königreich die Zustimmung Frankreichs, der Niederlande, Belgiens und Luxemburgs zur Bildung eines separaten westdeutschen Teilstaates. Am 17. März 1948 gründeten die 5 europäischen Teilnehmer den Brüsseler Pakt, den Vorgänger der NATO. Am 16. April 1948, nachdem Frankreich seine Zustimmung erteilt hatte, wurden die 3 Westzonen in den MARSHALL—Plan einbezogen. Am 16. Juni 1948 kündigten die 3 Westmächte die Einführung der Westmark in den 3 Westzonen an. 2 Tage später gab die SU bekannt, eine neue Währung für die SU—Zone und Berlin einzuführen

5. Die Einführung der Westmark in West—Deutschland, und dann in West—Berlin;

Am 20. Juni 1948 erfolgte in den 3 Westzonen die separate Währungsreform und die Ausgabe der Westmark—Banknoten. Um 24.000 Uhr wurden die bisherigen Reichsmark—Banknoten ungültig.

In der SU—Zone und Berlin galten weiterhin die alten Banknoten. Große Mengen der in den Westzonen wertlos gewordenen Geldscheine wurden in die SU—Zone gebracht. Vom 24. bis 28. Juni 1948 erfolgte der Umtausch der Reichsmark—Banknoten in Ostmark—Banknoten. Am 24. Juni 1948 führten die 3 Westmächte in West—Berlin zusätzlich die Westmark ein.

6. Die Bildung West—Berlins, der Frontstadt des Kalten Krieges;

Die SU verbot den Gebrauch der Westmark in Ost—Berlin und in der SU—Zone und sperrte den Gütertransport auf den Eisenbahnen, Straßen und Wasserwegen zwischen den Westzonen und West—Berlin, zwischen der SU—Zone und West—Berlin sowie zwischen beiden Teilen Berlins.

Die USA, das Vereinigte Königreich, Kanada, Australien, Neuseeland und Südafrika errichteten eine Luftbrücke für den Gütertransport zwischen den Westzonen und West—Berlin und verhängten eine Wirtschaftsblockade gegen die SU—Zone und Ost—Berlin. Am 02. Dezember 1948 wurde, im US—Sektor, eine separate Landesregierung von West—Berlin gebildet. Am 20. März 1949 erklärten die 3 Westmächte die Ostmark in West—Berlin für ungültig.

7. Die Gründungskonferenz der NATO in Washington, 03.—04. April 1949;

Am 04. April 1949 unterzeichneten 2 nordamerikanische Staaten (USA und Kanada), die 5 Mitglieder des Brüsseler Paktes (Vereinigtes Königreich, Frankreich, Niederlande, Belgien, Luxemburg;), und 5 andere europäische Staaten (Italien, Portugal, Dänemark, Norwegen, Island; ) den NATO—Vertrag.

West—Deutschland und West—Berlin waren de facto NATO—Gebiet, da 3 NATO—Gründerstaaten die gemeinsame Souveränität über diese Teile Deutschlands hatten.

Wolfgang Schürer ist Vorsitzender des Kreisverbandes Offenbach a. M. der Freidenker


Bild oben: Gipfeltreffen zum 50. Jahrestag der NATO in Washington, D.C., USA, April 1999
Foto: R. D. Ward, Gemeinfrei
Quelle: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6375252