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500 Jahre Reformation

Bericht über eine Veranstaltung anlässlich des 500. Jahrestages der Reformation am 11.11.2017 in Eisenach

von Thomas Loch

Reformationsjubiläum, 1517 schlug Luther seine Thesen (oder auch nicht) an das Tor der Wittenberger Schlosskirche und 500 Jahre später wird das Reformationsjubiläum mit nicht unerheblichen Pomp begangen. Ein Jahrmarkt der Eitelkeiten, Gäste reichten sich die Klinke in die Hand, es wird jubiliert und verklärt, gelegentlich auch erklärt, es wird gefeiert und gepriesen, der Kritik gehuldigt und viel wurde geschrieben, veröffentlicht und sicher auch gelesen. Sich mit diesem Jubiläum kritisch auseinanderzusetzen ist ein Gebot der Zeit, genauso wie festzustellen, welche Bedeutung die Reformation für dieses Land, für Europa und letztlich für die Welt hatte.

Um das große Jubelfest zu begehen, wurde von offizieller Seite viel investiert, eine ganze Dekade wurde zu diesem Zweck ins Leben gerufen und trotzdem sorgte so manches Ergebnis für Ernüchterung. Die Kirchen hatten sich mehr davon versprochen, gar mit einem Anwachsen ihrer Herde gerechnet, Besucher strömten reichlich an die Orte der Reformation und an die Orte in welchen Luther lebte, allein es wurde im Vorfeld mit mehr gerechnet.

Das große Jubelfest zum Reformationstag war schon Geschichte, als sich in Eisenach Menschen zusammenfanden um sich mit der Reformation und der Rolle Luther aus einem weltanschaulich anderen Blickwinkel, als allgemein üblich, auseinanderzusetzen. Der Landesverband Thüringen des Deutschen Freidenkerverband hatte eingeladen und wurde unterstützt von der LAG Laizismus der Partei DIE LINKE, dem HVD Thüringen, der Giordano-Bruno-Stiftung und dem Landesverband Sachsen-Anhalt des Deutschen Freidenkerverband. Am 11.11.2017 um 11:00 Uhr war es soweit und die Veranstaltung im „Augustiner Bräu“ wurde eröffnet und bevor der erste Vortrag gehalten wurde, spielte die Sandra Peschke Band einige Stücke zur Einstimmung. 

Der erste Referent war Dr. Horst Groschopp und sein Vortrag überschrieben: „Mit Luther alles in Butter“ – Anmerkungen zur deutschen Luther-Rezeption aus humanistischer Perspektive.

Es wurde ein Überblick über die vielfältige Auseinandersetzung mit dem Thema gegeben und neuere Erkenntnisse aufgezeigt. Die Person Luthers spielte eine nicht unbedeutende Rolle zu dieser Zeit, allerdings ist nicht alles so gewesen, wie es heute oft dargestellt, manches wurde im Nachhinein, insbesondere ab dem 18 Jahrhundert, dem Zwecke damaliger Erinnerungskultur entsprechend gestaltet. Luther wurde in der Geschichte gebraucht, aber auch in den verschiedensten historischen Epochen missbraucht.

Der zweite Referent sprach über die „Frühbürgerliche Entwicklung in Deutschland“, insbesondere aber auch über die Vorgeschichte, welche letztlich zur Reformationsbewegung zum Beginn des 16 Jahrhundert führte. Dabei spielte das sich im Verlauf der Jahrhunderte verändernde Verhältnis zwischen Papstkirche und Feudalstaat keine unbedeutende Rolle, war es doch gerade dieses Verhältnis, welches die Reformationsbewegung hierzulande begründete. Letztlich wurde der Bogen vom Hochmittelalter bis in die Gegenwart gespannt. Den Ausführungen war folgendes Zitat von Friedrich Engels vorangestellt: „Die Bourgeoisie macht alles zu einer Ware, also auch die Geschichtsschreibung. Es gehört zu ihrem Wesen, zu ihren Existenzbedingungen, alle Waren zu verfälschen: sie verfälscht die Geschichtsschreibung. Und diejenige Geschichtsschreibung wird am besten bezahlt, die im Sinn der Bourgeoisie am besten verfälscht ist.“*

Nach beiden Vorträgen wurde diskutiert und nach Abschluss der Veranstaltung gab es die Möglichkeit an einer Stadtführung durch Eisenach teilzunehmen. Während der Veranstaltung gab es einen Tisch mit einer Auswahl von Publikationen der beteiligten Organisationen.

Bilder: Witold Fischer


Bild oben: pixabay.com / User: andibreit