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Ein Besuch in Xinjiang: China Erfolge strafen US-Propaganda Lügen

Von Sara Flounders

Deutsche Übersetzung von Peter Betscher

Englische Erstveröffentlichung am 09.06.2023 auf Workers World / Mundo Obrero

 

Die US-Propaganda ist mächtig. Als Reaktion auf die Zunahme der US-Angriffe auf China wurde vom China / U.S. Solidarity Network eine Delegation organisiert, die dann vom 11. bis 31. Mai China besuchte.

Ein Schwerpunkt der Reise war ein Besuch in der Provinz Xinjiang (sprich Shinjaang), um Videomaterial und Interviews zu sammeln, die ein realistischeres Bild dieser riesigen und sich rasch modernisierenden multiethnischen Region vermitteln. Das Filmmaterial für den Dokumentarfilm, der derzeit den Titel „Voice of Xinjiang“ trägt, konzentriert sich auf ein Gebiet mit einer 4.000-jährigen Geschichte, das im Zentrum der alten Seidenstraße liegt, die heute ein wichtiger Knotenpunkt für Chinas ehrgeiziges „Neue Seidenstraße“-Handelsprogramm ist.

Die Uigurische Autonome Region Xinjiang (XUAR) ist eine ausgedehnte Trocken-, Gebirgs- und Hochwüstenregion im äußersten Nordwesten Chinas. Xinjiang verfügt über bedeutende Öl- und Mineralvorkommen und ist derzeit Chinas größte Erdgasförderregion. Obwohl die Provinz geografisch die größte ist und ein Sechstel der gesamten Landmasse Chinas ausmacht, ist sie dünn besiedelt und hat nur 2 % der 1,4 Milliarden Einwohner Chinas. Von den 25 Millionen Einwohnern Xinjangs gehören 60% 13 ethnischen Minderheiten an.

Die beiden großen Städte, die wir besuchten – Urumqi und Kashgar – sind über 1000 Meilen voneinander entfernt. Die umliegenden vollmechanisierten Farmen waren Teil unseres Besuchsprogramms.

Diese Städte liegen an der bedeutenden historischen Seidenstraße, die Ostasien mit Zentral- und Südasien, dem Nahen Osten und Europa verbindet. Xinjiang hat eine entscheidende und strategische internationale Bedeutung. Es grenzt an acht Länder: Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Russland, die Mongolei, Indien, Pakistan und Afghanistan. Innerhalb Chinas grenzt es an drei autonome Provinzen/Regionen: Gansu, Qinghai und Tibet.

Heute erlernt die Bevölkerung aktiv neue Spitzentechnologie-Fähigkeiten, die für die industrielle Entwicklung von Xinjiang und dem Ausbau der kommerziellen Netze von Hochgeschwindigkeits-zügen und Kommunikation, die Länder in ganz Asien, Europa und Afrika verbinden, eine zentrale Rolle spielen.

Lebendige Gemeinschaften, keine „Sklavenarbeit“

Unzählige US-Medienberichten hatten uns gesagt, dass die Städte unter Kriegsrecht stehen würden und militärische Besatzungstruppen und schwer bewaffnete Polizei an jeder Ecke zu erwarten wäre. Die indigene Bevölkerung, insbesondere die Uiguren, wird als verarmte und isolierte Bevölkerung beschrieben, die angeblich zu Sklavenarbeit gezwungen wird und auf den Feldern Knochenarbeit verrichtet oder in Konzentrationslagern eingesperrt wird.

Da ich aus der Gegend von New York City komme, erwartete ich ein mindestens vergleichbares Polizeiaufgebot. Die New Yorker Polizei ist die achtgrößte bewaffnete Körperschaft der Welt. Nach unserer Rückkehr dominierten Berichte von „Stop and Frisk“ (Anm.:Spontandurchsuchungs)-Programmen, die sich auf schwarze und braune Jugendliche konzentrierten. Die Medien berichten:  „Zu viele Menschen in New York City werden illegal angehalten und durchsucht, berichtet der  Bundesmonitor.“ (abc7ny.com)

Was wir in Xinjiang sahen, waren lebendige Städte – Kashgar und Urumqi – voller Zehntausender Touristen, zusammen mit der einheimischen Bevölkerung vieler Nationalitäten. Riesige und farbenfrohe Märkte und Basare, die fast alle von uigurischen Familien betrieben werden, erstreckten sich über viele Häuserblocks. Stark frequentierte U-Bahnlinien durchquerten die Städte. Überall sahen wir Lebensmittelmärkte voller preiswerter Produkte. Restaurants, Cafés und Straßenimbissstände waren voll mit Einheimischen. Abends waren die Straßen belebt – nicht still und bedrohlich.

Unsere Beobachtungen werden durch zahlreiche internationale Studien untermauert, die in den westlichen Medien ignoriert werden.

Die Analphabetenquote in Xinjiang ist auf 2,66% gesunken und liegt damit unter dem Landesdurchschnitt von 2,85%. Zur Zeit der chinesischen Revolution von 1949 betrug der Analphabetismus in ganz China 80% und in Tibet und Xinjiang über 90%. Heute besuchen 97,51% der Kleinkinder Vorschulprogramme. In Xinjiang besuchen 98,82% der Jugendlichen weiterführende Schulen (1).

Eine nützliche Studie über die Gesundheits- und Bildungsleistungen der Region ab 2022 findet sich auf der Website des South Asia Journal unter „Excellent Xinjiang Health, Growth & Education Outcomes Contradict Sinophobic U.S. Lies.“ (2)

Bei Fahrten durch die Landschaft sahen wir voll mechanisierte Landwirtschaft mit Traktoren, Pflanzbehältern, Drohnennsprühgeräten, Bewässerungskanälen und riesigen Plastikgewächshäusern. Wir haben keine Felder gesehen, auf denen Arbeiter Handarbeit wie Hacken, Pflücken und Beschneiden verrichteten. Das bestätigen zahlreiche Berichte und Fotos. Die Mechanisierung der Baumwollproduktion liegt bei 90%.

In Kashgar kann die Idkah-Moschee aus dem 15. Jahrhundert bis zu 20.000 Gläubige aufnehmen. Es ist nur eines der zahlreichen islamischen Zentren und Moscheen, die wir bei einem Spaziergang durch die Straßen der Stadt und in mehreren Dörfern gesehen haben. Hohe, schlanke Minarette und kuppelförmige Dächer schienen Teil jedes Blocks zu sein. Die Erzählung, dass China Moscheen und islamische Zentren zerstört, wird in den US-amerikanischen und westlichen Medien ständig verbreitet. Dem wird jedoch regelmäßig von Vertretern muslimischer Länder widersprochen.

 Arabische und muslimische Länder lehnen die US-Berichterstattung ab

Am 27. April 2021 interviewte die englischsprachige Sendung „The Point with Liu Xin“ (Anm.: Liu Xin ist eine chinesische Auskandskorrespondentin) Botschafter aus Pakistan, Palästina und Syrien, nachdem sie umfangreiche Besuche in Xinjiang gemacht hatten. Sie warfen den westlichen Medien vor, „die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte, die muslimische Uiguren und andere ethnische Minderheiten in der Region genießen, bewusst zu ignorieren“.

Der palästinensische Botschafter in China, Fariz Mehdawi, sagte: „Wissen Sie, der Durchschnitt der Moscheen, wenn man es auf die Bevölkerungszahl umrechnet, ist ungefähr 2.000 Einwohner für eine Moschee. Dieses Verhältnis haben wir in unserem Land nicht. Das gibt es sonst nirgendwo auf der Welt.” (3).

Die Botschafter lobten den Aufbau von Industrien und fortschrittlicher Landwirtschaft, Armutsbekämpfungsprogramme, einen Schwerpunkt auf Bildung und Gesundheit sowie eine menschennahe Politik in ganz Xinjiang (3). Ihr Kommentar stimmt mit dem überein, was wir bei unserem Besuch gesehen haben.

Kein arabisches oder muslimisches Land hat sich den Berichten aus den USA und ihren gezielten Angriffen auf China angeschlossen. Denn diese Länder wissen, dass die US-Regierung seit 30 Jahre für massiv zerstörerische Kriege, Sanktionen, Drohnenangriffe und gezielte Morde in einer Reihe muslimischer Länder, darunter Irak, Iran, Libanon, Libyen, Syrien, Sudan, Somalia und Afghanistan, verantwortlich ist.

Sie wissen, dass mehr als 2,2 Millionen Menschen in den USA inhaftiert sind, die größte Gefängnis-population der Welt, und die Geschichte des systematischen Völkermords an den Ureinwohnern der USA ist auf der ganzen Welt bekannt. Die USA behaupten, ein Beschützer der muslimischen Bevölkerung der chinesischen Provinz Xinjiang zu sein, aber das riecht nach rassistischer Heuchelei.

Kurz vor dem Beginn des weltweiten Reiseverbotes durch COVID-19 im Jahr 2019 hatte der Rat der Außenminister der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC), mit 57 Mitgliedsstaaten eine der größten zwischenstaatlichen Gremien der Welt, Chinas Behandlung seiner muslimischen Bürger nach einer Informationsreise in die Region gebilligt und gelobt. (hongkongfp.com, 3. März 2019) Eine Woche nach unserer Reise nach Xinjiang besuchte eine große Delegation der Arabischen Liga, darunter hochrangige Vertreter aus mehr als 16 arabischen/muslimischen Ländern, viele der Orte, die wir besucht hatten. Ägypten, Bahrain, Algerien, Dschibuti, Saudi-Arabien, Sudan, Syrien, Somalia, Irak, Oman, Komoren, Libanon, Libyen, Marokko, Mauretanien und Palästina waren ebenso vertreten wie verschiedene Abteilungen der Arabischen Liga und des Kooperationsforums China-Arabische Staaten.

Ihre Pressemitteilung vom 1. Juni, die von der chinesischen Botschaft in Syrien veröffentlicht wurde, beschrieb die Ergebnisse der hochrangigen Delegation. In der Erklärung heißt es:

„Durch Besuche in Urumqi, Kashgar und anderen Orten konnten wir soziale Harmonie, wirtschaftliche Entwicklung, Menschen aller ethnischen Gruppen in Xinjiang friedlich zusammenleben sehen, und rasante Fortschritte in verschiedenen Unternehmungen, feststellen. Wir verstanden wirklich die Wahrheit über die Entwicklung von Xinjiang und erkannten den wahren Zweck einiger internationaler Kräfte, die die Lebensverhältnisse in Xinjiang verunglimpfen und sogar zu verteufeln versuchen.“

Anklage wegen „Völkermordes“ zur Rechtfertigung von US-Sanktionen

Die US-Unternehmensmedien, große US-Think Tanks und Strategen haben diese Modernisierung von Xinjiang als „Völkermord“ bezeichnet. Die Schulen, Universitäten und Berufsbildungszentren werden als „Konzentrationslager“ bezeichnet. Auf der Grundlage dieser erfundenen Anschuldigungen wurden durch den US-Kongress intensive neue Sanktionen gegen alle Produkte und Waren aus der Region Xinjiang verhängt. Die US-Sanktionen werden sich auf alle chinesischen Baumwollausfuhren auswirken.

China ist der weltweit größte Exporteur von Baumwolle, und vor den Sanktionen waren die USA der größte Importeur von chinesischer Baumwolle. Alle Rohstoffe wie Lithium, Nickel, Mangan, Beryllium, Kupfer und Gold, die in Xinjiang abgebaut werden, werden ebenfalls von US-Sanktionen betroffen sein. Unter die Sanktionen fallen auch Solarmodulen, Elektrofahrzeuge und andere Produkte von Chipherstellern, Elektronik- und Energieunternehmen.

Die einzige Unterstützung für die wilden, unbegründeten Anschuldigungen, mit denen neue Runden von US-Sanktionen gerechtfertigt wurden, kam von den imperialistischen G7-Ländern und ihren Verbündeten.

Amnesty International, Human Rights Watch, NPR (Anm.: National Public Radio), Radio Free Asia und andere von den USA finanzierte „Menschenrechts“- und Nachrichtenorganisationen behaupten einstimmig, dass die chinesische Regierung „massive und systematische Misshandlungen“ gegen Muslime in der Uigurischen Autonomen Region Xinjiang begangen habe. Ihre Berichte über „Zwangsarbeit“ und religiöse und kulturelle Unterdrückung werden in den westlichen Medien unkritisch und weit verbreitet. Diese Berichte waren die Vorbereitung für neue Runden strengerer Sanktionen gegen chinesische Exporte.

Arjae Red, Sara Flounders und Lee Siu Hin, rechts, mit dem Obst- und Nussverkäufer Nazar in Urumqi, Mai 2023. Foto: Workers World

Der „Uyghur Forced Labor Prevention Act“ (Anm: Uigurisches Zwangsarbeitspräventionsgesetz) wurde erstmals im Dezember 2021 von Präsident Joe Biden unterzeichnet und trat am 23. Juni 2022 in Kraft. Nach dieser jüngsten anti-chinesischen Maßnahme sind alle in der Provinz Xinjiang hergestellten Waren für den Import verboten, es sei denn, der Importeur kann nachweisen, dass die Einfuhren „frei von Zwangsarbeit“ hergestellt wurden (New York Times, 8. April 202).

Die jüngste Anti-China-Propagandakampagne der USA basiert auf unbegründeten Behauptungen, Uiguren seien gezwungen worden, neue Arbeitsplätze in Industrien anzunehmen, die kürzlich nach Xinjiang verlagert worden seien.

Willkommene Techniken für Landwirte und Hirten

Wir besuchten die Toltay Farm, außerhalb von Kashgar, die Heimat einer Großfamilie, die seit Generationen gezwungen war, ständig mit ihren Herden von Rindern, Schafen und Kamelen zu wandern, um Futter in einem trockenen Land zu finden. Dank neuer Tierhaltungstechniken und staatlicher Subventionen für neue Geräte können sie nun ein stabiles Leben führen.

Heute verwenden sie das zerkleinerte Futter, das aus einer Vielzahl von landwirtschaftlichen Erzeugnissen gewonnen wird. Es wird auf bewässertem Land angebaut, das mit einem Netz von staatlich gebauten Kanälen durchzogen ist. Hektarweise gibt es Gewächshäuser aus Plastik. Die Familie zeigte uns stolz ihre Herden, die nun in Ställen gemästet werden. Mithilfe von Smartphones überwachen die lokalen Hirten ihre Herden und erhalten zudem Informationen über den Gesundheitszustand der Tiere . (4)

In einer örtlichen Grundschule erklärten die Lehrer, dass der Unterricht in Uigurisch und Mandarin abgehalten werde.

Der staatliche Bauernhof wurde in Lose aufgeteilt, wobei einige Familien Baumwolle, Gemüse oder Weizen anbauen, während andere sich auf die Viehzucht konzentrieren. Wir haben Familien besucht, die ihr Land gepachtet haben, während sie im Baugewerbe oder als Mechaniker und Maschinenbediener ausgebildet wurden. Andere Familien arbeiteten in neuen Industrien, lebten aber immer noch in den Dörfern. Nur sehr wenige hatten die Region verlassen, weil ihr Leben nun wohlhabend und berechenbar war.

Wir besuchten das Haus eines jungen Tierarztes aus einer Hirtenfamilie. Er beschrieb seine kostenlose Ausbildung und die Pflege der kleinen Herden von 400 Familien. In jedem Haus wurden uns Platten mit Melonen, Joghurt und frischem Brot angeboten.

In Urumqi am Straßenrand besuchten wir eine kasachische Familie mit einem kleinen Milchbetrieb.  Sie kaufen Milch von den Herden der umliegenden Familien. Die Tochter Sembat, die gerade die Landwirtschaftsuniversität abgeschlossen hatte, führt den Laden. Sie bestand darauf, dass wir mindestens eine Kostprobe von jedem ihrer Milch-, Joghurt- und Käseprodukte von Pferden, Kamelen, Ziegen, Schafen und Kühen probieren. Jedes Produkt hatte einen unverwechselbaren Geschmack.

Ihr Vater beschrieb das Regierungsprogramm, das ihnen dieses neue Leben eröffnet hatte. Sie luden uns in ihr Haus ein, wo eine traditionelle Jurte nebenan stand und mit wunderschön gewebten Kissen und Teppichen geschmückt war. Die Jurte ist nun für Familientreffen reserviert.

Da die Feindseligkeit des US-Imperialismus gegenüber China zunimmt – mit militärischen Drohungen, neuen Sanktionsrunden und zunehmenden Bemühungen, die Feindseligkeit gegenüber China durch wilde Erfindungen zu schüren – ist es wichtig, Berichte aus erster Hand von Menschen in der Region zu hören, die stolz auf die Realität ihres veränderten Lebens sind.

Sara Flounders ist Mitglied des INTERNATIONAL COMMITTEE SLOBODAN MILOŠEVIĆ (5),  Co-Direktor des International Action Center (6) und Mitherausgeberin der Zeitung Workers World.

Eine leicht gekürzte Fassung dieses Artikels wurde in der Global Times veröffentlicht.

Hinweise

  1. http://en.people.cn/n3/2021/1010/c90000-9905256.html
  2. http://southasiajournal.net/excellent-xinjiang-health-growth-education-outcomes-contradict-sinophobic-us-lies/
  3. https://www.youtube.com/watch?v=ebeGipO6-gU&t=20s
  4. https://www.chinadaily.com.cn/a/202304/13/WS64377571a31057c47ebb9ed8.html
  5. https://milosevic.co/
  6. https://iacenter.org/

Bild oben: Sara Flounders (Bildmitte) und Arjae Red mit jungen Pionieren in Urumqi, Mai 2023
Quelle: Workers World