Religions- & Kirchenkritik, Säkulare Szene

Eine Aufklärung für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des XX. katholischen Weltjugendtag in Köln und andere Interessierte

von Karl C. Fischer, Köln

Die Großkirchen in Deutschland, die nicht mal Steuern zahlen, besitzen Milliarden von Euro, eine Menge von Immobilien, lassen die Behörden gegen hohe Kosten Kirchensteuer, ihre Beschäftigten überwiegend vom Steuerzahler finanzieren, erhalten Milliarden Euros aus Steuermittel, nehmen Einfluss auf Wirtschaft, Medien, Politik und Schule, genießen staatlichen Schutz und, und, und …

 Doch seit 200 Jahren enthalten alle demokratischen Forderungen, den Ausschluss der Geistlichkeit von den nicht kirchlichen Angelegenheiten, d.h. den „Laizismus“. Grund war die von ca. 2000 Jahren einsetzende Vernüpfung des Römischen Reiches mit dem Christentum. Sie machte das Verhältnis von weltlicher Macht und geistliche Gewalt aus – die Beziehungen zwischen Kirche und Staat, die die Geschichte Europas bestimmten.

 Aber Staat und Kirche müssen ihre Verbindungen regeln. Entweder der Staat herrscht über die Kirche oder umgekehrt. Sie können auch gleichberechtigt nebeneinander stehen und Rücksicht aufeinander nehmen und sich so Verhalten, dass keine Berührungspunkte entstehen.

 Das Verlangen nach Trennung von Staat und Kirche, das in Deutschland noch immer auf die Verwirklichung wartet, machte folgende historische Entwicklungen durch:

 In den deutschen Bauernkriegen wurde nach massiver Kritik am bestehenden System von Kirche und Staat, der Versuch unternommen die kirchlichen und staatlichen Machtverhältnisse im Sinne der Bauern auf demokratische Grundlagen zu stellen.

Mit Ausnahme der Schweiz, wurde diese Aufstände jedoch durch die gezielte Zersplitterungen und auch durch das Umkehren einiger wichtiger Führer (z.B. Martin Luther) lokal isoliert blutig niedergeschlagen.

In der letzten Schlacht des deutschen Bauernkrieges 1525/26 wurde ca. 6000 Bauern bei Frankenhausen am Rand des Kyffhäusergebirges in Thüringen ermordet.

 Die Aufklärung, als geistige Vorläuferin der bürgerlichen Revolutionen, besonders der französischen Revolution am 14. Juli 1789 stellte zum ersten Male massiv die „gottgewollte Ordnung“ in Frage und damit die seinerzeitige absolutistische Macht der Könige und Fürsten. Die Forderung nach Trennung von Staat und Kirche sowie Kirche und Schule wurde zum ersten Mal konsequent aufgestellt.

 Die Pariser Kommune, die vom 8.3. – 28.5.1871 bestand, war eine solzialistische Republik die u.a. vom Kampf der Amerikaner um ihre Unabhängigkeit von Großbritannien lernte und die Trennung von Staat und Kirche durchsetzte – was das heutige laizistische Frankreich schuf, in dem der Einfluss der Kirche auf das öffentliche Leben deutlicher eingeschränkt ist als in Deutschland.

1905 wurde zum ersten mal diese Trennung in Frankreich Gesetz.

Denn als Preußen verbündet mit anderen deutschen Ländern Frankreich 1871 besiegt hatte, gründete sich das Deutsche Reich, worauf der Kulturkampf unter Bismarck um den Einfluss des Vatikans begann.

Er führte zum Kampf des Papstes gegen den preußischen Liberalismus, der zudem den bürgerlichen Eliten diente und das Volk unterdrückte. Das „Zentrum“ eine der politischen Vorläufer der heutigen CDU, wurde als Partei des deutschen Katholizismus gegründet. Preußen hatte nämlich 1873 im Kulturkampf vom Vatikan u.a. die Auflösung der katholischen Abteilung im Kultusministerium, die Schulaufsicht und Ziviltrauungen verlangt, sowie verboten, über staatliche Angelegenheiten zu predigen. Erst 1917 wurde

der Kulturkampf beendet, worauf das Zentrum die Tatik des heiligen Stuhls als Erfolg verkaufte und nun auch von Arbeitern gewählt wurde, was der SPD schadete.

 Diese Strategie setzte sich fort, zumal sie 1933 zum Reichskonkordat zwischen den Nazis und dem Vatikan führte, das auch den Kirchenkampf auslöste, der nur die evangelische Kirche spaltete und die Regeln für den Einzug den Kirchensteuer konkretisierte.

 1945, nach dem Ende der NS-Diktatur wurde das Verhältnis von Kirche und Staat in der Bundesrepublik durch die Anerkennung gegenseitige Unabhängigkeit gekennzeichnet, die mit der Übernahme der Kirchenartikel der Weimarer Verfassung ins Grundgesetz abgesichert wurden – was keine Trennung von Staat und Kirche bedeutete.


Bild: katholischer Weltjugendtag Krakau
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