Frieden - Antifaschismus - Solidarität

Befreiung vom Faschismus und Tag des Sieges 2023

Wir dokumentieren

den Marsch des Unsterblichen Regiments am 07. Mai 2023 in Frankfurt am Main mit Kundgebung am Opernplatz und Demonstration zum Römerberg, Reden von Sebastian Bahlo (Text) und von Sergey Filbert (Video)

Bilder von der Gedenkstunde am 08.05.2023 zum Tag der Befreiung am Mahnmal für die Opfer des Faschismus in Offenbach am Main

die Gedenkstunde zum Tag des Sieges am 09.05.2023 am Mahnmal für die sowjetischen Kriegsopfer auf dem Hauptfriedhof Frankfurt am Main, zu der das Generalkonsulat der Russischen Föderation eingeladen hatte. Im unmittelbaren Anschluss fand das Gedenken des Deutschen Freidenker-Verbandes mit Liedern von Ernesto Schwarz und einer Rede von Klaus Hartmann statt.

Webredaktion


07.05.2023 – Marsch des unsterblichen Regiments in Frankfurt am Main

Rede von Sebastian Bahlo

Sehr geehrte Teilnehmer des Gedenkmarsches „Unsterbliches Regiment“,

seit mehreren Jahren schon wird hier in Frankfurt der Deutsche Freidenker-Verband für ein Grußwort zu dieser Veranstaltung eingeladen, wofür ich mich bedanke.

Wir alle gedenken des großen Sieges über den Hitlerfaschismus und der Helden, die für diesen Sieg gefallen sind.

Der Anteil, den die Armeen der Antihitlerkoalition, und darunter mit riesigem Abstand an der Spitze die Rote Armee auf dem Schlachtfeld zum Sieg beigetragen haben, kann in Zahlen ausgedrückt werden. Die Widerstandskämpfer und Partisanen in den besetzten Ländern hatten neben der meßbaren militärischen Wirkung auch eine wichtige moralische Bedeutung. Die deutschen Antifaschisten kämpften fast ausschließlich mit geistig-moralischen Waffen, und das auch noch unter den Bedingungen der Illegalität, im Fall der Entdeckung mit Folter, Konzentrationslager und Tod bedroht. Ein wahrhaft assymmetrischer Kampf, den tausende Mutige auf sich nahmen.

Der deutsche Freidenker-Verband gehörte zu den ersten Organisationen, die 1933 vom Hitlerregime verboten wurden. Der Vorsitzende Max Sievers mußte fliehen, wurde später im besetzten Frankreich verhaftet, 1944 wegen „Hochverrats“ vom Nazi-„Volksgerichtshof“ zum Tode verurteilt und hingerichtet. Wir Freidenker wollen den heutigen Tag zum Anlaß nehmen, Max Sievers’ zu gedenken, denn auch er reiht sich unter die Helden ein, die ihr Leben für den Sieg über den Faschismus gegeben haben.

Diese Opfer sollten wir immer vor Augen haben, bevor wir uns heute von einer Verschärfung des Gesinnungsstrafrechts einschüchtern lassen. Denn das Freie Denken hat es wieder zunehmend schwerer, Gesetzgeber und Strafverfolgungsbehörden haben in den letzten Jahren viel getan, um den Einsatz für Frieden und Humanität zu kriminalisieren. Seit der russischen Intervention in der Ukraine sind sie geradezu hysterisch geworden. Wenn man über den Krieg im Donbass nicht die gleiche Einschätzung äußert wie die Regierung, wird man mit bis zu drei Jahren Haft bedroht. Dabei ist die Konstruktion „Billigung eines Angriffskriegs“ völlig willkürlich und hat nichts mit der internationalen Definition eines Angriffskriegs zu tun, die jeder Interessierte in der Resolution der UNO-Generalversammlung vom 14. Dezember 1974 nachlesen kann. Nach dieser Definition hat nämlich nur die Ukraine einen Angriffskrieg gegen die Volksrepubliken Donezk und Lugansk begonnen. Eine Meinungsäußerung über einen militärischen Konflikt zwischen zwei Ländern, mit denen Deutschland keine Bündnisverträge, aber diplomatische Beziehungen hat, unter Strafe zu stellen, ist die faktische Abschaffung des in Artikel 5 des Grundgesetzes garantierten Rechts auf freie Meinungsäußerung. Wenn sich hier noch ausgerechnet der sogenannte „Verfassungsschutz“ als Inquisitor betätigt, ist das Realsatire. Überhaupt muß man inzwischen mit jeglicher Kritik an der Regierung vorsichtig sein. Kürzlich erhielt ein Youtuber einen Strafbefehl über acht Monate Haft auf Bewährung, weil er sich über Außenministerin Baerbock lustig gemacht hatte.

Ich freue mich, aus zwei Berichten über die erfolgreiche juristische Abwehr solcher Kriminalisierungsversuche in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung „Unsere Zeit“ zitieren zu können.

Erstens: „In Berlin hat sich der Friedensaktivist Heinrich Bücker vor dem Amtsgericht Tiergarten mit seinem Widerspruch gegen einen Strafbefehl über 2000 Euro durchgesetzt. Die politische Abteilung der Berliner Staatsanwaltschaft hatte Bücker vorgeworfen, mit einer Rede auf einer Gedenkveranstaltung gegen Paragraph 140 des Strafgesetzbuches verstoßen und sich der Billigung von Straftaten schuldig gemacht zu haben. Bücker hatte anläßlich des Jahrestages des Überfalls Hitler-Deutschlands auf die UdSSR darauf hingewiesen, dass Deutschland heute in der Ukraine die Nachfolger jener faschistischen und russophoben Kräfte unterstütze, mit denen die Nazis bereits während des Zweiten Weltkrieges kooperiert hatten – Stichwort etwa Stepan Bandera, dem zu Ehren in der Ukraine heute Denkmäler gesetzt und Fackelmärsche veranstaltet werden. Bücker sprach sich gegen Waffenlieferungen und eine weitere Eskalation des Stellvertreterkrieges gegen Russland aus. Seine Aussagen hätten das ,Potenzial, das Vertrauen in die Rechtssicherheit zu erschüttern und das psychische Klima der Bevölkerung aufzuhetzen’, hieß es in der Begründung der ursprünglich verhängten Geldstrafe“, die vor Gericht zum Glück keinen Bestand hatte.

Zweitens: „Das Amtsgericht Augsburg hat das Verfahren gegen (…) Sami Baydar nach fast einem Jahr eingestellt. Baydar war vorgeworfen worden, am 9. Mai 2022 auf einer Kundgebung anlässlich des 77. Jahrestages des Sieges gegen den Hitlerfaschismus die Fahne der Sowjetunion getragen zu haben. Das Zeigen der roten Fahne mit Hammer und Sichel war von der Polizei für den 8. und 9. Mai in Augsburg untersagt worden. Im Erlass war von einem ,Symbol der territorialen Expansion des russischen Staates’ die Rede. Am 12. Januar 2023 eröffnete die Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen Baydar und verlangte ein Bußgeld in Höhe von 150 Euro. Der Aktivist wehrte sich mit juristischen Mitteln und konnte nun die Einstellung des Verfahrens erreichen.“

Das sind erfreuliche Nachrichten. Wer Sowjetfahnen und das St.-Georgs-Band verbietet, will die Ergebnisse von 1945 rückgängig machen. Was Hitler nicht gelang, versuchen die USA und ihre deutschen Lakaien jetzt mit Hilfe der NATO. Auch sie werden scheitern. Aber um die Zahl der Opfer zu begrenzen, müssen wir alle unsere Stimme gegen ihre Lügen erheben. Seien wir lieber jetzt mutig, solange uns nur Geld- und Gefängnisstrafen drohen, bevor Widerstand wieder lebensgefährlich ist!

Zum bevorstehenden Tag des Sieges – Hurra!

Sebastian Bahlo ist Vorsitzender des Deutschen Freidenker-Verbandes

Rede von Sergey Filbert

Direktlink zum  Video auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=5Y40XgjL6cA

Sergey Filbert ist Betreiber der YouTube-Kanäle Druschba FM und Golos Germanii

Bildergalerie

Fotos: Peter Betscher

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08.05.2023: Gedenkstunde zum Tag der Befreiung am Mahnmal für die Opfer des Faschismus in Offenbach am Main

Bildergalerie

Fotos: Monika Krotter-Hartmann

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09.05.2023: Gedenkstunde zum Tag des Sieges am Mahnmal für die sowjetischen Kriegsopfer auf dem Hauptfriedhof Frankfurt am Main

Zu dieser Gedenkstunde hatte das Generalkonsulat der Russischen Föderation eingeladen. Im unmittelbaren Anschluss fand das Gedenken des Deutschen Freidenker-Verbandes mit Liedern von Ernesto Schwarz und einer Rede von Klaus Hartmann statt.

Rede von Klaus Hartmann
Entnazifizierung gegen Geschichtsrevisionismus

Liebe Freunde,

ich überbringe einen Gruß des Deutschen Freidenker-Verbandes zum 9. Mai. Ich beglückwünsche Euch und uns zum Tag des Sieges über den Faschismus vor 78 Jahren.

Wie im vergangenen Jahr liegt in Deutschland über diesem Jahrestag der Schatten einer wahnhaften Kriegshetze und Russophobie des Krieges in der Ukraine. Das negiert den Gedanken der Reue für die Verbrechen der deutschen Faschisten und ihrer Helfer, das soll die Freude über die Befreiung Deutschlands und den Sieg der antifaschistischen Koalition verdrängen, es soll das Ziel der Versöhnung und der Völkerfreundschaft erschlagen.

Wenn Medien und Politiker in Deutschland über den Krieg in der Ukraine sprechen, verschweigen sie durchgängig, dass der Krieg bereits seit 2014 andauert. Verschwiegen werden die 14.000 Opfer, die der tägliche Terror gegen den Donbass bis 2021 gefordert hat. Das Aussprechen dieser Wahrheit würde die ständige Rede vom „russischen Angriffskrieg“ fragwürdig erscheinen lassen und das Feindbild Russland wäre weniger überzeugend.

„Nie wieder Faschismus -nie wieder Krieg!“ Damit diese Mahnung Realität wird, engagieren sich seit 1945 Menschen in ganz Deutschland. In der DDR wurde dies Staatspolitik, im Westen standen die Friedenskräfte von Anfang an in Opposition zu den wechselnden Regierungen.

Seit Jahren fordern wir gemeinsam mit Kräften der Friedensbewegung die Schließung der pfälzischen US-Luftwaffenbasis in Ramstein. Die Air Base Ramstein ist das Logistikzentrum für die US-amerikanische Kriegsunterstützung der Ukraine und Kommandozentrale für die gegen Russland gerichteten Atomraketen-Abschusssysteme in Rumänien und Polen.

Es entbehrt nicht der Logik, dass das Vereinte Oberkommando des Westens für den Krieg gegen Russland regelmäßig hier tagt. Die NATO-Staaten bekräftigen damit, dass sie Kriegsparteien sind. Seit 2014 baut die NATO die ukrainische Armee auf. Dass die NATO unter dem Kommando Washingtons mit hunderttausenden Ukrainern als Kanonenfutter einen Stellvertreterkrieg führt, wird von den West-Medien gerne als „russische Propaganda“ abgetan.

Es war aber der ukrainischen UK-Botschafter Vadym Prystaiko, der dies in aller Offenheit erklärte hat: „Der Westen hat eine einzigartige Chance. Auf der Welt gibt es nicht so viele Nationen, die es sich leisten könnten, so viele Leben, Gebiete und Jahrzehnte der Entwicklung für einen Sieg über den Erzfeind zu opfern.“ (Interview mit Newsweek, publiziert am 7. Januar 2023).

Und wer ist, auch nach 78 Jahren, angeblich dieser „Erzfeind“ des Westens? Auch darüber gibt Botschafter Prystaiko Auskunft in einem weiteren Interview – er nannte die russischen Streitkräfte „die Rote Armee“. Damit sind wir wieder beim heutigen Gedenken zum Tag des Sieges: Die Rote Armee kämpfte bis 1944 gegen die ukrainischen Hitler-Kollaborateure der Einsatzgruppen, das Regiment „Brandenburg-800“, die Bataillone „Nachtigall“ und „Roland“, die Waffen-SS-Divisionen „Galizien“ und „Wiking“, gegen die Ukrainische Aufständische Armee.

Die Ukraine heute sieht sich in der Tradition des Kampfes gegen die Rote Armee und in der Tradition jener, gegen die die Rote Armee kämpfte. Wenn der kollektive Westen dann behauptet, die Ukraine kämpfe für „unsere Werte“, dann kann es sich nur um faschistische Werte handeln. Das erklärt, warum im ZDF kommentar- und kritiklos Ukrainer gezeigt werden, die an ihrem Helm das Abzeichen der SS-Division Totenkopf tragen. Deshalb kommt keine Kritik auf, wenn Selenskij die Idee hat, eine ukrainische Brigade „Edelweiß“ zu nennen.

In dieser verkehrten Welt scheinen ukrainische Nazis gute Nazis zu sein, während die Bundesregierung alle zu Nazis erklärt, die nicht die US- und NATO-Politik bejubeln.

Wir sind den 27 Millionen Menschen verpflichtet, die im Großen Vaterländischen Krieg ihr Leben gaben, wir ehren ihr Andenken und sagen entschieden Nein zur Umschreibung der Geschichte. Die Umdeutung der Geschichte heißt Geschichtsrevisionismus, und dieser Revisionismus ist die Grundlage des Revanchismus. In der Ukraine ist das inzwischen normal, wie die Hunderte von Straßen und Denkmäler für den Faschistenführer und Nazikollaborateur Stepan Bandera zeigen, der als Nationalheld verehrt wird. Und was tut der „freie Westen“? Er passt sich dieser Linie an.

Diese Linie der Geschichtsverfälschung wurde in der Resolution des EU-Parlaments sichtbar, als der Sowjetunion mindestens die gleiche Schuld wie Hitlerdeutschland am 2. Weltkrieg zugewiesen wurde. Sie wurde wieder sichtbar im Deutschen Bundestag, als die Hungersnot in der Sowjetunion zum „Völkermord an der Ukraine“ umgefälscht wurde. Es wird aktuell sichtbar, wenn anlässlich der Feiern zum 8. und 9. Mai das Zeigen von Flaggen und antifaschistischen Symbolen verboten wird. Und es findet seinen Ausdruck in den begeisterten Sprechchören unserer ach so frei gewählten Abgeordneten, wenn sie zu Ehren ukrainischer Gäste sich von ihren Plätzen erheben, und in den Ruf „Heil Hitler“ – auf Ukrainisch – ausbrechen.

Die Autorin Marie Rotkopf hat gerade das 1915 erschienene Buch des französischen Soziologen Émile Durkheim mit dem Titel „Deutschland über alles“ neu herausgeben, und dazu einen Essay „Die deutsche Mentalität und der Krieg“ geschrieben. Darin bringt sie die Umdeutung der Geschichte mit dem Satz auf den Punkt: „Bald wird es nicht mehr die Rote Armee sein, die Auschwitz befreit hat, sondern das Asow-Bataillon“.

Diese fortschreitende Renazifizierung muss gestoppt werden, sie erfordert eine Entnazifizierung. Wir sind dabei, an Eurer Seite, und wir sind solidarisch mit allen, die diese Aufgabe anpacken.

Wir bekräftigen unsere Ablehnung der Waffenlieferungen in die Ukraine, des Wirtschaftskrieges gegen Russland, wir bekräftigen unsere Verbundenheit mit den russischen Menschen, unsere Dankbarkeit gegenüber den Widerstandskämpfern und Befreiern vom Faschismus aus allen Ländern und Nationen, wir bekräftigen unsere Solidarität mit der Russischen Föderation.

Wir danken Euch für die Befreiung vom Faschismus! Wir verneigen uns vor den Kämpfern des Großen Vaterländischen Krieges! Wir gratulieren zu Eurem großen Tag!
Freundschaft! Es lebe der 9.Mai!

Klaus Hartmann ist stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Freidenker-Verbandes

Bildergalerie

Fotos: Heinz Leipold

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Bild oben: Blumen des Deutschen Freidenker-Verbandes am Gedenkstein für die sowjetischen Opfer des Faschismus auf dem Hauptfriedhof in Frankfurt am Main
Foto: Heinz Leipold [Ausschnitt]