Religions- & Kirchenkritik, Säkulare Szene

Rechter Glaube, rechte Politik

aus FREIDENKER Nr. 2-06 Mai 2006, 65. Jahrgang, S. 18-27

von Klaus Hartmann

Die USA, die selbsternannte „Nation unter Gott“ hat eine lange Tradition rechter und ultrarechter Kräfte, die unter dem Banner christlichen Glaubens eine reaktionäre Politik nach innen und außen propagieren und durchsetzen wollen. Nicht ohne Wirkung in Deutschland.

Der Name „Fundamentalisten“ wurde zunächst für jene Kräfte geprägt, die den Schöpfungsglauben wörtlich nahmen und in den 1920er Jahren einen Kreuzzug gegen die Verbreitung der von Charles Darwin begründeten Evolutionslehre unternahmen. Der sogenannte „Affenprozess“ 1925, in dem ein Physiklehrer wegen einer Unterrichtsstunde über Darwins „Ursprung der Arten“ zu einer Geldstrafe verurteilt worden war, war das Fanal einer bis heute anhaltenden Kampagne der Kreationisten.

Doch die Rechtgläubigkeit ist keineswegs das einzige, nicht mal das Hauptanliegen der religiösen Überzeugungstäter. Das „Böse“ erblicken sie in Homosexualität und Abtreibung, in Kapitalismuskritik und Kommunismus, und insbesondere in der Infragestellung der Rolle der USA als führender und einziger Weltmacht. Nach 1945 machten zunächst die antikommunistischen McCarthyisten und die finsteren Rassisten den Ku-Klux-Clan von sich reden, die beide in vermeintlich göttlichem Auftrag agierten.

Heute gehören zur Religiösen Rechten sowohl die Strömungen der Evangelikalen wie der Fundamentalisten, aber zwischen beiden gibt es Unterschiede. Die Fundamentalisten sind aggressiver und exklusiver, sie nehmen die Bibel wortwörtlich, sind auch ausdrücklich antikatholisch und vatikanfeindlich. Die Evangelikalen existieren in einer Bandbreite unterschiedlicher Gruppen, sie sind in der Regel etwas weltzugewandter, teils auch sozial engagiert und bemüht, Wissenschaft und Religion zu versöhnen.


Fundamentalisten auf dem Vormarsch

Seit Mitte der 1970er Jahre, im Vorfeld der Wahl von Ronald Reagan zum US-Präsidenten, haben evangelikale und fundamentalistische Gruppen Hochkonjunktur. Neben aggressiven öffentlichen Kampagnen fällt in diese Zeit die Gründung einer Reihe von religiösen „Denkfabriken“ und Organisationen, die als Speerspitzen im Kampf um den Sieg über den Kommunismus dienen sollten, „das Reich des Bösen“, wie Reagan die Sowjetunion nannte. Im Fernsehen agitierte Jerry Falwell für die „Moralische Mehrheit“. [1]

Als Hauptströmung der Evangelikalen haben sich in den 1980er Jahren die sogenannten Neokonservativen, die „Neocons“ etabliert. Sie forderten eine „neue interamerikanische Politik“ und gründeten dazu ein „Komitee von Santa Fe“, dessen Geheimdokument von 1979 formuliert: „Ganz Amerika eines ständigen äußeren und inneren Angriffs. (…) Nur die USA sind in der Lage, die unabhängigen Nationen Lateinamerikas als Partner vor der kommunistischen Eroberung zu schützen“.

Der Schutz manifestierte sich Mitte der 1980er, als Hunderte Millionen US-Dollar zur Finanzierung an die nicaraguanischen Contras flossen, um die sandinistische Revolution in Blut zu ertränken. Die personelle Kontinuität reicht bis in die heutige Administration von George W. Bush, einige heutige Akteure erwarben ihre ersten „Verdienste“ auf den Kriegsschauplätzen Nicaraguas und El Salvadors.

Ein Schlüssel für die Massenwirksamkeit der Religiösen Rechten ist die „Elektronische Kirche“, ein Netz privater religiöser Rundfunk- und Fernsehstationen, mit denen „Prediger“ wie Jerry Falwell, Billy Graham und Pat Robertson ihre Heilsbotschaften in die Wohnungen von über 40 Millionen US-Amerikanern transportieren.

Michael Novak verrät uns den tieferen Sinn der religiösen Renaissance: Der Mann ist Chefideologe des 1980 gegründeten „Institut für Religion und Demokratie“ (IRD), eine der neokonservativen Denkfabriken, sein Werk heißt „Der Geist des demokratischen Kapitalismus“. Seine kapitalistische Theologie erklärt, warum es Reiche geben muss, Schwarze diskriminiert werden dürfen, dass der transnationale Konzern kein Ausbeutungsorgan, sondern „leidender Gottesknecht“ ist, und die sogenannte „Marktwirtschaft“ eine Lebensnotwenigkeit für die Menschen. Man sieht – man braucht einen starken Glauben.

 

Antikommunistisch und terroristisch

Zweck von Institutionen wie des IRD ist es, der „neokonservativen“ Ideologie einen theologischen Heiligenschein zu verleihen. Mit ihrer Propaganda richten sie sich auch z. B. gegen den Weltkirchenrat und all jene kirchlichen Kräfte, die Befreiungsbewegungen in der „3. Welt“ unterstützen. Die politische Rechte bedient sich der Evangelikalen, um weniger populäre wirtschaftliche Interessen unter Bezugnahme auf „konservative“ Moralvorstellungen zu legitimieren.

Das Gründungsmanifest des „Instituts für Religion und Demokratie“ formuliert zwei zentrale Prinzipien: „Es ist politisch als auch theologisch zwingend notwendig, geltend zu machen, dass der Marxismus-Leninismus eine Lehre verbreitet, welche unvereinbar ist mit christlichem Verständnis von Humanität und historischem Schicksal. Daher müssen Christen ohne Rechtfertigung und Entschuldigung Anti-Kommunisten sein. Anti-Kommunismus ist keine ausreichende politische Philosophie, aber es ist eine unentbehrliche Komponente zum Wahrnehmen der Zeichen der Zeit.“ Die gottgefällige Mission der USA in der Welt wird ebenso schlicht begründet: „Weil Amerika ein großer und einflussreicher Teil von Gottes Schöpfung ist, und weil dies ein Land ist, in dem seine Kirche pulsierend frei ist, das Evangelium zu leben und der Welt zu verkünden, glauben wir, dass Amerika einen besonderen Platz in Gottes Verheißungen und Zielen einnimmt.“

Die Zusammenarbeit von politisch und religiösen Rechten findet in einem undurchdringlichen Geflecht von Organisationen statt: „Koalition für eine demokratische Mehrheit“, „Komitee für das Überleben eines freien Kongresses“, „Konservative Sache“, „Amerikanische Konservative Union“, „Stiftung für demokratische Erziehung“, „Öffentlicher Dienst-Forschungsrat“ sind einige der Namen. Hinter dem „Komitee für das nationale Recht auf Arbeit“ verbergen sich leider keine Kämpfer für Menschenrechte, sondern gegen die Gewerkschaften, das „American Enterprise Institute“ ist eine Ideologiefabrik der „Neokonservativen.

Seit 1979 sind 56 religiöse Ultras im „Religiösen Runden Tisch“ zusammengeschlossen. Auf ihrem Programm stehen auch Kampagnen gegen „ungerechtfertigte“ Sozialleistungen, Essenmarken für Arme und gegen gleiche Rechte.

Der geistig-geistliche Sumpf treibt vielerlei Blüten. In den 1990er Jahre schlug der fundamentalistische Fanatismus in offenen Terror um. Bombenanschläge und Feuerüberfälle auf Kliniken und Arztpraxen, in denen Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen wurden, forderten Verletzte und Todesopfer – zum „Schutz des Lebens“, wie die Mörder bekundeten. Auch rassistisch motivierte Gewalt lebte auf, reihenweise wurden Kirchen schwarzer Gemeinden niedergebrannt.

Zur einflussreichsten Bewegung der Religiösen Rechten avancierte die „Christliche Koalition“ des Fernsehpredigers und Industriellen Pat Robertson. Seinen ersten TV-Sender kaufte er bereits 1960 mit den Worten „Gott hat mich geschickt, diesen Sender zu kaufen“. Danach investierte er in eine Hotelkette und beutete mit Genehmigung des zairischen Diktators Mobutu Diamantenminen im Kongo aus. Neben einer Fernsehkette gründete die „Christliche Koalition“ die Regent University, um Gleichgesinnte mit Diplom zu Juristen und Staatdienern zu machen.[2] Dank üppiger Spendengelder, speziell seitens der Rüstungsindustrie, ist Robertsons „Christian Broadcasting Network“ (CBN) heute ein immenses Medienimperium – es sendet heute in 180 Ländern und 71 Sprachen.

Spätestens seit dem Erdrutschsieg der Republikanischen Partei bei den Kongresswahlen 1994 wurde die Kontrolle der „Christlichen Koalition“ über diese Partei deutlich. „73 damals zusätzlich gewählte Abgeordnete und elf neue Senatoren der Republikaner, die erstmals seit vielen Jahren die Mehrheit der Demokraten in beiden Häusern des US-Kongresses brechen und dessen Achse nach rechts verschieben konnten, verdanken ihren Erfolg allein der massiven Finanzierung ihrer Kampagne durch die religiöse Rechte.“

 

„Die Bibel, die Bombe und der Präsident“

Um die Denkweise jener gut 20% der US-Bürger zu verstehen, die sich in den 1980er Jahren selbst als fundamentalistische Christen verstehen, hatte das niederländische Fernsehen 1984 den Film „Die Bibel, die Bombe und der Präsident“ produziert. Er zeigt, wie fundamentalistische Prediger heutige Konflikte als biblische Endzeit-Prophezeiung interpretieren, und ihre moralischen als Geheimrezept verkaufen, um im Kampf gegen das Böse gerettet zu werden und die Ankunft des Messias mitzuerleben. Diese Vorstellungen sind im Roman „Der späte große Planet Erde“ von Hal Lindsey verarbeitet, mit 22 Millionen verkauften Exemplaren in den USA gleich hinter der Bibel in der Verkaufshitparade der 70er. Im Folgenden einige Zitate des niederländischen Films, der solche Denkmuster illustriert.

 

TV-Prediger: Es wird der Tag kommen, an dem die Sowjets versuchen, in Israel einzumarschieren. Viele von uns, aus unserem theologischen Lager, nennen es den Dritten Weltkrieg. In Hesekiel, Kap. 38 und 39 wird sehr anschaulich ein Zeitraum von 24 Stunden beschrieben. Es steht gleich zu Anfang des Zeitraums von sieben Jahren, den wir als die Drangsal bezeichnen, die apokalyptische Ära. Es ist das erste wichtige Ereignis jener Periode. Hesekiel trennt es durch sieben Jahre vom Ende der Periode. Im Buch der Offenbarung steht genau das Gleiche. Bei dieser Gelegenheit erfährt Russland seine Zerstörung durch göttliches Eingreifen, durch Gott.

Reporterin: Im mittleren Osten selbst?

TV-Prediger: Im Mittleren Osten selbst, ja.

Reporterin: Und wie wird Gott das tun? Um die Prophezeiung zu erfüllen?

TV-Prediger: Ja, es wird uns deutlich gesagt, im 38. Kap. Von Hesekiel, etwa beginnend mit Vers 18, 19, 20, 21, 22. In jenen Versen finden wir eine Beschreibung von Gott, der einen immensen und schrecklichen Aufruhr der Natur entfesselt, gegen die Sowjetunion, gegen die russische Nation, größer als je zuvor gemessen, heftige Regenfälle, ungeheuere Hagelstürme zusammen mit Feuer und Schwefel. Und darauf beziehen wir uns. An denselben Stellen ruft Gott nach einem Schwert, von seinen Bergen herab. Berge können hier besser als Nationen verstanden werden, oder Königreiche. Also unter den Nationen, die im Grunde noch gottesfürchtige Nationen sind. Das trifft auf die Vereinigten Staaten zu und viele, viele Nationen in Europa. Selbst wenn wir nicht so viele Leute haben, die in die Kirche gehen und die sich sonst als religiös bezeichnen. Wenn man auf das Wesentliche kommt und fragt: Sind Sie ein gottesfürchtiger Bürger? Glauben Sie an Gott? Dann sagt die Mehrheit unserer Leute: Ja, das tun wir. Und von diesen Nationen verlang Gott gewaltige Feuerkraft gegen die Sowjetunion. So dass diese Nation vernichtet wird wie in Hesekiel, Kap. 39 beschrieben, an einem einzigen Tag.

Reporterin: Mit Atomwaffen?

TV-Prediger: Es müssen Atomwaffen sein. Um eine so gewaltige Zerstörung herbeizuführen, werden Atomwaffen beteiligt sein. (…)

Buchautor Hal Lindsey: Die Propheten zeigen, dass Israel der Schlüssel zu dieser ganzen Konstellation des Weltgeschehens ist. In der Tat wäre nichts von Bedeutung für die Prophezeiung des zweiten Erscheinens von Christus, wenn Israel nicht als Nation wiedergeboren wäre. Vor der Wiedergeburt als Nation im Mai 1948 war nichts in diesem Bereich von Bedeutung. Aber nun ist es von Bedeutung und wie geweissagt, sind sie der Brennpunkt der ganzen Welt geworden. Hauptsächliche wegen einer diktatorischen Macht, die prophezeit wurde, der Zusammenschluss der arabischen Staaten. Und der Grund ihres Zusammenschlusses würde nach der Prophezeiung das gemeinsame Bemühen sein, den wiedergeborenen Staat Israel in den letzten Tagen der Welt zu zerstören. Und genau das erleben wir ja heute.

Natürlich ist Israel zum Brennpunkt der ganzen Welt geworden wegen der Ölvorkommen, die den arabischen Staaten gehören. Was auch immer in den arabischen Staaten zu Unruhen führt, versetzt die ganze Welt in Unruhe. Was sie natürlich am Meisten stört, ist Israel, und besonders Jerusalem.

Sprecher: Im März 1984 fand in Washington ein Kongress der Fundamentalisten statt. Viele mit ihren Zielen sympathisierenden Politiker waren als Redner eingeladen, darunter auch Präsident Reagan.

Reagan: Es ist wirklich eine Freude, unters o vielen zu sein, die fest daran glauben, dass die Antworten auf die Probleme der Welt in Gottes Wort gefunden werden können.

Journalist: Er telefonierte mit Robert Dine, dem führenden Vertreter und Lobbyisten dieser jüdisch-amerikanischen Interessengruppe, um ihm dafür zu danken, dass er Reagan geholfen hatte, den Kongress zu überzeugen, die amerikanischen Marinesoldaten im Libanon für 18 Monate zu stationieren, ich sollte es vielleicht genau vorlesen, weil es mich überaus stutzig machte und mich zu der Überzeugung brachte, dass hier mehr dahinter steckt, als selbst einem kritischen Betrachter auffällt. Reagan sagte zu Tom Dine, ich habe die Niederschrift selbst gesehen:

„Wissen Sie, ich habe bei Ihren alten Propheten im Alten Testament nachgelesen, und die Zeichen für ein Armageddon, und ich frage mich, ob wir nicht die Generation sind, die diese Zeit miterlebt. Ich weiß nicht, ob Sie eine von diesen Prophezeiungen in letzterer Zeit bemerkt haben, aber glauben Sie mir, sie beschreiben mit Sicherheit die Zeit, die wir durchmachen.“

Wir wissen nicht, ob Präsident Reagan an biblische Prophezeiungen glaubt, aber wir wissen, dass er bei mindestens fünf Gelegenheiten in den letzten vier Jahren gesagt hat, Armageddon könnte sich in dieser Generation ereignen, und es könnte im Mittleren Osten beginnen. (…)

Reagan: Vor ein paar Jahren hörte ich einen jungen Vater, ein sehr prominenter Mann der Unterhaltungsbranche, der zu einer riesigen Versammlung in Kalifornien sprach. Es war die Zeit des Kalten Krieges, und die Menschen beschäftigten sich sehr intensiv mit dem Kommunismus und mit unserem way of life, und er sprach zu diesem Thema. Und plötzlich hörte ich ihn sagen: „Ich liebe meine kleinen Mädchen über alles.“ Und ich sagte zu mir, „oh nein, sag es nicht“. Aber ich hatte ihn unterschätzt. Er fuhr fort: „Ich würde meine Töchter lieber jetzt sterben sehen, noch an Gott glaubend, als sie unter dem Kommunismus aufwachsen zu lassen und eines Tages zu sterben und nicht mehr an Gott zu glauben.“ [3]

 

Gefährliche Irre

Die hier skizzierten Vorstellungen sind keineswegs abseitige, zu belächelnde Spinnereien von Außenseitern. Während Clintons Präsidentschaft ließ zwar nicht die präsidiale Vorliebe für Kriege nach, aber immerhin die Neigung, sie mit einem Göttlichen Auftrag zu begründen – stattdessen wurden vorzugsweise die „Menschenrechte“ als Kriegsvorwand hergenommen. Die noch rechteren Rechten blieben derweil nicht untätig, sondern bauten ihre Meinungsindustrie aus. Als Einpeitscher tat sich der Ex-Reagan-Berater Gary Bauer hervor, und der aus seinem Stall stammende „Sonderermittler“ Kenneth Starr kümmerte sich um Clintons Oral Office- und Bettgeschichten.

George W. Bush bereitete sich schon mal auf „Höheres“ vor, und kandidierte 1998 für die Leitungsgruppe der Christian Coalition, deren Präsident der Senator John Ashcroft wurde.

„Mitten im Präsidentenwahlkampf des Jahres 2000 wird George W. Bush gefragt, wer seiner Meinung nach der größte Philosoph der Welt ist: ‚Jesus Christus’, antwortet der damalige Republikaner-Kandidat und nickt dazu energisch mit dem Kopf: ‚Denn er hat mein Leben verändert.’“ [4] Wie keiner seiner Vorgänger versteht sich der US-Präsident bei seinen Entscheidungen als Sprachrohr und Bote Gottes:

Nach einem BBC-Bericht soll der bibeltreue Bush seine göttlichen Eingebungen im Juni 2003 bei einem Treffen mit den Palästinenserführern Nabil Shaath und Mahmoud Abbas offenbart haben: „Gott hat mir aufgetragen, George geh’ los und bekämpfe die Terroristen in Afghanistan und ich habe es getan“, zitiert Saath den US-Präsidenten: „Dann hat Gott mir aufgetragen, George geh’ los und beende die Tyrannei im Irak und ich habe es getan. Und jetzt fühle ich wieder, dass das Wort Gottes zu mir kommt. Geh’ los, gib den Palästinensern ihren Staat, den Israelis ihre Sicherheit und dem Nahen Osten seinen Frieden. Und bei Gott, ich werde es tun.“ [5]

Nach einem Jahr des Irak-Fiaskos orakelte Bush ungerührt: „Wir können dieser höheren Macht vertrauen, die uns durch die nächsten Jahre führen wird. Und bei allem was uns bevorsteht wissen wir, dass der Wille Gottes stets gerecht und wahr ist.“ Das dürfte so sicher sein, wie das Geheimnis, das er seinem engen Freund und damaligen US-Wirtschaftsminister Don Evans anvertraute: er sei davon überzeugt, dass Gott ihn dazu bestimmt habe, Amerika durch diese schweren Zeiten zu führen: „Ich glaube, es ist Gottes Wille, dass ich Präsident bin.“

Zu Beginn des neuen Jahrtausends bezeichneten sich 46 Prozent der Amerikaner laut einer Gallup-Untersuchung als evangelikale oder wiedergeborene Christen, 68 Prozent glauben an den Teufel, 48 Prozent an die Schöpfung. [6] Die Washington Post geht von 98 Millionen Evangelikalen in den USA aus.

Der ‚Stern’ berichtete, dass die Frömmler auch die zentrale Zielgruppe für George W. Bushs zweiten Präsidentschaftswahlkampf waren. Wahlkampfmanager Karl Rove vermutete, vier Millionen Wähler seien den Republikanern bei der Wahl 2000 durch die Lappen gegangen, weil man die christliche Botschaft nicht offensiv genug vertreten habe. Fortan redete Bush verschärft über „Gottes Geschenke für die Menschen“ und füllte seine Reden mit Gospel-Refrains und Bibelzitaten. Dank eigener Biografie war George W. Bush für die Rolle prädestinert – 1986 konvertierte von den Anglikanern zu den Methodisten, um fortan als wiedergeborener Christ hausieren zu gehen, wofür der völlige Verzicht auf Alkohol zum öffentlichen Erkennungssymbol wurde.

Laut ‚Stern’ beginnt der Tagesablauf des Präsidenten mit der Lektüre seines Lieblingsbuches „Mein Äußerstes für den Höchsten“, eine Sammlung täglicher Bibellektionen. Er bittet Gott um den Segen für sich und die Nation und sei „der festen Überzeugung, dass eine Antwort auf die Probleme der Gesellschaft und des Terrorismus existiert: Gib jedem Menschen die Chance, Gott zu finden“. So wähnt er sich auch im „Kampf gegen das Böse“ in allerhöchster Mission. Nach einem Treffen mit Bush in Wahlkampfzeiten meinte der christliche Radiomoderator Jim Cody: „Es scheint, als sei er im Auftrag Gottes unterwegs. In der Bibel heißt es, Gott ersehe Führer aus. Wenn er Gott wirklich in sich trägt, wäre er ein Gesalbter.“ Salbe hin oder her – schmierig in jedem Fall.

Welches Weltbild der Präsident und viele seiner einfacher gestrickten Zeitgenossen mit sich tragen, bringt pointiert der prominente Fernsehagitator Pat Robertson zum Ausdruck [7]: „Es gibt keine Trennung von Staat und Kirche in der Verfassung. Das ist eine Lüge der Linken, die wir nicht mehr hinnehmen werden.“ Der Feminismus sei eine „sozialistische, anti-familiäre Bewegung“, die Frauen dazu veranlasse, „ihre Männer zu verlassen, ihre Kinder zu töten, Hexerei zu praktizieren, den Kapitalismus zu zerstören und lesbisch zu werden“.

 

Bibeltreu und kriegstüchtig

Von der Verschrobenheit zur Gemeingefährlichkeit ist aber nur ein Schritt: In seiner eigenen TV-Show erklärte der fromme Robertson über Venezuelas Präsident Hugo Chavez: „Wenn er glaubt, dass wir versuchen ihn zu ermorden, dann sollten wir es wahrscheinlich wirklich tun. Es ist sehr viel billiger, als einen Krieg beginnen … und ich glaube nicht, dass deswegen die Öllieferungen gestoppt werden würden.“ [8]

Ehrendache, dass Robertson und seine Prediger-Brüder bei den aktuellen Kreuzzügen mit dabei sind.[9] Richard Land vom Südlichen Baptistenverband, der Fernsehprediger James Kennedy und der Präsident des Verbandes Christlicher Schulen, Carl Herbster, vertraten in einem gemeinsamen Schreiben die Auffassung, dass US-Präsident George W. Bushs Irakpolitik den christlichen Kriterien des „gerechten Krieges“ entspreche.

Auch bei der Generalmobilmachung gegen den Islam leisten die Gottesmänner ganze Arbeit. In der Sendung „60 Minutes“ des US-amerikanischen Fernsehsenders CBS beschimpft Jerry Falwell den Propheten Mohammed: „Ich denke, dass Mohammed ein Terrorist war. Ich habe genügend muslimische und nicht-muslimische Autoren gelesen, um sagen zu können, dass Mohammed eine gewalttätige Figur, ein Mann des Krieges gewesen ist“, so Falwell. „Meines Erachtens hat Jesus das Beispiel der Liebe gezeigt, wie dies schon Moses tat, und Mohammed tat das Gegenteil.“. [10] Der „christliche Präsident“ Bush warnte in einer Grundsatzrede Anfang Oktober 2005 „vor der ‚teuflischen Ideologie islamischer Radikaler’, die ein Imperium von Spanien bis Indonesien errichten wollten“. [11]

Eine besonders enge Zusammenarbeit, zum Teil weitgehende personelle Identität besteht zwischen christlichen Fundamentalisten und zionistischer Lobby. Robertson, Falwell und andere sind Wortführer einer christlich-zionistischen Einheitsfront. Zusammen mit jüdischen Organisationen haben viele von ihnen nach dem 11. September ihre Unterstützung für Israel demonstriert. Es sind jedoch vor allem die so genannten christlichen Zionisten unter den Evangelikalen, die glauben, dass die Juden das von Gott erwählte Volk sind und ein göttliches Recht auf das gelobte Land haben. [12]

„Gott hat den Juden das Land Israel gegeben“, schwärmt Gary Bauer, neuer Stern am Himmel der Christian Coalition. Ihr Glaubensmotiv, die evangelikale Erwartung einer apokalyptischen „Armageddon-Schlacht“ weist diese „Israel-Freunde“ jedoch keineswegs als Freunde der Juden aus: Erst wenn alle Juden in Israel sind, kehrt der Messias zurück, doch dann müssen sie ihn anerkennen, sonst werden sie vernichtet. Dieser „Glaube“ zeigt, wie sich hinter dem zur Schau getragenen Philosemitismus letztlich ein kruder Judenhass verbirgt. [13]

Die Vorstellung jedoch, dass gemeingefährliche Spinner eben „typisch USA“ seien, wovon wir in Deutschland „Gott sei Dank“ verschont seien, hat mit der Realität nichts zu tun.

 

Deutsche Filialen und Nachbeter

Die Hardcore-Fraktion bildet die „Partei Bibeltreuer Christen“, die es als ihre Aufgabe ansieht, die „theologische und rechtliche Legitimation des Irak-Krieges durch den noachitischen Bund“ nachzuweisen: „Gläubigen Christen sollte es nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Erde nicht schwer fallen, die religiöse, genauer gesagt: christliche Haltung des Weißen Hauses zu verstehen und sich mit ihr zu solidarisieren. Es ist ja nicht einzusehen, warum die gläubigen Christen sich der ‚säkularen Weltsicht’ des offiziellen Europas anschließen sollten.“ [14]

Es sei in den deutschen und europäischen Medien nicht zur Kenntnis genommen worden, „dass sich Präsident Bush bei der Entscheidung zum Irak-Krieg auf den ‚noachitischen Bund’ berufen hat. In den Bestimmungen dieses Bundesschlusses Gottes mit Noah, dem Vertreter aller Menschen, heißt es: ‚Vergießt einer das Blut des Menschen, dem werde durch Menschen sein Blut vergossen’ (1.Mose 9,6). Auf hebräisch lautet dieser Satz: ‚Schofek dam ha-Adam, ba-Adam Damo jischafek.’ In diesem Satz ist die gesamte Rechtsordnung auf der Erde begründet.“

Pfarrer Gensichen folgert: „Präsident Bush hat aufgrund seines Glaubens an den geoffenbarten dreieinigen Gott eine Überschreitung des geltenden, nur in der Vernunft des Menschen begründeten Völkerrechts hin zu einem in Gottes Willen begründeten Völkerrecht gewagt und hat ein unterdrücktes, gequältes Volk befreit, das allerdings noch beweisen muss, dass es diese Freiheit zum Guten gebrauchen will. Ich wüsste nicht, warum wir Bush nicht loben sollten, dass er das Wagnis eingegangen ist.“ [15]

Doch nicht nur obskure Vereine wie diese Minipartei repräsentieren die fundamentalistischen und evangelikalen Kräfte in Deutschland. Der einflussreichste Zweig gibt sich moderater, Dachorganisation ist die Evangelische Alliamz Deutschlands. Man unterhält neben einer Kette „christlicher“ Hotels vielfältige Parallelstrukturen zur Evangelischen Kirche, u. a. die evangelikale Nachrichtenagentur „idea“ (konkurrierend zum evangelischen Pressedienst), und die lobt ihr bestes Pferd im Stall, den Fernsehjournalisten Peter Hahne, als „bekanntesten evangelikalen Christ in Deutschland“. Der als Kolumnist in Springers ‚Bild am Sonntag’ (Werbung: Bams hat mehr Bums) den „geistigen“ Boden bereitet, auf dem sich seine Bücher bestens verkaufen.

Sein Bestseller „Schluß mit lustig – Das Ende der Spaßgesellschaft“ verspricht laut Verlagswerbung „alte Werte, die tragen, Halt geben und die es zu verteidigen gilt“. Für die nicht gerade als links verschriene ‚Frankfurt Allgemeine Zeitung’ hat sich „der ZDF-Mann Peter Hahne mit einem dumpfen Traktat wider die Moderne als Stammtisch-Theologe profiliert“. „Zur Rettung des Abendlandes empfiehlt Hahne ‚Bibeltreue und Christusfreude statt Multikulti und Tagespolitik’. Wie sich das mit seiner anderen Kernforderung verträgt (‚Holt Gott in die Politik zurück’), verrät er nicht,“ spottet die FAZ-Kritik. Hahne würde „Paranoia als öffentlichen Zustand“ herbeischreiben, um sich „daran (zu) delektieren“. Allerdings sei „Bedeutungshuberei durch angestrengtes Silbenbetonen noch nicht gleichbedeutend mit Denken. Und neu ist leider nichts von dem, was Hahne zu denken wähnt“, während „eine eigenartige Sehnsucht nach mittelalterlichen Verhältnissen in Hahnes Buch häufiger aufflammt.“ [16]

Die Leitfigur der deutschen Evangelikalen ist zugleich Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Unter den Seinen spricht er auch mal Klartext, so beim „Christustreff des Württembergischen Brüderbundes“ am 20. Oktober in Böblingen. Er kritisierte eine „Unlust“ an Mission: „Obwohl die EKD-Synode 1999 Evangelisation und Mission als Herzstücke der kirchlichen Arbeit bezeichnet habe, lehnten es immer noch zahlreiche kirchliche Meinungsbildner ab, Jesus Christus unter Moslems und Angehörigen anderer Religionen zu verkündigen. Ein interreligiöser Dialog ohne das Bemühen, den Weg zum ewigen Heil zu zeigen, sei menschenverachtend, weil ihm das Schicksal von Nicht-Christen gleichgültig sei, sagte Hahne vor rund 4.000 Besuchern“ nach einem Bericht seiner Hausagentur ‚idea’. „Das Reich Gottes brauche evangelistische Gemeinden an Stelle von sektiererischen Einzelkämpfern, so Hahne.“

 

Missionsfelder und Schafe

Nicht nur US-Filialisten und Evangelikale sind hierzulande Sachwalter des christlichen Fundamentalismus. Auch die traditionelle Amtskirche versucht den Schulterschluss, und setzt dabei auf eine schärfere Gangart in ihren traditionellen Kampffeldern, wie gegen Homosexualität und Abtreibung. Nach den Worten von Frank Pohl, Sprecher des Kölner Lesben- und Schwulenverbandes, wolle man „durch das Image von Hardlinern und mit kernigen Parolen“ Terrain gewinnen. Anlass war wieder einmal der Kölner Erzbischof Joachim Meisner, der vor Katholiken in Budapest ausführte, die europäische Werteordnung sei durch Drogensüchtige, Terroristen sowie Wissenschaftsgläubige gefährdet. „Unsere europäische Gegenwart trägt darum auf vielfältige Weise solche Todeskeime in sich, die den gesunden Organismus vergiften, ja zum Kollabieren kommen lassen.“ In diesem Zusammenhang hatte Meisner auch die Homosexualität verurteilt, „die der Schöpfungsordnung widerspreche“. Daran schloss er die Frage an: „Kann der europäische Mensch aus eigener Kraft all diese Gifte ausschwitzen oder überwinden.“ [17]

Besonders ergiebig erweist sich die Zusammenarbeit mit den „Lebensschützern“. Die Juristen-Vereinigung Lebensrecht (JVL) stellte ihre diesjährige Jahrestagung ins Zeichen einer engeren Zusammenarbeit mit den Kirchen. „Ein Schulterschluss, wie es ihn in den USA zwischen den Kirchen und der Pro-Life-Bewegung gibt, scheint danach nicht mehr ausgeschlossen:“ [18] Diesen Optimismus beflügelte ausgerechnet Bischof Walter Mixa, als Bundesmilitärbischof ein besonders berufener Lebensschützer.

Er „begeisterte nun die Lebensrechtler mit seinen Ausführungen ‚Kirche und Lebensrecht – Kirche und Lebensrechtsorganisationen’: „Für den Christen ist das Kind im Mutterleib Geschöpf Gottes und nicht Teil der Mutter“, Abtreibung“ sei „eine Schändlichkeit“, „ein schwerer Verstoß gegen das sittliche Gesetz“, „verabscheuungswürdige Verbrechen“. Der Osnabrücker Sozialethiker Manfred Spieker lobte die Pro-Life-Bewegung in den USA, „zusammen mit evangelikalen kirchlichen Gemeinschaften und Gruppen, die sich mit der katholischen Kirche in den achtziger Jahren verbündeten, hat sie in drei Jahrzehnten einen Kampf für die Kultur des Lebens geführt. Es sei fast unmöglich, die dortige Kirche von der Pro-Life-Bewegung zu unterscheiden.“

Da hielt es auch Mixa nicht mehr auf seinem Plüschsessel, und er nahm Anleihe bei seinem konkurrierenden evangelikalen Vordenker: „Wenn Peter Hahne sagt: Schluss mit lustig, dann sage ich: Schluss mit katholischer Feigheit! Raus aus den Plüschsesseln und hinein in die Gesellschaft.“ [19]

Dass sich die Fundamentalisten auch in Deutschland nicht über Resonanz beklagen müssen, verriet der Dokumentarfilm „Jesus‘ junge Garde. Die christliche Rechte und ihre Rekruten“ [20] . Vor dem Brandenburger Tor tanzen, beten, weinen etwa 10.000 ekstatische Jugendliche in einer Massenandacht. So sieht eine Erweckungsbewegung aus, zu der die amerikanische Bet- und Bußgemeinde „The Call“ aufgerufen hat. Sie wollen ihre Erfolge in den USA auch in Europa durch systematische Evangelisation wiederholen, wobei die Jugend, die den Kirchen abhanden kommt, ihre Hauptzielgruppe ist. Die evangelikalen Rattenfänger von „The Call“ drillen bereits 12-Jährige zu Straßenmissionaren, die unter Gleichaltrigen Beute suchen.[21] Zwischenzeitlich sollen die christlichen Erwecker gar das Berliner Olympiastadion für ein Massenspektakel gebucht haben.

In der Münchner Olympiahalle endete am 26.03.2006 „der größte Gottesdienst Europas“, wie die deutschen Evangelisierer stolz verkünden – „ProChrist 2006“ hieß die Kampagne. Nach dem „Evangelisationskongress“ 1974 in Lausanne wurde in Deutschland die „Lausanner Bewegung“ gegründet, Paten waren die Evangelikalen Spitzenorganisationen Evangelischen Allianz und Arbeitsgemeinschaft Missionarischer Dienste. Aus ihrer Arbeit entstand die evangelistische Initiative ProChrist, die per Satellit vernetzte „Evangelisationen“ mit dem Evangelisten Ulrich Parzany vorbereitet und durchführt. [22]

Mit solchen Missionsaktion gelingt es den Fundamentalisten zunehmend, sich den Amtskirchen als Partner und Helfer anzudienen. Das Kuratorium von Pro Christ 2006 vereinte prominente Fundamentalisten mit Amtskirchenfunktionären und dem politischen Klerikalismus: [23]

Der evangelikale Frontmann Peter Hahne mit seinem Präses Peter Strauch, Vorsitzender der Evangelischen Allianz, Landesbischöfe aus Baden und Bayern, Thüringen und Sachsen, Manager und Unternehmer mit Namen wie Deichmann oder Graf zu Castell-Castell, Schauspielerin Susanne Steidle und Frank-J. Weise, Vorsitzender der Bundesagentur für Arbeit, ausgediente Ministerpräsidenten (Teufel) oder SPD-Vorsitzende (Vogel), Aktive wie Christian Wulff, Niedersächsischer Ministerpräsident, die tiefschwarze Christine Lieberknecht, Thüringer CDU-Fraktionvorsitzende sowie Günther Beckstein, Innenminister in Bayern (ohne Worte).

Auch die Kleinsten blieben nicht verschont: „ProChrist für Kids“ sollte Kinder „zum Staunen bringen“, und zumindest in Nürnberg staunten nicht nur Kinder nicht schlecht. Als Helfer und Attraktion hatten die Rattenfänger das Team vom „Turm der Sinne“ in Nürnberg engagiert, einer Einrichtung des – Humanistischen Verbandes Nürnberg! [24] Ob der bisher eher den Konfessionslosen zugetane Verband in diesem Fall in eine Falle ging, der Drang nach „gesellschaftlicher Anerkennung“ alle Hemmungen fahren ließ, oder gar höhere Mächte im Spiel waren – ein Fall zum Staunen bleibts zweifellos.

 

Wir sind Gott

Mit einer ganzseitigen Anzeige in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung grüßte der Cartellverband katholischer deutscher Studentenverbindungen (CV) den Bundesbruder Joseph Ratzinger anläßlich der Wahl zum Papst und wünschte dem »265. Nachfolger Jesu Christi, seiner Heiligkeit Benedikt XVI.« alles Gute sowie »allzeit die rechte göttliche Eingebung«. Einhundertsechsundzwanzig katholische akademische Korporationen unterzeichneten diese Huldigungsadresse. Mich als gelernte Katholikin versetzt das in ungläubiges Staunen. Im Religionsunterricht habe ich gelernt, daß die Päpste Nachfolger des Apostels Petrus als des Bischofs von Rom sind und dieser der Stellvertreter Jesu Christi war. Nun aber der Nachfolger? Nimmt Joseph Ratzinger göttliche Eigenschaften an? Wozu braucht er dann noch göttliche Eingebungen? Wäre Ratzinger noch als Leiter der Glaubenskongregation tätig, müßte ihn die Anzeige auf den Plan rufen. Vermutlich ist den deutschen katholischen Cartellbrüdern die Botschaft der Bild -Zeitung zu Kopf gestiegen: »Wir sind Papst«, da wollten sie noch eins draufsetzen: Endlich ein deutscher Gott! Marja Winken in Ossietzky 9/2005


Fußnoten

[1] Vgl. „Nation unter Gott?“, AutorInnenkollektiv, Hrg. v. Sabine Dreßler, Hamburg, 1986

[2] Dr. Klaus Steiniger, Mit Lüge und Lunte, UZ, 13.03.1998

[3] Vgl. „Nation unter Gott?“, S. 22 ff., a.a.O.

[4] Peter Gruber, Bushs göttliche Eingebungen, Focus 09.10.2005

[5] ebenda

[6] Stern, 2004

[7] Freie Internet-Enzyklopädie Wikipeda

[8] „The 700 Club“, 22. August 2005, von vielen religiösen Kanälen ausgestrahlt

[9] www.livenet.ch – Internetportal von Schweizer Christen

[10] alle Zitate ebenda

[11] Peter Gruber, a.a.O.

[12] Der Krieg der Frommen, Olivia Schoeller, DIE ZEIT, 03.03.2006

[13] siehe Beitrag von Klaus von Raussendorff in diesem Heft

[14] Homepage der Partei Bibeltreuer Christen

[15] ebenda

[16] Ernst ist der neue Spaß, Sascha Lehnartz, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 20.02.2005

[17] DER SPIEGEL, 30.10.2003

[18] Stefan Rehder in Die Tagespost, 09.05.06

[19] ebenda

[20] von Tita von Hardenberg, Jobst Knigge und Britta Mischer, gezeigt am 16.11.05 in der ARD

[21] Frankfurter Rundschau, 16.11.2005

[22] www.ead.de/werke/werke_prochrist.htm

[23] www.prochrist.de/336/index.php

[24] www.mm-gemeinde.de/projekte/proc_kids.html

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